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er ist einfach von der Wand verschwunden,
hinter sich lassend zwei Schraubenlöcher als
stumme Zeugen einer kleinen, wenn auch
instruktiven Designtragödie. Dieser Kleider-
haken ist von der Wand verschwunden, weil
die Schwimmer in ihrem Übermut Klimmzüge
daran machen, weil kleine Jungen in ihrer
Neugierde ausprobieren, ob die Schrauben mit
einem Taschenmesser gelöst werden können,
weil Halbstarke in ihrer psychopathischen
Verrücktheit ihn mit Stumpf und Stiel heraus-
reißen.

screw-holes behind as mute evidence of
a minor design tragedy. But if it is minor,
it is also a very instructive tragedy. It has
vanished from the wall because swimmers,
in their exuberance, swing from it with their full
weight; because small boys in their curiosity
experiment to see if the screws can be undone
with a pen-knife; because juvenile delinquents
in their psychopathic bloody-mindedness
pull them out by the roots for the hell of it.

Wir könnten dem Designer vorhalten, daß er
keinen Kleiderhaken mit einer stärkeren
Befestigung entworfen hat. Aber war es sein
Fehler? Sicherlich ist der Architekt zu kriti-
sieren, weil er nicht einen den Umständen
entsprechenden Haken verlangt hat. Aber wer
schuf die Umstände? Das Hauptproblem
liegt hier darin, daß die Umkleidekabinen nicht
genügend überwacht werden. Sie sind in
einen unterirdischen kleinen Raum gepfercht;
und ich bin sicher, daß jedermann sich beglück-
wünschte zu dieser wahrlich kompakten
Planung. Aber was kommt dabei heraus?
Das Aufsichtspersonal kann die Umkleide-
räume nicht sehen. Die Leute wissen, daß sie
nicht beobachtet werden; also reißen sie die
Haken von den Wänden.

So, we might argue that the designer was
at fault for not designing a hook with
a stronger fixing that could not be unpicked.
But is it his fault? Surely the architect is to
blame for specifying a hook which was
inadequate for the circumstances in which
it found itself. But who created the circum-
stances? The basic problem here is that the
cubicles are not properly supervised. They are
packed tightly together in a small Under-
ground space, and I am sure everybody
congratulated themselves on a really compact
piece of planning. But the result is that the
attendants cannot see the cubicles, and the
people in the cubicles know they are not
observed. So they pull the hooks of the wall.

Aber wie kam diese unglückliche Kombination
von Haken und Umstand, von schlechter
Befestigung und unzureichender Aufsicht
zustande? Wegen der Knickrigkeit der Amts-
stelle, die das Design in Auftrag gab. Mit mehr
Geld hätte ein besserer Haken verlangt
werden können. Bei dem schmalen Budget
hätte der Architekt sich vielleicht für die
kompakte Planung entscheiden und das
Hakenproblem in der Weise lösen sollen, daß
er einfach die Enden von zwei Bewehrungs-
stählen aus der Betonwand herausragen läßt.
Aber ich möchte wetten, daß weder der
Architekt noch der Vorsitzende des Schwimm-
badkomitees dies als eine gute Lösung
anerkannt hätten. Nicht dergleichen hätte wohl
unter einem anderen politischen System
geschehen können, nicht etwa, weil mehr Geld
zur Verfügung gestanden hätte, sondern weil
einige Nationen es fertig bringen, ihre Bürger
zu erziehen, öffentliches Eigentum zu achten,
auch wenn niemand zuschaut. Eine Möglich-
keit, dieses besondere Designproblem zu lösen,
bestünde vielleicht darin, 50 Jahre Kommunis-
mus nach russischer Art zu haben. Alle meine
kommunistischen Freunde versichern, daß
es in Rußland keinen Vandalismus an öffent-
lichem Eigentum gibt. Aber England ist immer
noch eine Art freie Unternehmerdemokratie;
und Designer wie Beamte in England
anerkennen, daß eine der Unternehmungen,
die die Engländer sich gestatten, darin besteht,
Klimmzüge an unbeaufsichtigten Kleider-
haken auszuüben.

But how did this unfortunate combination of
hook and circumstances, poor fixing and
inadequate supervision, come about? Because
of budgetary meanness on the part of the
political authority that commissioned the
design. With more money, a better hook could
have been specified. Given the shortage of
money, the architect should perhaps have
accepted the compact planning and solved the
hook problem by simply leaving the ends of
a couple of re-inforcing rods sticking out
of the concrete. It wouldn’t have looked good
but it would have been somewhere to hang
your clothes. But I am prepared to wager that
neither the architect nor the Chairman of the
swimming pools Committee would have liked
to admit that this was a solution. And, of
course, none of this might have happened
under a different political System. Not because
more money would have been available,
but because some nations manage to train
their citizens to respect public property even
when no-one is looking. One way to solve this
particular design problem might be to have
fifty years of Russian-style communism.
All my Communist friends assure me that there
is no vandalism of public property in Russia.
But England is still a sort of free-enterprise
democracy, and people who design, or
administer design, in England must recognise
that one of the enterprises that the English
freely permit themselves is swinging from
unsupervised coat-hooks.

Die meisten von uns werden angesichts dessen
sagen: “Man kann die Leute nicht wie Wilde
behandeln. Man kann höchstens den Leuten
brauchbar und sauber gestaltete Produkte
zur Verfügung stellen und hoffen, daß sie diese

Faced with this Situation, and others like it,
most of us will be inclined to say: “But you
can’t treat people like savages. All you can do
is offer people decent equipment, and hope
that they will respect it." Personally, I don’t

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