Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 3.1910(1911)

DOI Heft:
F. Buecheler, Bonn: Rede bei der Enthüllung der Hettner-Büste im Provinzialmuseum zu Trier am 17. Juli 1904
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44042#0051
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
- 37 —
mäler- und Altertumskunde sich vergegenwärtigen. Wie immer in fortschreitender
Zeit und Bildung, sind gewisse Sätze und Anschauungen heute selbstverständlich und
jedem Anfänger bewusst, die einst umstritten und auch Sachverständigen nicht in Fleisch
und Blut übergegangen waren. Hettner hat in diesen Landen die Glocke angeschlagen,
die weiter klang und klingen wird, so Gott will, in spätesten Tagen. Denkmäler,
Antiquitäten sind in Trier wie im Mittelalter, so später beachtet und bewahrt worden,
haben gelehrte und technisch erfahrene Männer zu Beschreibung und Behandlung an-
gereizt. Grösster Dank gebührt den geistlichen und weltlichen Behörden, der preus-
sischen Regierung, der Gesellschaft für nützliche Forschungen, den Korporationen und
Privaten, welche so viel auf uns gebracht, konserviert und der wissenschaftlichen
Bearbeitung übergeben haben. Und es freut mich, hier auch die Pietät festzustellen,
welche Hettner solchen Vorgängern erwiesen, z. B. als Herausgeber des Mosaik-Nach-
lasses von Herrn v. Wilmowsky. An Liebe, Eifer oder Begeisterung für Altertum und
Kunst hat es den Aelteren wahrlich nicht gefehlt, wohl aber an der rechten Methodik,
welche die einzelnen Reste scharf und genau zu deuten versteht, und so versuchen
kann die trümmerhafte Ueberlieferung zu rekonstruieren und den geschichtlichen Pro-
zess in seinen Zusammenhängen nach oben und nach unten darzulegen. Ein Liebhaber
pflegt das Doppelte zu wissen, das heisst zu dichten, von dem, was das Beweismaterial
ergibt, ein Zögling jener Methode weiss wahrscheinlich weniger, im günstigsten Falle
gerade so viel, als mit dem Material bewiesen werden kann. Jene Lehrart, welche
vor Begründung der deutschen Altertumswissenschaft und vor geregelter Kritik der
Schrifttexte und Quellen, also vor 100 Jahren rund, überhaupt undenkbar war, ist auf
dem Gebiete, welches für die geschichtliche Erforschung von Land und Leuten, wo
die Literaturen schweigen, hauptsächlich in Betracht kommt, auf epigraphisch-archäo-
logischem Gebiete erst nach Niebuhr, nach Weicker, so zur Anerkennung gebracht
und durch den Hochschulunterricht festgelegt, dass sie jetzt für das erste Erfordernis
der Studien gilt. Und begreiflicherweise bedurfte es noch wesentlich längerer Zeit,
ehe sie dem bisherigen antiquarischen Betrieb in einzelnen Städten und Landschaften
ein Ende machte, zumal wenn man die Abgeschiedenheit gewisser Gegenden und die
Schwierigkeiten des Verkehrs von damals erwägt; brauchte ich doch bei den Vorver-
handlungen über die Provinzialmuseen, um vom Rhein nach Trier zu gelangen, mehr
Zeit, als heute nach Spanien. In Westdeutschland, vielmehr im einstigen Germanien,
begegnet seit 1840 manche wertvolle Arbeit, wie der Museumsdirektoren von Mainz
oder von Leiden, manch Signal der neuen Aera, wie der Verein von Altertumsfreunden
im Rheinland, aber abgesehen von der zum Teil bezweckten Einseitigkeit solcher Ar-
beiten, von dem in den alten Jahrbüchern jenes Vereins mitgeschleppten Ballast der
alten Art, wie wenig allgemein in der Generation vor Hettner eine verständige An-
und Auffassung der Dinge gewesen ist, glaube ich am klarsten durch zwei Erlebnisse
meiner Jugend zu erläutern, wie in Rottenburg am Neckar und in Nennig an der Mosel
inschriftliche Urkunden, dort in erstaunlicher Anzahl, hier von erstaunlicher Wichtig-
keit, gefälscht und von unterrichteten Leuten für echt gehalten werden konnten.
Uebrigens war es in den meisten Gegenden z. B. den Donauländern, nicht besser be-
stellt, wo die planmässige Behandlung der antiken Monumente erst mit den deutschen
Gelehrten, die noch amtieren, die dafür bestimmten archäologisch-epigraphischen Mit-
teilungen aus Oesterreich mit demselben Jahr beginnen, in dem Hettner das Trierer
Museum übernahm.
Mit welchem Eifer, Geschick und Erfolg hat Hettner des Amtes gewaltet und
erreicht, wie es zu seinem Preise in der allerjüngsten Publikation der Königlich
preussischen Akademie der Wissenschaften wörtlich heisst, dass das Trierer Museum
alle römischen Museen Deutschlands an Reichtum und an Glanz übertrifft! Alle Denk-
mäler sammelte, sichtete, ordnete er, nicht etwa bloss die römischen und gallischen;
auf prähistorische legte er zuletzt mehr Gewicht; den Münzen, den kurfürstlichen wie
den römischen, wandte er besondere Sorgfalt zu. Wichtiger ist die massenhafte Be-
reicherung des Museums, die grenzenlose Erweiterung unseres Blicks und Vertiefung
 
Annotationen