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Tilker, Andreas
Tanikama: Dämonologie und Exorzismus in Sri Lanka — 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.8392#0046
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für Pirith die, daß sie die Yaku bekehren oder zumindest besänftigen
sollen. Pirith findet bei vielen Anlässen Anwendung: Krankheit,
Erinnerung an einen Toten, Einweihungen, Eröffnung des Parlaments oder
auch Ankunft und Abfahrt des Premierministers vom Flughafen (YALMAN
1964: 121); ebenso werden Pirith-Texte jeden Morgen von Radio Ceylon
für fünfzehn Minuten ausgestrahlt. Die Rezitation von Pirith -
die auch Laien vornehmen können, aber als weniger wirksam angesehen wird -
ist verdienstbringend, soll Segen, Glück und die Vertreibung von bösen
Geistern, Dämonen und Unglück sichern.2^

Die Mönche sind Antagonisten übelwollender Dämonen, jedoch geben sie sich
nicht direkt durch Besänftigung und Austreibung mit ihnen ab. Ihre Tech-
nik ist die der positiven Belehrung durch heilige Texte, kombiniert mit
dem rituellen Gebrauch von Faden (pirit nül) und Wasser, auf die die
Kraft der Worte übertragen wird (TAMBIAH 1970: 207). Am Ende werden
die Anwesenden mit dem heiligen Wasser besprengt, der Faden wird zer-
schnitten und als Schutz um das Handgelenk gebunden. Genauere Be-
schreibungen eines Pirith-Rituals geben WIRZ (1941: 210-211) und YALMAN
(1964: 121-122).

5.6. Naturwissenschaft!iche Mediziner

In westlicher Medizin ausgebildete Ärzte sind für die meisten Singha-
lesen leicht erreichbar und heutzutage wohl oft die ersten, an die
man sich bei einem Krankheitsfall wendet. Die meisten Dörfer haben ei-
ne Apotheke, und viele Städte besitzen Krankenhäuser. Die Ärzte sind
häufig Singhalesen oder Tamilen, die in England oder den USA ausgebil-
det wurden (AMARASINGHAM 1980: 74).

1) Der Ratana Suffa, ein Pirith-Text, handelt davon, wie Buddha die
Dämonen, die die Stadt Vischala zu zerstören drohten, unterwarf.
Ebenso handelt das Atanatiya Sutta von Dämonen und ihrer Bannung

2) Nach 0BEYESEKERE (1970: 62) werden die bäuerlichen Praktiken zu-
nehmend durch die Rezitation der Pirith-Texte ersetzt.
 
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