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stark verstümmelt, daß das ganze Gesicht durch den Ergänzer neu eingesetzt
werden mußte. Daß es sich um ein absichtlich zerstörtes Bildnis des Commodus
handelt, wird nahegelegt durch die ursprünglich erhaltenen Locken an den
Schläfen, die mit einem Bildnistypus des Commodus weitgehend übereinstimmen.
Der Kopf einer Münchener Büste scheint in der Durchbildung des Haares noch
unfertig gewesen zu sein, als das Werk verworfen wurde; die auffällige und
ungewöhnliche Ergänzung der ganzen Stirn läßt abermals gewaltsame Zerstörung
erschließen. Zerschlagen wurde die Statue des Commodus als Hercules aus dem
Fahnenheiligtum des Kastells Köngen, deren Bruchstücke sich in Stuttgart befinden.
Gewaltsam zerstört wurden endlich die Darstellung des Knaben Commodus, der
auf dem Triumphfahrtrelief des Konservatorenpalastes den Wagen mit seinem
Vater teilte, sowie die Imagines der Feldzeichen auf den Attikareliefs des
Konstantinbogens. Es ist überdies noch eine Frage, die der Untersuchung bedarf,
ob die Attikareliefs des Konstantinbogens nicht überhaupt auf Commodus statt
auf Marcus Aurelius sich bezogen.
Wenige Jahre nach der Damnatio memoriae unternahm Septimius Severus eine
Ehrenrettung des Commodus und ließ ihn konsekrieren. Es wird überliefert, daß
alte Bildnisse wieder aufgestellt und neue errichtet wurden. Demgegenüber ist es
bemerkenswert, daß kaum ein Bildnis des Commodus aus stilistischen Gründen
unbedingt in die Zeit des Septimius Severus datiert werden muß; einzig bei
dem überlebensgroßen Kopf im Thermenmuseum 724 kann man schwanken. Die
wiederauf gestellten und neu gesetzten Bildnisse sind also verlorengegangen. Wenn
diese Vorgänge den heutigen Denkmälerbestand, der sich ausschließlich aus
Marmorwerken zusammensetzt, gar nicht beeinflußt haben, so ist dies erneut ein
Hinweis darauf, daß die offiziellen Bildsäulen, von denen die Überlieferung zu
berichten weiß, überhaupt im heutigen Denkmälerbestand ausfallen; ihr Material-
wert an edlem Metall und Bronze gab sie dem Zugriff späterer Zeiten besonders
preis. Mehr noch erhellt daraus, daß Marmorwiederholungen fast ausnahmslos
zu Lebzeiten oder unmittelbar nach dem Tode des Herrschers auf gestellt wurden;
späteren Aufstellungen als private Ehrung mangelte ein nicht unwesentlicher
Beweggrund, die Schmeichelei um die Gunst des Herrschers.
Die Bildnisse des Commodus entstammen einer so entscheidenden Altersspanne,
daß allein nach Maßgabe der Altersunterschiede ihre Reihenfolge, wenn auch nicht
ihr absolutes Datum, gesichert ist. Ein Meisterwerk römischer Bildniskunst, die Büste
im Museo Capitolino, Imperatori 43 (Taf. 48 u. 49 a), stellt Commodus als einen
Knaben von annähernd sechzehn Jahren dar. Bei dem überlebensgroßen Kopf im
Thermenmuseum 724 (Taf. 50) und bei dem Kopf auf moderner Büste im Louvre
1123 beginnt an den Wangen, von den Schläfen herab bis zur Kinnlade, leichter

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