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Viertes Kapitel. Reime.

73

Daß man desto eher von Sünden lat (läßt)
Und nicht folgt der Welt, dem Fleische und Teufels Rat.
7.
Das habe ich von Sankt Barbara?) gemacht:
Barbara, du reine Maid,
Komm mir zu Hilf in größtem Leid.
Ich bitte, du wollest mir erwerben,
Auf daß ich nimmermehr mag sterben,
Ich werde denn sakramentlich berichtet?)
Und habe meine Sünden gegen Gott geschlichtet.
8.
Das habe ich gemacht von der bösen Welt:
Wer aller Welt will obliegen?)
Und kann sich selbst nicht besiegen,
Wie aller Welt böse Weise Zu aller Frist
Zeiget, daß nichts Gutes an ihm ist.
Das ist eines bösen Menschen Sitb,
Daß er kein Böses mit Gutem vertritt (vergilt),
Wie ein jeglicher böser, Zorniger Mann
Nie läßt ungerochen, wenn er kann.
Er will allweg der Herr sein
Und achtet auch seinen Nächsten klein.
Er sucht allweg mit ganzem Fleiß,
Wie er seinen Herrn unter sich reiß (reißt).
Ein Böser kann keine Strafe leiden,
Die Bösen soll jeder meiden;
Denn sie greifen die Leute gröblich an
Und wollen das von keinem andern Han (haben).
Gar leicht wirst du von einem Bösen geschmäht,
Und er tut dir allezeit unrecht.
Ein böser Mensch tut allzeit denken,
Daß er der Leute Ehre tu' kränken.
Ein böser Mensch sucht allweg Arglist
Wider den, dessen Tugend über ihm ist.
K Die heilige Jungfrau und Blutzeugin Barbara, welche zu den 14 Nothelferrc
gehört, wird seit unvordenklichen Zeiten gepriesen als jene Heilige, deren Fürsprache
bei Gott zu einem glückseligen Tode verhilft. „Die christliche Kunst drückte dieses
Patronat der Sterbenden aus, indem sie der Heiligen einen von der Hostie überragten
Kelch in die Hand gab" (Falk). Denn der Katholik will mit der heiligen Wegzehrung
gestärkt die Reise in das himmlische Paradies antreten.
?) Ich würde denn mit den heiligen Sterbsakramenten versehen. Für einem
braven Katholiken ist das größte Unglück, ohne Sakramentenempfang Zu sterben.
?) beherrschen.
 
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