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Die Bauernvölker der jüngeren Steinzeit

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etwa die Ofnetleute wieder in Erscheinung, nachdem sie sich Jahrtausende
hindurch unserer Beobachtung entzogen haben?

An Bedeutung ungleich geringer als die Erscheinung der Pfahlbauten,
dafnr aber fest im Westen zu verankern ist derjenige Strom von Menschen,
welcher megalithische Bauformen nach dem Oberrheingebiet bringt. Die
Vielgestaltigkeit der Erscheinungen, die in unserer Vorstellung vom west-
europäischen Kreis zusammenfließen, geht schon daraus hervor, daß die
Pfahlbauleute den Steinbau osfenbar nicht kennen. Hier tritt er uns
nun aber in eindrucksvollen, wenn auch seltenen Denkmalen^ entgegen.
Jn Courgenay bei Pruntrut und Niederschwörstadt bei Säckingen stehen
heute bearbeitete Steinplatten im Boden, die über 2 m hoch über die Erd-
oberfläche hinausragen und 2 bis 3 m breit sind. Jhre auffallendste Über-
einstimmung aber haben sie weniger in den Abmessungen als einem sauber
gearbeiteten Loch, das etwa einen halben Meter Durchmesser hat und etwas
über der Mitte des sichtbaren Teiles der Platten angebracht ist. Den Stein
von Courgenay hat die Landschaftsbeschreibung der romantischen Jahr-
zehnte der Beachtung für wert gehalten; de Golbery bringt ihn 1827 in
seiner Darstellung der elsässischen und in der Nachbarschaft gefundenen
Altertumsdenkmale, und deutet ihn als ein vonCäsar68v.Chr. errichtetes
Monument. Derjenige von Niederschwörstadt (Abb. 4) wird 1844 durch
H. Schreiber bekannt gemacht. „Jn den oberhalb des Dorfes, am Abhange
des Berges gelegenen Reben kommt unter dem Namen „Heidentempel"
eine Vordertafel eines gewaltigen Decksteines (Dolmen) vor. Die Dorf-
bewohner berichten von diesem Heidentempel: derselbe hat aus vier großen
Steinen bestanden, wovon (die Vordertafel abgerechnet) zwei als Seiten-
wände und einer als Decke gedient hätten. Beim Straßenbau habe man
drei davon hinweggenommen; den Sandstein der Decke habe sich der
Schmied des Ortes angeeignet und denselben zu einem Schleifstein ver-
wendet (als welcher dieser Stein auch dem Verfasser in der Schmiede ge-
zeigt wurde). Bei der Wegnahme der Steine sei man auf eine viereckige
Vertiefung und darin auf menschliche Gebeine, von mehr als einem
Todten, gestoßen. Die Vertiefung habe etwa sechs Fuß ins Gevierte be-
tragen. Die noch jetzt stehende Vorderwand besteht aus einer einzigen,
gegen zwei Fuß dicken Platte von Kalkstein . . . Über dem zweiten Dritt-
theile derHöhe, befindet sich in dem Steine ein ovales Loch, von Menschen-
hand ausgearbeitet. . . Dieser sogenannte Heidentempel ist gegen Mittag
gerichtet, und beherrscht eine sehr schöne Aussicht über das Rheinthal und
in die Schweiz hinein. Von Sagen, welche sich an diesen Dolmen knüpsen,
 
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