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Wilbertz, Otto Mathias; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Die Urnenfelderkultur in Unterfranken — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 49: Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1982

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https://doi.org/10.11588/diglit.73517#0098
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mit doppelaxtförmigem Blatt aus Herlheim (vgl.
oben S.55f. 67). Von den frühurnenfelderzeit-
lichen Schwertern weisen 2 Vertreter des Typs
Riegsee (davon ein Exemplar aus dem erwähnten
Fund von Herlheim) nach Südbayern. Ob mittel-
deutsche Riegseeschwerter über das Obermainge-
biet oder über Böhmen nach Norden gelangt sind,
läßt sich beim heutigen Forschungsstand nicht
entscheiden. Die Vergesellschaftung des Schwert-
typs mit einer Dorndorfer Nadel in Herlheim dürfte
für eine Verbindung der Steigerwald-Region mit
Thüringen sprechen. Gleichfalls nach Mittel-
deutschland weist ein jüngeres böhmisches Absatz-

beil von Bundorf aus dem nördlichen Unter-
franken (Taf. 99, 4). Diese in Ostböhmen, Schle-
sien und Mitteldeutschland (unter Ausschluß des
südwestlichen Mitteldeutschland) häufige
Form fehlt beim heutigen Forschungsstand in
Ober- und Mittelfranken sowie im westlichen
Böhmen.
Beziehungen nach Südbayern deutet außer den
Riegseeschwertern die Verzierung eines Griffplat-
tenmessers aus Kitzingen-Etwashausen an, die —
wie bereits erwähnt — Entsprechungen in der
Ornamentik oberbayerischer Messer findet (vgl.
S.52, Taf. 68,3).

3. DIE STUFEN Ha A UND B

a. Bronzen
In den folgenden Stufen unterstreichen Rasiermes-
ser mit x-förmiger Griffverstrebung (Varianten
Fuchsstadt und Dietzenbach) sowie Vasenkopfna-
deln des Typs Gundelsheim Verbindungen zwi-
schen Oberfranken und Untermaingebiet und
damit die Bedeutung des Mainweges. Typ Gundels-
heim wurde außerdem in Mitteldeutschland, die
Variante Fuchsstadt der genannten Rasiermesser in
Böhmen nachgewiesen.
Ein Armring vom Typ Hanau (Variante mit kleiner,
endständiger Rippe) verbindet das Wollbacher
Gräberfeld mit Funden aus dem unteren Kinzigtal,
der Wetterau und dem Lahngebiet409). Wellenbü-
gelfibeln, ebenfalls eine westliche Form, sind nach
Osten bis in den Ochsenfurter Gau nachgewiesen.
Weiter östlich finden sich in Unterfranken, beim
heutigen Stand der Quellenkenntnis, keine Fibeln.
Im angrenzenden Mittelfranken begegnen dann
nach Osten und Süden weisende Blattbügelfibeln
(vgl. S. 64). Mit Armringen vom Typ Hanau und
Wellenbügelfibeln sind also, stärker noch als mit
Rasiermessern der Variante Dietzenbach, Typen
gegeben, die von Westen das Arbeitsgebiet erreicht
haben. Die Verbreitung der Fibeln unterstreicht
dabei die Bedeutung des Mainweges.
Bei gedrehten Halsringen dürfte es sich um eine
mitteldeutsche Form handeln (vgl. oben S. 73f.).
Sie kommen im Arbeitsgebiet und — weiter westlich
— in Hessen und Rheinhessen vor, werden nach
Westen zu aber immer seltener. Bei dieser Form
scheint auch die Grabsitte eine Gruppierung zu
409) I. Richter, Arm- und Beinschmuck Taf. 71 B (Karte).

erlauben: die fränkischen Stücke stammen alle aus
Gräbern, während in Mitteldeutschland die in
Horten gefundenen Exemplare bei weitem überwie-
gen. Außerden kommen hier mehrere Ringe in
einem Inventar vor. Wie das in einem Depot
gefundene hessische Stück andeutet, könnte das
Fehlen von Halsringen in fränkischen Depotfunden
auf die unzureichende Quellenkenntnis zurückzu-
führen sein. Daneben wäre an eine Deponierungs-
sitte zu denken, die zwar in den Regionen nördlich
von Vogelsberg, Rhön und Thüringer Wald, aber
nicht südlich dieser Mittelgebirge geübt wurde.
Tassen der Typen Fuchsstadt und Osternienburg-
Dresden kommen sowohl in Südwest- als auch in
Mitteldeutschland vor. Aus dem dazwischenliegen-
den Unterfranken liegen bisher nur zwei Tassen im
Ochsenfurter Gau vor, die den Zwischenraum
überbrücken. Ob die Fundarmut im Arbeitsgebiet
ihre Ursache in einer Beigabensitte, in unzureichen-
den Fundbergungen oder in lückenhafter Quellen-
kenntnis hat, muß vorerst offen bleiben.
Wie in der Stufe Bz D die Mohnkopfnadeln, so
stellen in Ha B 1 Pfahlbaunadeln die Verbindung
zum Südwesten her. Entsprechende Funde stam-
men bisher allerdings nur aus dem Untermaingebiet
und vom Südrand des Arbeitsgebietes.
Wie für die Stufe Bz D (Nadeln mit waagerecht
geripptem Kolbenkopf), so lassen sich auch für die
folgenden Stufen Formen namhaft machen, deren
Verbreitung die Bedeutung des Mainweges unter-
streicht (Nadeln vom Typ Gundelsheim, Rasier-
messer mit x-förmiger Griffverstrebung, gedrehte
Halsringe). Größere Fundmenge und Typenvielfalt

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