Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der germanische Glaube

IZ4
lennia, die am Niederrhein festgestellt wurde, und die dann wieder
auf der Insel walcheren und anderwärts auf zahlreichen steinernen
Altären abgebildet ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach aber geht der
Brauch in eine noch weit ferner liegende, hochaltertümliche Zeit zurück.
Auf schwedischen Felszeichnungen, die der Bronzezeit entstammen, fin-
det man oft genug Schiffe abgebildet, die anscheinend aus einem schlit-
tenartigen Gestell vorwärts bewegt wurden. In diesen Schiffen sieht
man bisweilen Bäume eingezeichnet, was zu dem Schlüsse Anlaß gibt,
daß wir hier keine gewöhnlichen Fahrzeuge vor uns haben, sondern
daß diese Schiffe mit einer kultlichen Handlungsreihe zu tun hatten,
die mit der Fruchtbarkeit in Verbindung stand.
Bräuche, die sich eines so ehrwürdigen Alters rühmen können,
lassen sich natürlich nicht so einfach ausrotten. Ls hat der zähen Arbeit
vieler Iahrhunderte bedurft, ihnen den Charakter unschuldiger Volks-
feste zu verleihen, die zu ungezwungener Fröhlichkeit Anlaß geben.
Mancher brave Bürger wird kopfschüttelnd meinen, daß unter
dem Deckmantel dieser Fröhlichkeit immer wieder der Pferdefuß einer
hemmungslos leidenschaftlichen Ausgelassenheit zum Vorschein kommt,
wer die Dinge von höherer Warte betrachtet, wird gerade hierdurch
den Beweis erbracht sehen, daß solche Kulthandlungen und die mit
ihnen zusammenhängenden Vorstellungen des Götterglaubens im Volk
unausrottbar tiefe wurzeln geschlagen haben.

Die Götter

Die Götter der Westgermanen

westgermanische Götterlehre bietet den Anblick eines kläglichen
^^^Trümmerfeldes. Ls ist kaum mehr möglich, uns ein Bild
von dem aufzubauen, was doch einst das Geistesleben unserer Vor-
eltern beherrscht hat. Die (Quellen beschränken sich auf kurze Berichte
von Schriftstellern der klassischen Zeit, bie hier im Grunde wenig sagen
und noch dazu sich gegenseitig öfters widersprechen, ferner auf Be-
merkungen in christlichen Legenden und Bußpredigten, denen wir die
feindliche Grundhaltung sofort ansehen, endlich auf spärliche Über-
 
Annotationen