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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 3.1910(1911)

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Hettner, Felix: F. Boutrons Rekonstruktion der römischen Bäder in Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.44042#0093
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F, Boutrons Rekonstruktion der römischen Bäder in Trier.
Vortrag von f F. Hettner,
gehalten im Provinzialmuseuni am 25. November 1899.
Die Blätter, die Sie liier ausgestellt sehen (Taf. V2, VI, VII*), sind mit wenigen
Ausnahmen sämtlich von Herrn Felix Boutron, Architekt in Paris, hergestellt, sie
enthalten Rekonstruktionsversuche unserer Thermen in Barbara an der Friedrich-
Wilhelmstrasse. Herr Boutron hatte diese Zeichnungen im Salon ausgestellt und damit
den grossen Preis gewonnen. Jetzt sind die Blätter vom Staat angekauft, um auf der
Weltausstellung im nächsten Jahre ausgestellt zu werden. So werden unsere Trierer
Thermen auf einmal viel genannt und studiert werden. Für uns Trierer musste es
aber vom höchsten Interesse sein, diese Blätter kennen zu lernen und genau studieren
zu können. Wir haben deshalb Herrn Boutron aufrichtig dankbar zu sein, dass er
die Blätter nach Trier geschickt hat, aber auch unsern Dank Herrn Binsfeld abzu-
statten, der ihre Sendung nach Trier erwirkt hat.
Die Blätter sind sämtlich mit sehr grosser Virtuosität und dabei peinlichster
Sauberkeit und Feinheit gezeichnet. Eine bewundernswürdige Geduld, die nur bei
ernstester Begeisterung für den Stoff zu beschaffen war, gehört dazu, um die vielen
Blätter mit ihren vielen Wiederholungen herzustellen. Betrachten Sie namentlich diese
perspektivische Rekonstruktion und die drei koloristischen Blätter, die mit einem Blicke
auf die blaugrünen Moselberge Durchschnitte durch das Mauerwerk bieten, wie es sich
jetzt darbietet [nicht abgebildet]. Und auch jene Zeichnungen des berühmtesten Fund-
stückes der Thermen, der Amazone und einiger architektonischer Details sind unend-
lich sauber und reizvoll gemalt, doch hätte ich eine etwas energischere Wiedergabe
vorgezogen [nicht abgebildet].
Doch die künstlerische Würdigung der Tafeln erwarten Sie ja nicht von mir,
von mir werden Sie wissen wollen, welche Unterlagen hat Boutron für seine Rekon-
struktion gehabt. Hat das herrliche Gebäude, welches er auf seine Tafeln hingezaubert
hat, wirklich einst in Trier gestanden oder nur in den Regionen der Luft?
Es wird 3 oder 4 Jahre her sein, dass F. Boutron auf einige Tage in Trier war.
Ich war abwesend am Limes; ich glaube, dass dies ein Schaden war für uns beide.
Herr Boutron hat zwar alles Material, was wir an Aufnahmen haben, unbeschränkt
benutzen können, aber einige Erläuterungen würden für ihn wahrscheinlich fördernd
gewesen sein, wie ich gerne die Rekonstruktion, für die ich mich seit vielen Jahren
lebhaft interessiere, mit ihm besprochen hätte.
Die Unterlage der ganzen Arbeit bilden unsere Aufnahmen, die von Geheimrat
Seyffarth begonnen und von Assistent Ebertz fortgesetzt worden sind, mehrere Andeu-
tungen für die Rekonstruktion, die die Pläne von Seyffarth enthalten und meine ver-
schiedenen Veröffentlichungen über dieses Bauwerk. Ein Vergleich unseres Planes
(Abb. 22) mit dem Boutron’sclien (Taf. VI2) wird Ihnen dies zeigen.
Auf diesem Grundrisse hier, der ausschliesslich das Tatsächliche wiedergibt
hat dann Herr Boutron seinen Grundriss rekonstruiert (Taf. Via). Es sind drei Punkte,
in denen sich die Rekonstruktion wesentlich von dem tatsächlichen Grundriss unter-

*) Es sind liier nur die wichtigsten Blätter abgebildet. Die Gesamtzahl der Boutron-
schen Zeichnungen ist eine viel grössere. Iir.
 
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