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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Trierer Jahresberichte: Vereinsgabe d. Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — NF 3.1910(1911)

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Hettner, Felix: Die römischen Ruinen Triers: Vortrag gehalten am 3. März 1902 in der Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier
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https://doi.org/10.11588/diglit.44042#0053
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Die römischen Ruinen Triers1).
Vortrag
gehalten am 3. März 1902 in der Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier.
Von f F. Hettner.
Fünfzig Jahre vor Christi Geburt unterwarf der berühmte römische Feldherr
und Staatsmann C. Julius Caesar das heutige Frankreich und die Stämme bis an die
Nordsee und den Rhein, und darunter in unserer Gegend den tapferen Stamm der
Treverer. Auf einer schwer zugänglichen, heute uns unbekannten Höhe werden diese
ihre Hochburg, ihren Vorort, ihre Hauptstadt gehabt, haben. Noch ein volles Menschen-
alter unter römischer Herrschaft behielten sie diese bei, dann aber wurde dieser
Vorort wie der mancher anderen keltischen Völkerschaft herabgesiedelt in das Tal,
um ihm den Handel und Verkehr zugänglich zu machen. Trier wurde gegründet an
einer der breitesten Stellen des Moseltales, an der Mosel, als einer der Hauptverkehrs-
adern vom Rhein in das Herz Frankreichs und an dem Knotenpunkt, wo sich mehrere
aus Frankreich zum Rhein führende Strassen mit der Route Strassburg—Köln kreuzten.
Im Boden von Trier sind niemals vorrömische Funde gemacht worden. Was man
derart anführt, jungkeltische Münzen und belgische Töpferwaren, stammte aus römischer
Zeit. Der Kaiser Augustus erwies seiner Neugründung die Ehre, dass sie sich nach
ihm Augusta benennen durfte. Damit war gesagt, dass es die bedeutendste Stadt
nicht nur im Staate der Treverer, sondern im weiten Umkreis werden sollte.
Gleich bei der Begründung wurde ihr der gewaltige Umfang von 6 1/2 km ge-
geben, der im Norden durch die Porta nigra, im Süden durch die Ziegelstrasse, der
heutigen Grenze von Trier und Matthias bezeichnet wird. Der Beweis hierfür liegt
in den Gräberfeldern. In dem so begrenzten Terrain wurden niemals Gräberfelder
gefunden; auch die der allerersten Kaiserzeit liegen nördlich und südlich von den
bezeichneten Punkten. Da aber die Gräberfelder stets unmittelbar an der Stadtgrenze
beginnen, so zeigt ihre Lage, dass für Trier von allem Anfang an der grosse Umfang
festgelegt wurde. Er wurde anfänglich vermutlich kaum mehr als zur Hälfte in An-
spruch genommen und ist selbst in der glänzenden Zeit, als Trier Kaiserresidenz
war, nicht voll ausgenutzt worden.
Die im Gange befindliche Kanalisation gibt eine gute Gelegenheit, den Grundriss
der antiken Stadt kennen zu lernen2). Schon jetzt kann man sagen, dass das
Strassennetz rechteckig war und wenig mit dem heutigen, namentlich soweit es inner-
halb der mittelalterlichen Stadtmauer lag, gemein hat. Eine Römerstrasse zieht sich
unter der Friedrich-Wilhelmstrasse und westlich von der Feldstrasse hin; ihr parallel
läuft eine Strasse von Hotel Venedig über den neuen Viehmarkt zur Südallee, und eine
weitere, welche westlich von der Saarstrasse unter dem Theater und der Lintz'schen
Druckerei zum Gangolf läuft. Rechtwinklig zu diesen Strassen läuft eine, welche
sich mit der heutigen Gilbertstrasse deckt, eine, die in Verlängerung der Brückenstrasse
’) Zuerst gesondert gedruckt unter dem nicht ganz richtigen Titel „Das römische
Trier“ im Herbst 1909 als Festschrift für den X. Tag für Denkmalpflege in Trier. Der
Vortrag war von Lichtbildern begleitet. Da es sich dabei aber um leicht zugängliche Bilder
und Pläne handelt, konnte der Abdruck ohne Abbildungen bleiben. Die wichtigste Literatur
findet man aufgeführt bei Krüger, „Die Trierer Römerbauten“ bei den einzelnen Bauten.
2) Die Kanalisation ist inzwischen vollendet und hat zunächst die Feststellung des
römischen Strassennetzes zum Ergebnis gehabt, vgl. Graeven, Denkmalpflege 1904 S. 125.
Dabei ist auch die oben ausgesprochene Ansicht über die Ausdehnung der Stadt bei ihrer
Begründung berichtigt worden.
 
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