Kunst nachgehen konnten und der unter anderen den Horaz liebte. Dieser
Mann, ein heimlicher, wenn auch unbcamteter Politiker, brauchte für
sein Dasein die Wissenschaften und die Kunst, er brauchte den Umgang
mit den Gelehrten und den Dichtern, mit ihnen ging er in seiner Villa
auf dem Esquilin spazieren oder saß mit ihnen zu Tisch im trauten
Verein, als einfacher vornehmer Mensch unter einfachen vornehmen
Menschen. Den Horaz, der lateinisch dichtete, wie ein Grieche, hatte er
besonders in sein Herz geschlossen. Er wußte, daß ein Dichter Ruhe
braucht, und deshalb schenkte er ihm das kleine Bauerngütchen da am
Anko, das dem Dichter Ruhe und Unabhängigkeit sicherte. Und nicht
einen einzigen Vers hat er dafür als Gegenleistung verlangt oder er-
wartet, kein Gelegenheitsgedicht, kein Geburtstagscarmen. Gar nichts.
Und in seinem Testament hat er seinen Freund Augustus, den Kaiser,
noch gebeten: „Des Horatius Flaccus sei wie meiner selbst eingedenk."
Er ist mit Horaz unsterblich geworden. Die große Römerode, die Horaz
aus freien Stücken dichtete, trägt seinen Namen und ist ein Denkmal
für Menschen von großer Gesinnung. Und später ward dieser Name ein
Begriff: Mäzen, das ist der, der die Künste fördert.
Heute wird mit dem Namen und dem Begriff Mißbrauch getrieben,
so sehr, daß er kaum noch ein Ehrentitel ist. Wer heute als reicher
Mann ein paar Tausend Mark ausgibt zur Unterstützung eines jungen
Künstlers,- wer ein Stipendium stiftet für ein paar Jahre,- wer von
seinem Schützling, den er meistens sehr bald schon nicht mehr leiden
mag, weil er sehr bald von ihm enttäuscht ist, alle Jahre ein paar Bilder
kauft, die er dann verschenkt: alles das wird heute Mäzen genannt. Der
alte Mäcenas aber war kein Sammler, er hatte Statuen, wie sie alle
hatten, zum Schmucke seiner Gärten und seinerVilla, vielleicht auch einige
Gemälde. Aber das war sein Hausrat, nicht der Rede wert. Er wollte
ja keine Gegenleistung. Was er an Horaz tat, hat im ganzen Umkreis
der moderen Kunst auch nur ein einziger getan: Konrad Fiedler, der
Hans von Marees die Mittel gab, frei leben und frei schaffen zu können.
Der Name und der Begriff Mäcenas eignet sich nicht zum Gattungs-
bergriff, er ist und bleibt ein Eigenname.
Denn — und dies ist das Wesentliche — es gehört nicht nur dies dazu,
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Mann, ein heimlicher, wenn auch unbcamteter Politiker, brauchte für
sein Dasein die Wissenschaften und die Kunst, er brauchte den Umgang
mit den Gelehrten und den Dichtern, mit ihnen ging er in seiner Villa
auf dem Esquilin spazieren oder saß mit ihnen zu Tisch im trauten
Verein, als einfacher vornehmer Mensch unter einfachen vornehmen
Menschen. Den Horaz, der lateinisch dichtete, wie ein Grieche, hatte er
besonders in sein Herz geschlossen. Er wußte, daß ein Dichter Ruhe
braucht, und deshalb schenkte er ihm das kleine Bauerngütchen da am
Anko, das dem Dichter Ruhe und Unabhängigkeit sicherte. Und nicht
einen einzigen Vers hat er dafür als Gegenleistung verlangt oder er-
wartet, kein Gelegenheitsgedicht, kein Geburtstagscarmen. Gar nichts.
Und in seinem Testament hat er seinen Freund Augustus, den Kaiser,
noch gebeten: „Des Horatius Flaccus sei wie meiner selbst eingedenk."
Er ist mit Horaz unsterblich geworden. Die große Römerode, die Horaz
aus freien Stücken dichtete, trägt seinen Namen und ist ein Denkmal
für Menschen von großer Gesinnung. Und später ward dieser Name ein
Begriff: Mäzen, das ist der, der die Künste fördert.
Heute wird mit dem Namen und dem Begriff Mißbrauch getrieben,
so sehr, daß er kaum noch ein Ehrentitel ist. Wer heute als reicher
Mann ein paar Tausend Mark ausgibt zur Unterstützung eines jungen
Künstlers,- wer ein Stipendium stiftet für ein paar Jahre,- wer von
seinem Schützling, den er meistens sehr bald schon nicht mehr leiden
mag, weil er sehr bald von ihm enttäuscht ist, alle Jahre ein paar Bilder
kauft, die er dann verschenkt: alles das wird heute Mäzen genannt. Der
alte Mäcenas aber war kein Sammler, er hatte Statuen, wie sie alle
hatten, zum Schmucke seiner Gärten und seinerVilla, vielleicht auch einige
Gemälde. Aber das war sein Hausrat, nicht der Rede wert. Er wollte
ja keine Gegenleistung. Was er an Horaz tat, hat im ganzen Umkreis
der moderen Kunst auch nur ein einziger getan: Konrad Fiedler, der
Hans von Marees die Mittel gab, frei leben und frei schaffen zu können.
Der Name und der Begriff Mäcenas eignet sich nicht zum Gattungs-
bergriff, er ist und bleibt ein Eigenname.
Denn — und dies ist das Wesentliche — es gehört nicht nur dies dazu,
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