nung oft nicht sinnvoll erscheinen lassen45). Daher
werden diese Bezeichnungen gemieden. Von den
weitgehend identischen Benennungen „Schale"
und „Schüssel" findet letztere keine Verwendung.
Großgefäße mit ausladendem,facettiertem Rand und
abgesetztem Halsfeld (Dehn, Form I A/B)
Zu den kennzeichnenden Gefäßformen der Urnen-
felderzeit gehören in Unterfranken Zylinder- und
Kegel-, weniger Trichterhalsgefäße mit ausladen-
dem Rand. Sie dienen ähnlich wie im benachbarten
Hessen häufig als Urne. Wie dort sind auch in
unserem Arbeitsgebiet verschiedene Varianten zu
unterscheiden. Diese Gliederung, auf H. Müller-
Karpe zurückgehend und von F. R. Herrmann
fortgeführt46), beruht im wesentlichen auf den
unterschiedlichen Ornamenten.
Müller-Karpes Variante I, durch eine Kerbleiste
und durch Rauhung der Gefäßwand unterhalb
dieser Leiste gekennzeichnet, ist in Unterfranken
ausgesprochen selten. Sie begegnet in drei Exempla-
ren im Raum Aschaffenburg (Taf. 26,2;28,2; Rau
Taf. 21, 10). Ähnliche Stücke , allerdings ohne
Rauhung der Oberfläche (Taf. 31,6;50, 5) oder mit
ungekerbter plastischer Leiste (Taf. 26, 8) liegen
ebenfalls aus dieser Gegend sowie außerdem aus
Elfershausen an der Saale vor.
Variante II hat Stufenprofil, d.h. eine deutlich
abgesetzte, gestauchte Schulter und breite Horizon-
talriefen. Diese für die Hanauer Gruppe charakteri-
stische Form kommt auch im bayerischen Unter-
maingebiet in einigen Exemplaren aufdem Gräber-
feld Aschaffenburg-Strietwald (Rau Taf. 20, 1; 24,
1), sowie in Gräbern von Dettingen (Taf. 25, 5),
Elsenfeld (Taf. 36, 7.13) und Großheubach (Taf. 44,
1) vor. Als Variante II a seien hier einige Stücke
angefügt, die unter einer gestauchten Schulter
Schmalriefen tragen. Ihre Verbreitung innerhalb
des Arbeitsgebietes reicht von der Region westlich
des Spessart (Taf. 33,10; 39, 7) bis in den Ochsen-
furter Gau (Taf. 59, 4).
Eng verwandt ist eine Variante III, bei der zu den
horizontalen geraffte Riefen hinzutreten. Sie be-
gegnet ebenfalls in Aschaffenburg-Strietwald (Rau
Taf. 7,7) und Acholshausen (Taf. 59,5.9) sowie in
Großheubach (Taf. 45,1.7; 46, 3).
Variante IV, gekennzeichnet durch gestauchte
Schulter, die nicht von Horizontalriefen begleitet
wird, tritt in Gräbern von Kahl (Taf. 23, 3) und
Großheubach (Taf. 41, 19;43,11) auf, ist also beim
heutigen Quellenstand auf das Untermaingebiet
beschränkt.
Ein Zylinderhalsgefäß aus Herlheim mit abgerun-
det gestauchter Schulter und einem schmalen
Vertikalriefenband auf dem Umbruch (Taf. 71,5)
findet bisher keine Parallele westlich des Spessart,
sondern deutet eher nach Osten, wofür auch die
weichere Profilierung spricht (vgl. unten S. 28).
Wie im Hanauer Land, so begegnen auch in
Unterfranken buckelverzierte Großgefäße. Mit der
Buckelzier der Hanauer Variante V läßt sich
allerdings nur die Ornamentik eines Kegelhalsge-
fäßes mit schlichtem Rand (Rau Taf. 16,1) verglei-
chen, das weiter unten besprochen wird (S. 28). Bei
den unterfränkischen Stücken mit ausladendem
Rand sitzen Buckel und Bogenriefen auf der
Schulter oder unmittelbar über dem Umbruch (Taf.
