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Schlußbetrachtung

n den vorstehenden Skizzen habe ich versucht, einen kurzen Über-
blick über einige wichtige Seiten der altgermanischen Lultur zu
geben. Vollständigkeit habe ich nicht angestrebt, ich habe im Gegenteil
aus der überwältigenden Fülle des Stoffes die Punkte herausge-
griffen, die am besten zu meinen Absichten paßten, d. h. eine Dar-
stellung derjenigen Seiten der altgermanischen Lultur zu geben, die
meistens unbeachtet gelassen oder unzutreffend geschildert werden.
In erster Linie lag mir an der Bekämpfung des Irrtums, daß die
Lultur der heidnischen Germanen gänzlich unbedeutend gewesen sei.
Der von den Völkern des klassischen Altertums gebrauchte Ausdruck
„Barbaren" weckt nur allzuleicht falsche Vorstellungen beim mo-
dernen Leser. Man darf sie nicht auf eine Stufe mit den Naturvöl-
kern stellen, wie wir sie aus der Völkerkunde der verschiedenen anderen
Erdteile kennen.
Naturgemäß war ihre materielle Lultur noch nicht besonders
hoch entwickelt, aber man darf diese doch nicht unterschätzen, wie ein
Blick auf die nordgermanische Bronzezeit lehrt, wir müssen in erster
Linie ihre geistige Lultur zu erkennen suchen, den weg dazu weist
uns ihre Lunst und ihre Religion, aber die Quellen unseres wissens
fließen sehr spärlich, wie ich schon oben angedeutet habe und noch-
mals unterstreichen möchte, bietet uns hier die reiche Überlieferung
des mittelalterlichen Island den besten Ausgangspunkt für weitere
Forschungen.
Bei dieser Betrachtungsweise entsteht vielleicht die Gefahr, alles
was an sich lediglich eine bestimmte Lntwicklungsphase im Norden
darstellt, als heidnisch-germanisch schlechthin anzusehn, und dabei
außer acht zu lassen, daß wir es mit einem Zeitabschnitt von runö
zehn Jahrhunderten zu tun haben. Doch spielt das bei meiner Me-
thode keine erhebliche Rolle, da sie feststellen will, was beiden zeitlich
und geographisch weit auseinanderliegenden Zivilisationen gemein-
sam, d. h. was bei beiden sowohl heidnisch wie germanisch ist.
 
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