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Wiegand, Theodor
Die Denkmäler als Hilfsmittel der Altertumsforschung (Sonderdruck aus dem Handbuch der Archäologie) — München, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.1803#0031
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Methode der wissenschaftlichen Ausgrabung

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grabungen von Pompeji, Pergamon, Priene, Ephesos, Milet und Thera, es
zeigt der römische Grenzwall in Deutschland, seitdem man auf Theodor
Mommsens Anregung jene weitgreifende Organisation geschaffen hat,
welche die verdienstvollen kleinen Arbeiten der örtlichen Forschung unter
einheitliche wissenschaftliche Gesichtspunkte und unter die überragende
Leitung von Ernst Fabricius gestellt hat. Wie es denn von einer nicht
genug zu betonenden Bedeutung ist, daß große Unternehmungen auf der
festen und dauernden Basis von Instituten1 oder führenden Museen ihren
Rückhalt finden.

In scharfem Gegensatz zu solchen gut organisierten Unternehmungen
steht jene Fülle kleiner und kleinster Nachgrabungen, die sich als
Versuch mit unzureichenden Mitteln charakterisieren und bei denen der
Gegenstand halb oder noch weniger als halb erledigt zurückgelassen wird.
Folgt nach Jahren eine Fortsetzung, so ruht die Arbeit meist in anderen
Händen, die frische Überlieferung ist abgerissen. „Unter Umständen ist es
ein größeres Verdienst, eine schlechte Ausgrabung zu verhindern, als selbst
eine gute zu unternehmen", schreibt F. v. Luschan in dem u. S. 109 ge-
nannten Werke, wo er auch die Fälle ausnimmt, in denen kleinere Suchen
unerläßlich werden.

Der Erdboden ist der beste Konservator. Im ganzen sollten nur solche
Unternehmungen begonnen werden, die von vornherein die Gewähr bieten
für völlige, mustergültige Aufarbeitung des ganzen Gegenstandes. Über den
Umfang wird man mitunter verschiedener Meinung sein: „Es ist oft eine
schwere Verantwortung, zu entscheiden, wo der Arbeit eine Grenze gesetzt
werden soll, und man kann sagen, daß bei Ausgrabungen das Ende oft
schwerer ist als der Anfang", sagt sehr richtig Fr. Koepp, Archäologie I
S. 52. Haupterfordernis ist und bleibt die wissenschaftliche Erschöpfung
des Gegenstandes, sei er groß oder klein. Wenn man in alten Städten nur
das hervorragendste Gebäude ausgräbt und sonst alles liegen läßt, dann
bricht man gewissermaßen aus dem Diadem das Kleinod heraus — den
Metallreifen wird selten noch jemand beachten. Unter den Versuchen mit
unzureichenden Mitteln sind nicht nur ungenügende Geldmittel verstanden,
sondern auch technische. Es wird allzuoft noch mit ungenügenden Hebe-
und Beförderungsmaschinen gearbeitet, und der schwere Steinhammer,
mit dem große Werkstücke zerschlagen werden, ist noch nicht völlig aus
allen Ausgrabungen verschwunden. Es sind mir aus der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts sogar zwei Fälle bekannt, in^denen man einem der größten
und ehrwürdigsten Denkmäler des Altertums mit Pulversprengungen statt
mit Hebewerkzeugen zu Leibe gegangen ist. Hoffentlich wird es bald all-
gemeiner Grundsatz sein, daß auch nicht der geringste Baustein einer antiken
Ruine durch Zertrümmerung beseitigt wird. Akkordarbeit ist nur in selten-

1 Über die Entwicklung dieser dauernden 1929. Über die idealen Aufgaben der Mu-

Institutionen B. v. Mercklins Aufsatz seen und die Gefahren der Abkehr von der

„Archäologische Institute" in dem Werke humanistischen Bildung s. die tempera-

„Forschungsinstitute, ihre Geschichte, Or- mentvollen Ausführungen von E. v. Nie-

ganisation und Ziele", Hamburg 1930, da- beischütz, „Das Museum und der deut-

zu E. Meyer, 25 Jahre römisch-germa- sehe Mensch", Magdeburg 1931.
nische Kommission, Berlin und Leipzig
 
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