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Wemhoff, Matthias <Prof. Dr.>
Das Damenstift Herford: die archäologischen Ergebnisse zur Geschichte der Profan- und Sakralbauten seit dem späten 8. Jahrhundert (Band 1): Text — Bonn, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.29808#0227
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Die metallurgische Untersuchung von
Schlackenproben aus Herford, Stiftsbereich

Josef Riederer

Aus Herford wurde eine Serie von Schlacken metallur-
gisch untersucht, um nähere Informationen über die Art
der Erz- und Metallverarbeitung zu erhalten.

Aus einer Pfostengrube des 9.-11. Jahrhunderts (Befund
83) stammen drei Proben einer schwarzen, verglasten
Schlacke mit großen Gasblasen. Die Schlacke um-
schließt Bröckchen verschiedener Gesteine von max. 5
mm Größe. Von der Schlacke wurde eine Röntgenfein-
strukturanalyse durchgeführt, die als kristalline Be-
standteile Silikate wie den Sillimanit und spinellartige
Verbindungen in der Art des Galaxits, also ausgespro-
chene Hochtemperaturverbindungen erkennen läßt.
Charakteristisch für diesen Schlacketyp ist das mikro-
skopische Bild im Anschliff, das Wüstit in Form von
Leisten und kleinen eckigen Partikeln in einer Matrix
von Fayalit zeigt.

Die Proben aus einer Grabgrube der Zeit von 789 bis ca.
820 (Befund 208) scheinen aus einer ähnlichen Umge-
bung zu stammen. Das Bild unter dem Auflichtmikro-
skop zeigt wieder Wüstiteinschlüsse im Fayalit mit ei-
nem sehr geringen Glasanteil. Die Erfahrungen mit den
mikroskopischen Merkmalen von Schlacken reichen je-
doch nicht aus, um Verhüttungsschlacken von Schmie-
deschlacken zu unterscheiden.

Bei den sandigen Proben aus einer weiteren Grabgrube
von 789 bis ca. 820 (Befund 252) handelt es sich um
einen an Brauneisenknollen reichen Sandstein, der
möglicherweise als Eisenerz verhüttet wurde.

Aus einer Ausbruchgrube aus der 1. Hälfte des 13. Jahr-
hunderts (Befund 293, Taf. 161a) stammt eine Reihe
von Proben, die von grünen Korrosionsprodukten
durchdrungen sind. Die Röntgenfeinstrukturanalyse er-
gab, daß es sich dabei um Malachit, in Einzelfällen auch
um das grüne basische Kupferchlorid Paratacamit han-
delt. Daneben ist reichlich rotes Kupferoxid Cu^O vor-
handen.

Um zu klären, ob die grün patinierten Stücke ein Erz
oder Reste eines metallverarbeitenden Betriebs darstel-
len, wurden Anschliffe angefertigt und irn Auflicht un-
tersucht. Hier zeigte sich, daß die für umgewandelte
Metallobjekte charakteristische schalige Patinastruktur
vorliegt, bei der auf einer sehr kompakten Kupferoxid-
schicht blättrige oder tafelige Malachitkristalle aufge-
wachsen sind. Vereinzelt konnten noch unveränderte
Metallpartikel festgestellt werden, die Gefügemerkmale
erkennen lassen, wie sie für zinnreiche Zinnbronzen
charakteristisch sind.

Aus einer Grube aus dem 12. und 13. Jahrhundert
(Befund 389, Taf. 161b) wurde ein steinartiges, intensiv
gelbbraun gefärbtes, brekziöses Material untersucht, bei
dem es sich wieder um eine Eisenschlacke handelt, die
mit reichlich sandigem Material verwachsen ist. In einer
glasigen Grundmasse liegen eckige Quarzkörner neben
Eisenresten, die in Eisenoxidhydrate umgewandelt sind.
Im Anschliff fehlen die typischen Schlackengefüge, also
die Wüstit-Fayalit-Glasverwachsungen. Nur vereinzelt
finden sich dünne Lagen von Eisenoxiden, Glas und Ei-
sensilikaten, die vielschichtig das sandige Material
überziehen, als sei dünnflüssige Schmelze mehrfach
über eine Ofenauskleidung oder einen Sandboden ge-
flossen. Zusammen mit diesen Eisenschlacken wurden
auch mehrere 2-3 cm große Schmelzkörper aus ge-
diegenem Blei gefunden.

Aus einer Grube des 8./9. Jahrhunderts (Befund 593)
stammen kleine, stark glasige Eisenschlacken, bei denen
die Wüstit-Fayalitverwachsungen zwischen dem glasi-
gen Anteil sehr ausgeprägt sind. Die Röntgenfeinstruk-
turanalyse ergab Wüstit als vorwiegende kristalline
Komponente dieser Schlacken.

Von drei Fundstellen, einer Brandzerstörung aus der
Mitte des 13. Jahrhunderts (Befund 1197), einer Feu-
erzerstörung ebenfalls aus der Mitte des 13. Jahrhun-
derts (Befund 1111) und einer Grube des 10.-12. Jahr-
hunderts (Befund 1227, Taf. 162b), wurden Buntmetall-
schlacken untersucht. Neben einem hohen Anteil an
Kupferoxid und sekundärem Malachit und Pataracamit
waren im Anschliff auch metallische Partikel erkennbar,
die abgetrennt und mit Hilfe des Atomabsorptionsver-
fahrens quantitativ analysiert werden konnten. Es erga-
ben sich folgende Prozentgehalte für die einzelnen
Haupt- und Nebenbestandteile:


Probe 1197

Probe 1111

Probe1227

Kupfer

74,56

76,77

71,16

Zinn

16,47

18,08

25,49

Blei

8,46

4,81

2,45

Zink

0,20

0,18

0,003

Eisen

0,04

0,04

0,02

Nickel

0,06

< 0,005

0,06

Silber

0,11

0,08

0,11

Antimon

<0,01

<0,01

0,31

Arsen

<0,05

0,05

0,39

Wismut

< 0,025

< 0,025

< 0,025

Kobalt

0,006

< 0,005

< 0,005

Gold

<0,01

<0,01

<0,01

Kadmium

<0,001

< 0,001

< 0,001
 
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