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Wemhoff, Matthias <Prof. Dr.>
Das Damenstift Herford: die archäologischen Ergebnisse zur Geschichte der Profan- und Sakralbauten seit dem späten 8. Jahrhundert (Band 1): Text — Bonn, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.29808#0179
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IV. Das keramische Fundmaterial

IV. 1 Die Warenarten

IV.1.1 Die Kriterien der Einteilung

Die Einteilung der Fragmente ist überwiegend nach Au-
genschein und mit Hilfe eines Mikroskops vorgenom-
men worden. Die Untergliederung in Warenarten lehnt
sich stark an die von Peine 1988 anhand des Mindener
Materials vorgenommene Einteilung an, da die enge
Beziehung der Fundkomplexe aus den benachbarten
Städten dies zuließ und sich die Gruppierung bei der Er-
fassung des Herforder Materials bewährt hat. Die Wa-
renarten sind jedoch entsprechend des Herforder Mate-
rials modifiziert worden.374

Die Aufarbeitung der Keramik kann im Rahmen dieser
der Baugeschichte gewidmeten Arbeit nur am Rande
vorgenommen werden. Ziel war es, das relativ gut zu
stratifizierende Material in kurzer Zeit für die weitere
wissenschaftliche Diskussion öffentlich vorzulegen.
Bisher sind keine naturwissenschaftlichen Untersu-
chungen oder Dünnschliffe von Keramikfragmenten
vorgenommen worden, so daß sich die Beschreibung
der Warenarten auf die bei der Durchsicht erfaßbaren
Merkmale stützen muß. Weiterführende Angaben sind
den Beschreibungen von Peine zu entnehmen, auf die
am Ende einer Warenartbeschreibung verwiesen wird.
Folgende Merkmale wurden untersucht:

Art des Bruchs
Färbung des Bruchs
Magerung

Färbung der Oberfläche
Härte der Scherben
Herstellungstechnik

Die Bestimmung der Färbung erfolgte durch den Ver-
gleich mit den Farbtafeln der Munsell-Soil Color
Charts.375 Die Härte der Scherben ist nach der Eintei-
lung der Mohs'schen Härteskala bestimmt.376 Die Ma-
gerungsbestandteile werden, soweit erkennbar, benannt.
Dabei erfolgt die Angabe der Korngröße in Bezug zur
DIN-Norm 4022 (Tab. 21):


Korngröße in mm

Feinsand

0,063-0,2

Mittelsand

0,2-0,63

Grobsand

0,63-2,0

Feinkies

2,0-6,3

Mittelkies

6,3-20,0

Tab. 21 Gliederung der Sedimente nach Korngröße.

374 Für stetige, umfangreiche Hilfe bei der Durchsicht und Eintei-
lung des keramischen Materials danke ich Herm H.-W. Peine.

375 Munsell-Soil Color Charts (Baltimore 1975).

376 Zur Problematik dieser Einteilung s. Peine 1988, 26.

IV.1.2 Uneinheitlich gebrannte Irdenware

W1: Uneinheitlich gebrannte Drehscheibenware

Die Warenart ist nur mit sechs Fragmenten vertreten.
Das Fragment eines Standbodens ist an der Außenseite
hellgrau (10 YR 7/1), in der Mitte stellenweise nahezu
schwarz (7,5 YR 2/0) und auf der Innenseite hell gelb-
braun (10 YR 7/4) gefärbt. Die Magerung besteht aus
Feinsand mit einzelnen bis zu 0,5 cm dicken Quarz-
fragmenten. Die Oberfläche wirkt rauh. Die Wandungs-
stärke beträgt in 7 cm Höhe noch 1 cm, die Wandung
am Randfragment ist nur 0,3 cm stark. Die Härte liegt
zwischen 4-5 auf der Mohs'schen Härteskala. Die In-
nenseite des Bodenfragments weist dicht liegende Dreh-
spuren auf.

Die Warenart besitzt starke Bezüge zur Warenart 16.377

W11: Uneinheitlich gebrannte Irdenware

Der Bruch der sehr dickwandigen, in der Regel 0,6-0,8
cm dicken Scherben ist sehr uneinheitlich und durch das
Herausbrechen größerer Magerungsbestandteile unre-
gelmäßig gezackt. Die Färbung des Bruches schwankt
aufgrund der uneinheitlichen Brenntemperaturen erheb-
lich. Sie reicht von schwarzen (7,5 YR 2/0) über graue
und braune bis zu rötlichen (5 YR 6/4, 6/6) Tönen. Die
unregelmäßig dichte Magerung setzt sich überwiegend
aus eckigen Quarzfragmenten zusammen, die bei Ver-
wendung von Granit zusammen mit Glimmer und Fels-
spat auftreten. Die Korngrößen liegen zwischen 0,2 und
4 mm, die Übergänge zur Warenart 15 sind dabei flie-
ßend. Je nach Brennart sind stark uneinheitlicb ge-
brannte Irdenwaren mit Sandmagerung der Warenart 11
zugewiesen worden. Der stark schwankenden Tönung
des Bruches entspricht die Färbung der Oberfläche der
Scherbe, die häufig von den Magerungsbestandteilen
durchbrochen wird. Die Härte der Scherbe auf der
Mohs'schen Härteskala schwankt zwischen 2 und 4.378

Wll, Var. a: Uneinheitlich gebrannte Irdenware mit
glatter, polierter Oberfläche

Der kantige, gezackte Bruch entspricht ebenso wie die
grobe Granitgrusmagerung der uneinheitlich gebrannten
Irdenware. Gleiches gilt für die Färbung des Bruches
sowie die unebene, körnige Oberfläche der Gefäßinnen-
seiten. Die Magerung besteht bei einigen Gefäßen nur
aus Sand, bei anderen auch aus einer groben Granit-
grusmagerung. Auffällig ist an dieser Warenart die ge-
glättete, polierte Oberfläche der Gefäßaußenseite. Die
Färbung der Oberfläche variiert. Sie reicht von schwarz
(7.5 YR 2/1) bis gelbrot (5 YR 6/6). Unter den Scherben

377 Vgl. Stephan 1982; Gensen 1989; Sippel 1989; Best 1990;
Peine 1993.

378 Die Warenart entspricht der Warenart 11 bei Peine; vgl. Steuer
1974.
 
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