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Vasari, Giorgio; Schorn, Ludwig [Editor]; Förster, Ernst [Editor]
Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567 (2. Band, 1. Abtheilung) — Stuttgart, Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.54684#0198

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166 Leben des Bildhauers und Baumeisters
bedeutend es auch seyn mag, wird durch sie groß und preisens-
werth. Deßhalb sollte man nie ein schief Gesicht ziehen,
wenn man jemandem begegnet, dessen Gestalt nicht mit jener
Schönheit oder Anmuth geziert ist, welche die Natur denen
bei der Geburt verliehen, avelche irgend etwas Herrliches üben;
denn es leidet keinen Zweifel, daß unter Erdschollen die
Goldadern verborgen liegen. Oft besitzt, wer unansehnlich
gestaltet ist, so viele Kühnheit und ein so offenes Gemüth, daß
. wenn edler Sinn sich hiermit verbindet, von solchen Men-
schen nur Wunderbares zu erwarten steht, indem sie sich
anstrengen, den häßlichen Körper durch das Vermögen des
Verstandes zu verschönen. Dieß erkennt man sehr augen-
SemeGt- scheinlich bei Filippo di Ser Brunellesco, der ein
ür und^Ver^ nicht minder unscheinbares Aeußere hatte, wie Herr Forese da
dienstt. Rabatts und Giotto; dagegen aber solch einen hohen Geist
besaß, daß man in Wahrheit sagen kann, er sey uns vom
Himmel geschenkt worden, der Baukunst eine neue Form zu
geben, die schon seit Jahrhunderten erloschen war. Denn
zu jener Zeit wurden von den Menschen viele Reichthümer
schlecht verwendet, und Bauten ohne Regel nach schlechter
Manierund armseliger Zeichnung, mit seltsamen Erfindungen,
mit gesuchter Zierlichkeit und noch schlechtem Verzierungen
errichtet; da gefiel es Gott, daß, nachdem die Erde viele
Jahre keinen herrlichen und göttlichen Geist besessen hatte,
Filippo der Welt das großartigste und schönste von allen
Gebäuden hinterließ, welche zur Zeit der Neuern und auch
der Alten aufgeführt worden sind, und dadurch zeigte, wie
Geschick und Einsicht bei den toscanischen Künstlern zwar eine
Zeit lang verschwunden, nicht aber ausgestorben war. Ihn
schmückten außer seinem Talent herrliche Tugenden, darunter
vornehmlich die der Freundschaft, denn nie ist ein Mensch mehr
als er gütig und liebevoll gewesen. In seinem Urtheil war er
frei von Leidenschaft, und wo er die Vorzüge Anderer an^
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