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Wetterer, Anton
Das Bruchsaler Schloß: seine Baugeschichte und seine Kunst : zur Zweihundertjahrfeier der Grundsteinlegung 1922 herausgegeben — Karlsruhe i. B.: C. F. Müllersche Hofbuchhandlung m.b.H., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.53759#0019
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fangen werde. In der Bruchsaler Gegend gab und gibt es nur Kalksteine. Schon
am 7. Juli 1720 bot ein Bruchsaler Bürger sein nahegelegenes Grundstück mit
Reben in: „Augsteiner", das ein purer Felsen war, als Steinbruch zum Residenz-
bau an. Hier, heute auf der Südseite des Männerzuchthauses, wurde der Stein-
bruch angelegt und die Steine im Akkord gebrochen, das Klafter, sechs Schuh
im Kubus, zu 40 und 45 Kreuzer. Die Baufuhrknechte führten sie an die Bau-
stelle. Schon im August 1721 drohte dieser Bruch auszugeheu, uud Seitz uud
Bauschreiber Geiger suchteu eineu andern Platz.
Am Steinberg hinter dem alten Schloß waren es lauter faule Steine.
Östlich vom Kapuzinerkloster stand der Anlage eine schwierige Zufuhr durch Tal
und Hügel im Wege, die zudem durch Privatweinberge hätte gehen müssen.
Die schönsten und besten Steine fand man hinter der Stadt bei den Egärten
an der Stelle des heutigen Wasserwerkes. Die Herrschaft besaß dort 1f4 Morgen
Acker. Der Weg führte von dort „schnureben" zum Residenzplatz durch die Bor-
stadt uud die Stadt. Um ihn etwa 3000 Schritte abzukürzen, wollte man ihn
durch die Prädikatur-, heute Friedrichstraße leiteu, die aber nur als Fußpfad
über den Stadtgraben bei dem geschlossenen Pulverturm zog. Das Bauamt
schlug daher vor, deu Turm zu durchbrechen und eine Brücke über den Graben
anzulegen. Der Vorschlag fand die höhere Zustimmung, und Zimmernrann
Thomas Bühler wurde mit der Herstellung der Brücke beauftragt. Die neue
Durchfahrt durch den Turm wurde „das Neutor" genannt, eine Benennung,
die im Volksmund geblieben ist und sich auf die anschließende Straße übertrug.
Der neue Steinbruch blieb, wie es scheint, die ganze Bauzeit giebig.
Die Backsteine und Ziegel lieferte die herrschaftliche Ziegelhütte, die am
„Zieglerweg" lag und bisher an Jakob Wolf verpachtet war. Er wollte 1721
sechs Brände machen, wozu er 300 Klafter Holz brauchte, das er von der Herr-
schaft erhielt. Von jedem Brand hatte er nach Abzug des Holzfuhrlohnes 70
Guldeu Zins zu zahlen, wogegen er für 1000 Backsteine 5 Gulden und für 100
Hohlziegel 1 Gulden 40 Kreuzer empfing. Im Jahre 1722 nahm die Herrschaft
die erweiterte Hütte in eigenen Betrieb und erzielte für dieses Jahr folgendes
Resultat: Au Lohn verausgabte sie 573 Gulden 38 Kreuzer, und an Holz ver-
brauchte sie 221 Klafter, jedes zu 1 Gulden 45 Kreuzer berechnet 386 Guldeu
45 Kreuzer. Dazu kamen 50 Gulden Hauszins. Die Arbeitsleistung bezifferte sich
auf 235194 Backsteine und 20250 Ziegel, so daß jetzt das Tausend „rote Ware"
sich auf 4 Gulden belief gegen 5 Gulden 10 Kreuzer während des Pachtverhält-
nisses. Für die Bereitung von 394 Fuder Kalk winden 224 Gulden Taglohn
und 34 Gulden für 68 Klafter Steine verausgabt und 338 Klafter Holz ver-
wendet zu 591 Gulden 36 Kreuzer, so daß das Fuder gebrannter Kalk auf 2
Guldeu 48 Kreuzer stand gegen 3 Gulden 20 Kreuzer früher. Der getreue Bau-
schreiber wollte noch billiger arbeiten.
Am 5. Mai 1723 wurde mit den Hüttenmeistern Pietro Jopnio und Ste-
phans Lepora in Durlach ein Akkord geschlossen. Sie formten, trockneten und
brannten die Steine und schufen die Gruben zum nötigen Wasser. Dagegen
Heimatblatt 21. 2. 2
 
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