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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 3.1910(1911)

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F. Buecheler, Bonn: Rede bei der Enthüllung der Hettner-Büste im Provinzialmuseum zu Trier am 17. Juli 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.44042#0050
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Rede
bei der Enthüllung der Hettner-Büste im Provinzialmuseum zu Trier
am 17. Juli 1904.
Von f F. Buecheler, Bonn').
Die Gesellschaft bat mich aufgefordert, Worte der Erinnerung an das Mitglied
zu sprechen, dessen Bild enthüllt ward. „Worte sind der Seele Bild — Nicht ein
Bild, sie sind ein Schatten: Sagen herbe, deuten mild, Was wir haben, was wir hatten!“
Ja, wir hatten ihn, auch ich, sein Lehrer und Freund und Zeit seines Lebens durch
das Provinzialmuseum mit ihm verbunden. Durch seinen jähen Tod ward die für
Mitte Oktober 1902 nach Trier berufene Sitzung der Museumskommission aufgehoben,
und statt ihm für seine 25jährige Museumstätigkeit hier einen Epinikios singen zu
können, sprachen wir ihm in Bonn den Epitaphios.
Felix Hettner, des berühmten Litterarhistorikers Sohn und namhafter Gelehrten
Bruder, kam, nachdem er seine Studien in Leipzig begonnen, 1873 mit 22 Jahren
an die rheinische Universität, wo er seine Studien fortsetzte und mit der Doktor-
Promotion anfangs 1877 beschloss. Noch in demselben Jahre ward er das Museum
in Trier einzurichten berufen, empfohlen durch Arbeiten, welche ihn dafür geeignet
erscheinen liessen, wie den Katalog des Bonner Universitäts-Museums vaterländischer
Altertümer, und mehr noch durch die an seine Persönlichkeit und Wissenschaftlichkeit
geknüpften Hoffnungen, welchen die Erfahrungen der Folgezeit Recht gegeben haben.
Trier, in Trier das Museum war und blieb die Heimstätte Hettners: hier gründete
er Haus und Familie, er plante mit und weihte ein und ordnete den Bau dieses statt-
lichen Museums, bereitete noch mit vor den erwarteten Erweiterungsbau, er gewann
bald die wichtigen Faktoren wie die Gesellschaft für nützliche Forschungen für die
Interessen und seine Leitung des Museums, wusste Personen, Kräfte, Mittel dem Museum
dienstbar zu machen. Er bewirkte, dass die Versammlung deutscher Philologen und
Schulmänner 1879 in Trier zusammenkam; durch den Vortrag, den er damals über
das römische Trier hielt, und seine Führung in den Ruinen und Denkmälern ward
deren Kenntnis und Ruf, ich hätte fast gesagt, zum ersten Mal ins ganze Vaterland,
jedenfalls in weiteste Kreise getragen. Und das Glück folgte seiner Ferse. Von den
Neumagener Funden erhielt die wissenschaftliche Welt durch seine Publikation 1881
die erste Kunde, 1882 trat er als Herausgeber eines besonderen Organs, der West-
deutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst und des zugehörigen Korrespondenzblattes
auf. So wuchs und breitete sich aus und befestigte sich sein Ansehen, der Name
Hettners gewann exemplarische Bedeutung für vaterländische Altertumsforschung. Und
so ward denn Hettner, als das Deutsche Reich die grosse, weit ausgedehnte Unter-
suchung des römisch-germanischen Grenzwalles und der Grenzkastelle in Angriff nahm,
zum archäologischen Dirigenten bei der Reichslimeskommission bestellt, ein Amt, das
ihn mehrere Jahre der Direktion des Museums entzog, wenngleich sein Stellvertreter
im Einvernehmen mit ihm und in seinem Geiste handelte, das auch, nachdem Hettner
die Museumsdirektion wieder übernommen, seine literarische Tätigkeit und Fürsorge
bis zum Tode mit in Anspruch nahm. Das Letzte, was ich von seiner Hand adressiert
erhielt, 23. September 1902, betraf Zweck und Art der Ausgrabung der Limeskastelle.
Hettners Verdienst werden diejenigen am besten ermessen, welche Trier und den
Trierer Bezirk vor den 70er Jahren kannten und den damaligen Zustand der Denk-
’) Gedruckt nach Sonderabzügen aus den Trierer Tageszeitungen, die Geheimrat
Buechelers Rede im Wortlaut brachten.
 
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