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Die bildende Lunst bei den Germanen

Die bildende B.unft bei den Germanen
Das Drnament in der Stein- und Bronzezeit
ie bildende Lunst war in der altgermanischen Epoche die Diene-
rin des Handwerks; sie mußte sich daher auf ornamentale Ge-
bilde beschränken. In dieser Eigenschaft ist sie von dem Material
abhängig, auf welchem die Verzierungen anzubringen waren, wir
können daher für die Entwicklung des germanischen Lunstlebens die
gleiche Einteilung gelten lassen, die allgemein auf die Abschnitte der
Vorgeschichte angewandt wird. Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit
unterscheiden sich voneinander durch den Stoff, der zur Herstellung
der Waffen und Gerätschaften benötigt wird, zugleich aber durch
die besondere Art des Ornaments, die jedem dieser Abschnitte eigen ist.
In der Steinzeit ist das Material, auf welchem die Verzierungen
anzubringen sind, die Töpfererde. Die verschiedenen Arten von Ge-
fäßen des täglichen Gebrauchs lassen sich unschwer mit Linienfiguren
schmücken; der weiche Lehm nimmt ohne großen widerstand eine in
ihn eingedrückte Zeichnung auf. Von Anfang an ist aber die Orna-
mentik nichts anderes als eine Unterstreichung der Grundlinien des
Gegenstandes. Sie betont das Mundstück der Vase, den Übergang
vom Hals zum Bauch, vom Lörper zur Grundfläche des Gefäßes.
Hiermit ist schon gesagt, daß nur eine Ausschmückung mit Linien am
Platze war. Etwa eine waagerechte Linie, die die Abgrenzungen der
Flächen unterstrich und die ihrerseits wieder unterstützt werden konnte
durch senkrechte Linien, die den Übergang von dem einen Teil des
Gefäßes zum andern begleiten und verdeutlichen.
Sobald Bronze allgemein in Aufnahme kommt, erfährt die Orna-
mentik grundsätzliche Veränderungen. Bronze ist an und für sich ein
edleres Metall, das bereits durch seinen Glanz den Eindruck der Schön-
heit hervorruft und daher auch so gut wie ausschließlich zu Schmuck-
zwecken verwendet wird. Dinge des gewöhnlichen Gebrauchs stellte
man nach wie vor aus Stein her. Bronzene Schüsseln und Becken,
Spangen und Schalen haben meist eine runde Form, so daß der Lreis-
umriß, der zur Entwicklung der ornamentalen Verzierung Anlaß gibt,
 
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