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Wemhoff, Matthias <Prof. Dr.>
Das Damenstift Herford: die archäologischen Ergebnisse zur Geschichte der Profan- und Sakralbauten seit dem späten 8. Jahrhundert (Band 1): Text — Bonn, 1993

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29808#0178
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160

M. Wemhoff, Das Damenstift Herford

Einwölbung anderer Bauten möglich.371 Der zeitliche
Rahmen reicht dabei von der 2. Hälfte des 11. bis zum
Ende des 12. Jahrhunderts.

Wenn man das Fragment eines gewellten Standrings in
einem Befund der vorhergehenden Bauphase stark ge-
wichtet, dann ist von der Einwölbung nicht vor der
Mitte des 12. Jahrhunderts auszugehen. Der Apsisbau
geschah vor der Einwölbung, aber nach einer intensi-
ven, durch drei Fußbodenphasen belegten Nutzung der
Kirche der Periode IVa. Aufgrund des Fehlens eines zu-
gehörigen Bodenhorizonts ist eine zeitliche Nähe zur
Einwölbung wahrscheinlich.

III.15.7 Münster Ost V

Lage: 133/157 Ost
83/120 Süd

Bauzeit

Befunde:

Schuttschicht: 3046
Baugruben: 3002, 3305
Bauhorizonte: 3067, 3077
Auffüllung: 3263
Aufftillung: 3264
Fußboden: 3070
Pfostengrube: 3059

Beschreibung:

Von den Schuttschichten 3046, die beim Abriß der älte-
ren Kirche entstanden, wurden die Baugruben 3002 für
die Wände und Pfeiler der spätromanischen Halle an-
gelegt. Anschließend folgten die Auffüllungen 3263 und
3264 sowie 3077 im Chor (Beil. 55:53). Durch sie
wurde das Niveau im Mittelschiff um 80 cm erhöht. Der
Chorbereich östlich einer zwischen den östlichen
Vierungspfeilern angelegten Stufenanlage lag nur um
etwa 30 cm höher als das Schiff. Der Fußboden bestand
aus großen, z.T. stark abgelaufenen Sandsteinplatten.

Nutzung

Befunde:

Gräber: 3004, 3005, 3024, 3029, 3043, 3048, 3049,
3080, 3265, 3276, 3300
Fundamente: 3023, 3076
Planierung: 3068
Grube: 3003

Beschreibung:

Im gesamten Kirchenraum wurden bis in das 18. Jahr-
hundert eine große Zahl von Gräbern und Grüften an-

371 Vgl. Periode IVb, Vergleich: Kirche.

gelegt. Diese sind während der Grabungen nur teilweise
dokumentiert und näher erfaßt worden, da ihre tiefe
Anlage häufig alle älteren Befunde zerstört hatte und
daher auf eine Grabung in diesen Bereichen verzichtet
worden ist. Die Gräber werden hier deshalb auch nicht
näher differenziert aufgeführt. Durch seine zentrale
Lage im Chor fiel das Grab 3080 auf.

Auf später vorgenommene Umbauten verwies das Fun-
dament 3023, das nach Ansicht des Ausgräbers LOBBE-
dey in der Barockzeit einen Lettner getragen haben
kann. Interessant ist in diesem Zusammenhang der auf
dem Kopf stehend eingebaute, reich ausgestaltete Sok-
kel, der sekundär als Kanzelfundament benutzt worden
ist. Möglicherweise stammte er von einem älteren Lett-
ner. Die Fundamente 3023, die in einem Abstand von
1,20 m parallel zu den Chorwänden verliefen, werden
zur Stützung des Chorgestühls gedient haben. Bei den
Renovierungen im 19. Jahrhundert wurde durch die
Planierung 3068 das Bodenniveau nochmals erhöht.

Datierung:

Auch aus den mächtigen Baugruben der spätromani-
schen Kirche fehlen Kleinfunde. Die Datierung ist ar-
chäologisch nur im Vergleich mit den benachbarten Zo-
nen möglich. Das Schlafhaus, das die Fertigstellung des
nördlichen Querarms voraussetzt, entstand nach 1275.
Anlaß für den Neubau könnte ein archäologisch in die
1. Hälfte des 13. Jhs. zu datierender Brand der Stiftsge-
bäude gewesen sein. Die historischen und kunsthistori-
schen Indizien sprechen für einen Baubeginn in den
20er Jahren des 13. Jahrhunderts.372
Als besonderer Kleinfund ist die Emailscheibe (Taf. 68,
Nr. 4) zu nennen, die in einer Grube des 17. Jahrhun-
derts gefunden worden ist. Sie stammt vermutlich von
einem Reliquiar und wurde um 1170/80 in Köln gefer-
tigt.373

372 Vgl. Periode Va, Historische Überlieferung.

373 Frdl. Auskunft und Bestimmung: G. Jäszai, Westfälisches Mu-
seum für Kunst- und Kulturgeschichte, Miinster.
 
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