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https://doi.org/10.11588/diglit.44910#0110
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Charaktereigenschaften
bechers eine schwerwiegende Bedeutung. Der Meth ist vor dem Trunk
einer Gottheit geweiht worden; durch den Weihespruch hat er die
heilige Kraft der Gottheit angenommen. Den 8estteilnehmern teilt
er von dieser Kraft mit, er erfüllt sie mit allen Gaben, die sich aus
solcher weihe entwickeln können, also auch mit verstand und weiser
Überschau. So spricht uns die Edda von dem Bierwort, das stets
in Erfüllung geht, wir Heutige mögen aus dem prahlenden Über-
mut der Pläne und Gelübde, die beim Bierkrug geschmiedet und feier-
lich abgelegt wurden, die Überzeugung gewinnen, daß hier nicht selten
der reine Unverstand redet. Der Germane aber sieht diese Dinge an-
ders an und glaubt an die Eingebung eines Augenblicks, in welchem
das Glück ihn mit voller Kraft und Gewißheit durchpulste.
Eine stumpfe Schwelgerei ist das germanische 8estmahl nicht. Im
Gegenteil, allerhand Belustigungen des Verstandes und Witzes dienen
zu seiner Würze. Mit vollem Recht hat man neben den Bericht des
Tacitus das Lied der Edda gestellt. Dies handelt von den jungen Göt-
tern, die nach dem Zusammensturz des Weltuntergangs wiederge-
boren werden, die zueinander von den gewaltigen Ereignissen, die
dann geschehen sind, sprechen, die sich die alte Weisheit Odins ins
Gedächtnis zurückrufen und die über die Midgaardschlange urteilen
werden. „Trinken und Urteilen" — das ist ein stehender Ausdruck für
das germanische 8estmahl. wie uns die Saga oft genug liebvoll
schildert, sprach man hier Urteil über die Tapferkeit von Helden, die
alle kannten. Man verglich zwei Männer miteinander, und unter
eifrigster Teilnahme aller, die anwesend waren, wurden ihre Taten
und Tugenden gegeneinander abgewogen. Hierbei blieb es nicht bei
einer einfachen Aufzählung; die Wärme der Sprache steigerte sich;
in scharf geschliffenen Sätzen mit oft überraschenden Wendungen
und Antworten suchte man auch in diesem edlen Zeitvertreib die Ober-
hand zu gewinnen. 8»rwahr, der Meth löste die Zungen, er erschloß
einen Reichtum des Denkens, der sonst hinter den schweigsamen Ge-
sichtern verborgen blieb.
Charaktereigenschaften
bechers eine schwerwiegende Bedeutung. Der Meth ist vor dem Trunk
einer Gottheit geweiht worden; durch den Weihespruch hat er die
heilige Kraft der Gottheit angenommen. Den 8estteilnehmern teilt
er von dieser Kraft mit, er erfüllt sie mit allen Gaben, die sich aus
solcher weihe entwickeln können, also auch mit verstand und weiser
Überschau. So spricht uns die Edda von dem Bierwort, das stets
in Erfüllung geht, wir Heutige mögen aus dem prahlenden Über-
mut der Pläne und Gelübde, die beim Bierkrug geschmiedet und feier-
lich abgelegt wurden, die Überzeugung gewinnen, daß hier nicht selten
der reine Unverstand redet. Der Germane aber sieht diese Dinge an-
ders an und glaubt an die Eingebung eines Augenblicks, in welchem
das Glück ihn mit voller Kraft und Gewißheit durchpulste.
Eine stumpfe Schwelgerei ist das germanische 8estmahl nicht. Im
Gegenteil, allerhand Belustigungen des Verstandes und Witzes dienen
zu seiner Würze. Mit vollem Recht hat man neben den Bericht des
Tacitus das Lied der Edda gestellt. Dies handelt von den jungen Göt-
tern, die nach dem Zusammensturz des Weltuntergangs wiederge-
boren werden, die zueinander von den gewaltigen Ereignissen, die
dann geschehen sind, sprechen, die sich die alte Weisheit Odins ins
Gedächtnis zurückrufen und die über die Midgaardschlange urteilen
werden. „Trinken und Urteilen" — das ist ein stehender Ausdruck für
das germanische 8estmahl. wie uns die Saga oft genug liebvoll
schildert, sprach man hier Urteil über die Tapferkeit von Helden, die
alle kannten. Man verglich zwei Männer miteinander, und unter
eifrigster Teilnahme aller, die anwesend waren, wurden ihre Taten
und Tugenden gegeneinander abgewogen. Hierbei blieb es nicht bei
einer einfachen Aufzählung; die Wärme der Sprache steigerte sich;
in scharf geschliffenen Sätzen mit oft überraschenden Wendungen
und Antworten suchte man auch in diesem edlen Zeitvertreib die Ober-
hand zu gewinnen. 8»rwahr, der Meth löste die Zungen, er erschloß
einen Reichtum des Denkens, der sonst hinter den schweigsamen Ge-
sichtern verborgen blieb.