Auf Möglichkeiten der Interpretation des Kessel-
wagens von Acholshausen wurde bereits eingegan-
gen416). Unabhängig davon, welche Vorstellungen
im einzelnen an dieses Stück in der Urnenfelderzeit
geknüpft waren, wird man doch festhalten dürfen,
daß dieses Gerät in Kult oder Magie Verwendung
fand. Für den in Acholshausen Bestatteten läßt
der Kultwagen priesterliche Funktionen er-
schließen417). Welcher Art diese Stellung in Kult
oder Magie gewesen sein mag, ob eher mit
Schamanentum oder mit einem kanonisierten Prie-
stertum zu rechnen ist, kann einstweilen nicht
entschieden werden. Unterstellt man für den Wagen
eine Verwendung in einem auf die Fruchtbarkeit der
Vegetation gerichteten magisch-kultischen Zusam-
menhang (sei es Regenzauber oder Ernteritus), so
möchte man Schamanismus weitgehend aus-
schließen.
Dagegen bietet sich für die Gräber, die durchbohrte
Tierzähne (Amulette ?) enthalten (vgl. oben S. 86
mit Anm. 386—387), die Annahme schamanisti-
scher Vorstellungen an.
3. TOTENKULT
Detailliertere Beobachtungen zum Totenritual im
engeren Sinne sind von einer Behandlung des in
Gräbern gefundenen Tongeschirrs zu erwarten.
Hierbei steht allerdings die oftmals unzureichende
Dokumentation der Befunde im Wege. H.G. Rau
konnte feststellen, daß im Gräberfeld Aschaffen-
burg-Strietwald in einigen Fällen nicht nur kom-
plette Gefäße, sondern auch einzelne Gefäßteile in
die Gräber gelangten (Rau 11). Dies gilt nicht nur
für Bruchstücke von Großgefäßen, die zusammen
mit Steinen zur Einfassung einer Grabgrube ver-
wendet wurden, sondern ebenso für Scherben
kleinerer Gefäße. Ob diese mit dem Erdreich
umgelagert wurden oder ob hierin eine Beigabensit-
te zu sehen ist, die wir noch nicht zu deuten
vermögen, muß vorläufig dahingestellt bleiben. In
einigen Beispielen fanden sich Bruchstücke ein und
desselben Gefäßes innerhalb und außerhalb in der
näheren Umgebung des Grabes. Diese Fragmente
möchte man nicht als Beigaben, sondern als Spuren
einer Totenfeier am Grab deuten.
Ähnliche Beobachtungen lassen sich an den weniger
gründlich untersuchten Bestattungsplätzen nicht
machen. Hier sind nur einige Aussagen zur Bei-
gabenkombination möglich. Auf die im Westen
häufiger vorkommenden, im Steigerwald-Vorland
weitgehend fehlenden Knickwandschalen wurde
bereits hingewiesen (vgl. oben S. 37 ff.). Im
Gräberfeld von Goldbach treten sie nie, in Groß-
heubach selten zusammen mit Schalen auf, die einen
schlichten Rand haben. Im Strietwald und in dem
erwähnten Kultwagengrab von Acholshausen sind
dagegen beide Formen miteinander vergesellschaf-
tet. In diesen Fällen bietet sich eine funktionale
Trennung an: in konischen Schalen mit schlichtem
Rand könnte man Trinkgefäße oder Behälter für
feste Speisen erblicken, während Knickwandscha-
len aufgrund ihres ausladenden Randes für eine
Verwendung als Trinkgefäße ungeeignet erschei-
nen. Für die Gräber, die entweder nur Schalen mit
ausladendem Rand oder nur Stücke mit schlichter
Randlippe enthalten, bieten sich demnach zwei
Erklärungen an. Man könnte an eine unterschiedli-
che Beigabe von Trank- oder Speisebeigaben
denken oder an eine soziale Differenzierung:
Schalen mit schlichtem Rand waren sicherlich
leichter herzustellen und — wie oft auch die
Oberflächenbehandlung dieser Formen zeigt —
weniger qualitätvoll gearbeitet. Diese Schalen
könnten als Speisebehälter für sozial Tieferstehende
oder für Personen minderen Rechts gedient haben,
während in reicheren Inventaren qualitätsvollere
Knickwandschalen zur Aufnahme der Speisen
mitgegeben wurden.
