Der klassische Stil
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werden kann. Der Kunststil der Reliefs ist, wie schon früher (S. 20) ge-
sagt, dekorativ zeichnerisch mit größter Vorliebe für eine sorgfältige
Ausführung von Einzelheiten, Fransen; Haaren, Gewebemustern, die
den Blick auf der Fläche haften lassen. Die Plastik ist in die Archi-
tektur eingeordnet. So ist auch die spärliche Rundplastik mehr
auf einseitige Betrachtung von der Vorderseite gerichtet, wie die
Statuette des Assurnassirpal, die außergewöhnlich gut erhalten ist
(Abb. 34) und den Fürsten als Beschwörungspriester darstellt. Sie
ist immerhin rundlich gehalten, während die Statue eines Königs,
wohl Tiglatpilesers III., die aus Arslan-Tasch bei Harran stammen
soll, viereckiger und kantiger erscheint (Abb. 35), namentlich auch das
Gefäß in ihren Händen. Die Statuen des Salmanassar, die in Assur
im westlichen Stadttor gestanden haben, imponieren mehr durch die
ungeheure Größe und die straffe Haltung des Königs, als durch
feine Ausführung, die wohl auch wegen des harten Basalts erschwert
sein mochte. Da die Köpfe verloren sind, geben sie nur ein unvoll-
kommenes Bild des Herrschers.
Die farbig erhaltenen Wandmalereien des Tukulti-Ninurta II.
liefern zum ersten Male ein Beispiel von der Bemalung, mit der
auch die flachen Reliefs einst versehen waren. Bei diesen hat
sich aber meist nur ein weniges Schwarz oder Braunrot an den
Sandalen der Figuren vorgefunden. Die Gemälde zeigen denselben
Stil. Wertvoll ist bei dem einen Bilde die Wiedergabe von
Regenwolken mit den Regentropfen oben am Himmelsrande. Ein
andres Gemälde stellt den vor dem Gott Assur betenden König
dar. Die Heuschrecke, die neben andern Symbolen im oberen
Felde erscheint, legt die Vermutung nahe, daß es sich um ein
Gebet wegen der schon damals verheerenden Heuschreckenplage
handelt. Salmanassar HI. ist durch sein mit 16 langen zweifriesigen
Bronzeplatten beschlagenes Doppeltor von Imgur-Enlil (Balawat)
berühmt geworden, auf denen er seine Kriegszüge bis zum Jahre 848
schildert, oft dieselben Ereignisse mehrmals illustrierend. Kurze
Beischriften erläutern die Bilder. Das interessanteste ist die Ein-
weihung der Königsstele auf der Reliefplatte D (Abb. 41), die 853
v. Chr. stattfand. Hier ist zum ersten Male ein antikes Landschafts-
bild einer originellen Gegend dargestellt, die Quellgrotten des Tigris,
der, wie noch den Römern bekannt war, in einem Teil seines Ober-
laufs unterirdisch fließt, um dann aus einer gewaltigen Höhle des
Karstgebirges hervorzubrechen. Vor der Höhle sind noch Felsen-
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werden kann. Der Kunststil der Reliefs ist, wie schon früher (S. 20) ge-
sagt, dekorativ zeichnerisch mit größter Vorliebe für eine sorgfältige
Ausführung von Einzelheiten, Fransen; Haaren, Gewebemustern, die
den Blick auf der Fläche haften lassen. Die Plastik ist in die Archi-
tektur eingeordnet. So ist auch die spärliche Rundplastik mehr
auf einseitige Betrachtung von der Vorderseite gerichtet, wie die
Statuette des Assurnassirpal, die außergewöhnlich gut erhalten ist
(Abb. 34) und den Fürsten als Beschwörungspriester darstellt. Sie
ist immerhin rundlich gehalten, während die Statue eines Königs,
wohl Tiglatpilesers III., die aus Arslan-Tasch bei Harran stammen
soll, viereckiger und kantiger erscheint (Abb. 35), namentlich auch das
Gefäß in ihren Händen. Die Statuen des Salmanassar, die in Assur
im westlichen Stadttor gestanden haben, imponieren mehr durch die
ungeheure Größe und die straffe Haltung des Königs, als durch
feine Ausführung, die wohl auch wegen des harten Basalts erschwert
sein mochte. Da die Köpfe verloren sind, geben sie nur ein unvoll-
kommenes Bild des Herrschers.
Die farbig erhaltenen Wandmalereien des Tukulti-Ninurta II.
liefern zum ersten Male ein Beispiel von der Bemalung, mit der
auch die flachen Reliefs einst versehen waren. Bei diesen hat
sich aber meist nur ein weniges Schwarz oder Braunrot an den
Sandalen der Figuren vorgefunden. Die Gemälde zeigen denselben
Stil. Wertvoll ist bei dem einen Bilde die Wiedergabe von
Regenwolken mit den Regentropfen oben am Himmelsrande. Ein
andres Gemälde stellt den vor dem Gott Assur betenden König
dar. Die Heuschrecke, die neben andern Symbolen im oberen
Felde erscheint, legt die Vermutung nahe, daß es sich um ein
Gebet wegen der schon damals verheerenden Heuschreckenplage
handelt. Salmanassar HI. ist durch sein mit 16 langen zweifriesigen
Bronzeplatten beschlagenes Doppeltor von Imgur-Enlil (Balawat)
berühmt geworden, auf denen er seine Kriegszüge bis zum Jahre 848
schildert, oft dieselben Ereignisse mehrmals illustrierend. Kurze
Beischriften erläutern die Bilder. Das interessanteste ist die Ein-
weihung der Königsstele auf der Reliefplatte D (Abb. 41), die 853
v. Chr. stattfand. Hier ist zum ersten Male ein antikes Landschafts-
bild einer originellen Gegend dargestellt, die Quellgrotten des Tigris,
der, wie noch den Römern bekannt war, in einem Teil seines Ober-
laufs unterirdisch fließt, um dann aus einer gewaltigen Höhle des
Karstgebirges hervorzubrechen. Vor der Höhle sind noch Felsen-