39,9;82, 11). Die Buckel werden nie in Horizontal-
riefenzonen gesetzt, sondern entweder darunter
(Taf. 39,9) oder aber unter die Aufhängepunkte von
gerafften Riefen (Taf. 48,9; 82,11). Das bisher
einzige unterfränkische Großgefäß mit (kurzem)
ausladendem Rand, abgesetztem Halsfeld und
deutlich gestauchter Schulter, das Buckelzier trägt,
stammt aus Kleinheubach (Taf. 39,9). Die Buckel
werden hier von hängenden konzentrischen Riefen-
bögen gesäumt und sitzen unter 2 Horizontalriefen
auf der Schulter.
Die Mehrzahl der unterfränkischen Großgefäße mit
Zylinder- oder Kegelhals und mit ausladendem
Rand entsprechen einer Sonderform im Hanauer
Land47). Zu den horizontalen können geraffte
Riefen sowie Buckel treten, die dann unter den
Aufhängepunkten der Girlanden sitzen48). Beson-
45) Gemeinhin sollten mit „Becher" Formen bezeichnet werden, die höher sind als breit, mit „Napf" solche, die breiter
sind als hoch. — Vgl. auch R. Hachmann, Vademecum der Grabung Kamid el-Loz. Saarbrücker Beiträge zur
Altertumskunde 5 (1969) 121. 123.
46) H. Müller-Karpe, Hanau 16ff. — F. R. Herrmann, Mittel- und Südhessen 36ff.
47) H. Müller-Karpe, Hanau 18.
48) Nur Horizontalriefen: Goldbach, Taf. 29, 1 (Grab 4, mit Trichterhals; vielleicht mit Gefäßen zu vergleichen, die
F. R. Herrmann als typisch für den Rheingau herausstellte; vgl. F. R. Herrmann, Mittel- und Südhessen 36); Kahl,
Taf. 23,10; Wollbach, Taf. 85, 1 (Grab 18; mit Riefen über dem Boden; Form und damit Zugehörigkeit zu dieser
Gruppe nicht gesichert, da Autopsie nicht gestattet wurde); folgende Fragmente mit Horizontalriefen gehören
hierher oder zur entsprechenden Gruppe der Gefäße mit schlichtem Rand : Unsleben, Taf. 86, 12; Herschfeld, Taf.
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werden diese Bezeichnungen gemieden. Von den
weitgehend identischen Benennungen „Schale"
und „Schüssel" findet letztere keine Verwendung.
Großgefäße mit ausladendem,facettiertem Rand und
abgesetztem Halsfeld (Dehn, Form I A/B)
Zu den kennzeichnenden Gefäßformen der Urnen-
felderzeit gehören in Unterfranken Zylinder- und
Kegel-, weniger Trichterhalsgefäße mit ausladen-
dem Rand. Sie dienen ähnlich wie im benachbarten
Hessen häufig als Urne. Wie dort sind auch in
unserem Arbeitsgebiet verschiedene Varianten zu
unterscheiden. Diese Gliederung, auf H. Müller-
Karpe zurückgehend und von F. R. Herrmann
fortgeführt46), beruht im wesentlichen auf den
unterschiedlichen Ornamenten.
Müller-Karpes Variante I, durch eine Kerbleiste
und durch Rauhung der Gefäßwand unterhalb
dieser Leiste gekennzeichnet, ist in Unterfranken
ausgesprochen selten. Sie begegnet in drei Exempla-
ren im Raum Aschaffenburg (Taf. 26,2;28,2; Rau
Taf. 21, 10). Ähnliche Stücke , allerdings ohne
Rauhung der Oberfläche (Taf. 31,6;50, 5) oder mit
ungekerbter plastischer Leiste (Taf. 26, 8) liegen
ebenfalls aus dieser Gegend sowie außerdem aus
Elfershausen an der Saale vor.
Variante II hat Stufenprofil, d.h. eine deutlich
abgesetzte, gestauchte Schulter und breite Horizon-
talriefen. Diese für die Hanauer Gruppe charakteri-
stische Form kommt auch im bayerischen Unter-
maingebiet in einigen Exemplaren aufdem Gräber-
feld Aschaffenburg-Strietwald (Rau Taf. 20, 1; 24,
1), sowie in Gräbern von Dettingen (Taf. 25, 5),
Elsenfeld (Taf. 36, 7.13) und Großheubach (Taf. 44,
1) vor. Als Variante II a seien hier einige Stücke
angefügt, die unter einer gestauchten Schulter
Schmalriefen tragen. Ihre Verbreitung innerhalb
des Arbeitsgebietes reicht von der Region westlich
des Spessart (Taf. 33,10; 39, 7) bis in den Ochsen-
furter Gau (Taf. 59, 4).
