Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
X. GATTUNGEN UND AUFSTELLUNGEN

Rundplastische lebensgroße oder überlebensgroße Statuen und Büsten sind die
wesentlichsten Gattungen auch der antoninischen Herrscherbildnisse, obwohl sie
im erhaltenen Denkmälerbestande in der Minderzahl sind. Sämtliche einzeln
überkommenen oder fremden Bildwerken aufgesetzten Köpfe gehörten einst zu
einer dieser beiden Gattungen. Die Büsten übertreffen heute die Statuen an Zahl.
Sie müssen auch einst die verbreitetste Gattung der antoninischen Herrscherbild-
nisse gewesen sein, wenn auch schwerlich die bedeutungsvollste. Die mannigfachen
Arten von Bildsäulen römischer Herrscher lassen sich nach antiker Sprachgewohn-
heit motivisch unter vier Gruppen zusammenfassen, als Standbilder, Sitzbilder,
Reiterstatuen und Triumphalstatuen in Quadrigen.
Herrscherstatuen auf dem Triumphwagen, der von einem Pferde- oder Elefanten-
viergespann gezogen wird, sind von Darstellungen auf Münzen, Medaillen und
historischen Reliefs hinlänglich bekannt. In Wirklichkeit sind Bildwerke dieser
Art, mit Ausnahme von Bruchstücken vielleicht, gänzlich verlorengegangen.
Unter den Reiterstatuen des römischen Altertums ist der Marcus Aurelius vom
Kapitolplatz (Taf. 22) das einzige erhaltene Herrscherbild, obwohl seit der Zeit
Caesars mehrere Reiterstandbilder überliefert sind, darunter der berühmte Equus
Traiani, der auf dem Trajansforum in Rom aufgestellt war. Während dieser
nach dem Zeugnis der Münzbilder (Strack I 207 Nr. 196. 432 Taf. 3 u. 8) den
Herrscher im Panzer darstellt mit Paludamentum und Lanze, trägt der Marcus
Aurelius vom Kapitolplatz merkwürdigerweise Tunica und Mantel. Audi an
den Attikareliefs des Konstantinbogens und am Friese der Marcussäule ist Marcus
Aurelius in militärischen Szenen ebenso unkriegerisch gekleidet. Es steht außer
Zweifel, daß das Reiterbild den Herrscher immer als Feldherrn auffaßt.
Sitzstatuen kommen unter den Herrscherbildern der frühen Kaiserzeit, besonders
bei Tiberius und Claudius, häufig vor. Das letzte erhaltene Bildwerk dieser Art
ist der Nerva des Vatikans, der zweifellos als thronender Gott dargestellt ist.
Auch den übrigen Sitzbildern eignete ein ähnlicher göttlicher Charakter. Von
Münzbildern sind beispielsweise zu nennen das thronende Kultbild des Trajan auf

IOO
 
Annotationen