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Waldmann, Emil
Sammler und ihresgleichen — Berlin: Cassirer, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.52381#0017
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Sammler
<3wei Bilder möchte ich am liebsten als Überschrift über die folgenden
Ausführungen setzen:
Das eine stammt von Daumier und hängt im Petit Palais in Paris
und heißt »1/A.mnteur«. In einer Budike eines Althändlers steht ein
Herr und schaut auf die Wand, wo allerhand Zeichnungen ausgestellt
sind, ein Kopf im Geschmack von Greuze ist darunter. Er steht hoch
aufgerichtet, krampfhaft, die Hände in den Taschen seines Überziehers
vergraben. Sein Gesicht sehen wir nicht, es ist abgewandt, aber wir
kennen den ganzen Menschen und das Hauptmotiv seines Daseins: Die
Leidenschaft. Was er da mit angespannten Kräften ansieht, das eine
Blatt, das möchte er haben und nun weiß er nicht, ob er es mit seinen
nicht sehr reichen Mitteln — auch das sehen wir ihm an: seine Eleganz
ist ein wenig abgetragen — ob er es erwerben kann, oder ob er dazu
verdammt ist, darüber unglücklich zu werden. Denn wiewohl sein Gesicht
abgewandt ist, wir kennen diesesDaumierschcAntlitz dennoch, dies Gesicht
mit den runden Augen, in dem der Dämon wühlt.
Das andere Bild, ein Gegenstück hierzu, stand vor ein paar Jahren
im „Figaro", eine Zeichnung von Forain, damals, als die Sammlung
Chauchard im Louvre eröffnet wurde. Auf der ersten Seite des „Figaro"
hatte Arsene Alexandre die Schenkung Chauchard in einem längeren
Aussatz besprochen, gerecht, ja würdig, und dann kam auf der Zwischen-
seite, als Satyrspiel, die Zeichnung. Bei einem Kunsthändler sitzt ein
reicher Mann und der Händler hält ihm ein ganz kleines Bild vor.
Darunter stand:
»1re8 bien, Monsieur. Ivlnis clites un peu, qgüest ce ^ue celn re-
presente?«

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