Eng verwandt ist eine Variante III, bei der zu den
horizontalen geraffte Riefen hinzutreten. Sie be-
gegnet ebenfalls in Aschaffenburg-Strietwald (Rau
Taf. 7,7) und Acholshausen (Taf. 59,5.9) sowie in
Großheubach (Taf. 45,1.7; 46, 3).
Variante IV, gekennzeichnet durch gestauchte
Schulter, die nicht von Horizontalriefen begleitet
wird, tritt in Gräbern von Kahl (Taf. 23, 3) und
Großheubach (Taf. 41, 19;43,11) auf, ist also beim
heutigen Quellenstand auf das Untermaingebiet
beschränkt.
Ein Zylinderhalsgefäß aus Herlheim mit abgerun-
det gestauchter Schulter und einem schmalen
Vertikalriefenband auf dem Umbruch (Taf. 71,5)
findet bisher keine Parallele westlich des Spessart,
sondern deutet eher nach Osten, wofür auch die
weichere Profilierung spricht (vgl. unten S. 28).
Wie im Hanauer Land, so begegnen auch in
Unterfranken buckelverzierte Großgefäße. Mit der
Buckelzier der Hanauer Variante V läßt sich
allerdings nur die Ornamentik eines Kegelhalsge-
fäßes mit schlichtem Rand (Rau Taf. 16,1) verglei-
chen, das weiter unten besprochen wird (S. 28). Bei
den unterfränkischen Stücken mit ausladendem
Rand sitzen Buckel und Bogenriefen auf der
Schulter oder unmittelbar über dem Umbruch (Taf.
39,9;82, 11). Die Buckel werden nie in Horizontal-
riefenzonen gesetzt, sondern entweder darunter
(Taf. 39,9) oder aber unter die Aufhängepunkte von
gerafften Riefen (Taf. 48,9; 82,11). Das bisher
einzige unterfränkische Großgefäß mit (kurzem)
ausladendem Rand, abgesetztem Halsfeld und
deutlich gestauchter Schulter, das Buckelzier trägt,
stammt aus Kleinheubach (Taf. 39,9). Die Buckel
werden hier von hängenden konzentrischen Riefen-
bögen gesäumt und sitzen unter 2 Horizontalriefen
auf der Schulter.
Die Mehrzahl der unterfränkischen Großgefäße mit
Zylinder- oder Kegelhals und mit ausladendem
Rand entsprechen einer Sonderform im Hanauer
Land47). Zu den horizontalen können geraffte
Riefen sowie Buckel treten, die dann unter den
Aufhängepunkten der Girlanden sitzen48). Beson-
45) Gemeinhin sollten mit „Becher" Formen bezeichnet werden, die höher sind als breit, mit „Napf" solche, die breiter
sind als hoch. — Vgl. auch R. Hachmann, Vademecum der Grabung Kamid el-Loz. Saarbrücker Beiträge zur
Altertumskunde 5 (1969) 121. 123.
46) H. Müller-Karpe, Hanau 16ff. — F. R. Herrmann, Mittel- und Südhessen 36ff.
47) H. Müller-Karpe, Hanau 18.
48) Nur Horizontalriefen: Goldbach, Taf. 29, 1 (Grab 4, mit Trichterhals; vielleicht mit Gefäßen zu vergleichen, die
F. R. Herrmann als typisch für den Rheingau herausstellte; vgl. F. R. Herrmann, Mittel- und Südhessen 36); Kahl,
Taf. 23,10; Wollbach, Taf. 85, 1 (Grab 18; mit Riefen über dem Boden; Form und damit Zugehörigkeit zu dieser
Gruppe nicht gesichert, da Autopsie nicht gestattet wurde); folgende Fragmente mit Horizontalriefen gehören
hierher oder zur entsprechenden Gruppe der Gefäße mit schlichtem Rand : Unsleben, Taf. 86, 12; Herschfeld, Taf.
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