416) Vgl. oben S.59ff. - Chr. Pescheck a.a.O. 55f.
417) Davon unberührt ist die Frage, ob der hier Bestattete neben sakralen auch herrschaftliche Funktionen innehatte.
Darauf wird weiter unten eingegangen, (vgl. S. 100f.).
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wagens von Acholshausen wurde bereits eingegan-
gen416). Unabhängig davon, welche Vorstellungen
im einzelnen an dieses Stück in der Urnenfelderzeit
geknüpft waren, wird man doch festhalten dürfen,
daß dieses Gerät in Kult oder Magie Verwendung
fand. Für den in Acholshausen Bestatteten läßt
der Kultwagen priesterliche Funktionen er-
schließen417). Welcher Art diese Stellung in Kult
oder Magie gewesen sein mag, ob eher mit
Schamanentum oder mit einem kanonisierten Prie-
stertum zu rechnen ist, kann einstweilen nicht
entschieden werden. Unterstellt man für den Wagen
eine Verwendung in einem auf die Fruchtbarkeit der
Vegetation gerichteten magisch-kultischen Zusam-
menhang (sei es Regenzauber oder Ernteritus), so
möchte man Schamanismus weitgehend aus-
schließen.
Dagegen bietet sich für die Gräber, die durchbohrte
Tierzähne (Amulette ?) enthalten (vgl. oben S. 86
mit Anm. 386—387), die Annahme schamanisti-
scher Vorstellungen an.
3. TOTENKULT
Detailliertere Beobachtungen zum Totenritual im
engeren Sinne sind von einer Behandlung des in
Gräbern gefundenen Tongeschirrs zu erwarten.
Hierbei steht allerdings die oftmals unzureichende
Dokumentation der Befunde im Wege. H.G. Rau
konnte feststellen, daß im Gräberfeld Aschaffen-
burg-Strietwald in einigen Fällen nicht nur kom-
plette Gefäße, sondern auch einzelne Gefäßteile in
die Gräber gelangten (Rau 11). Dies gilt nicht nur
für Bruchstücke von Großgefäßen, die zusammen
mit Steinen zur Einfassung einer Grabgrube ver-
wendet wurden, sondern ebenso für Scherben
kleinerer Gefäße. Ob diese mit dem Erdreich
umgelagert wurden oder ob hierin eine Beigabensit-
te zu sehen ist, die wir noch nicht zu deuten
vermögen, muß vorläufig dahingestellt bleiben. In
einigen Beispielen fanden sich Bruchstücke ein und
desselben Gefäßes innerhalb und außerhalb in der
näheren Umgebung des Grabes. Diese Fragmente
möchte man nicht als Beigaben, sondern als Spuren
einer Totenfeier am Grab deuten.
Ähnliche Beobachtungen lassen sich an den weniger
gründlich untersuchten Bestattungsplätzen nicht
machen. Hier sind nur einige Aussagen zur Bei-
gabenkombination möglich. Auf die im Westen
häufiger vorkommenden, im Steigerwald-Vorland
weitgehend fehlenden Knickwandschalen wurde
bereits hingewiesen (vgl. oben S. 37 ff.). Im
Gräberfeld von Goldbach treten sie nie, in Groß-
heubach selten zusammen mit Schalen auf, die einen
schlichten Rand haben. Im Strietwald und in dem
erwähnten Kultwagengrab von Acholshausen sind
dagegen beide Formen miteinander vergesellschaf-
tet. In diesen Fällen bietet sich eine funktionale
Trennung an: in konischen Schalen mit schlichtem
Rand könnte man Trinkgefäße oder Behälter für
feste Speisen erblicken, während Knickwandscha-
len aufgrund ihres ausladenden Randes für eine
Verwendung als Trinkgefäße ungeeignet erschei-
nen. Für die Gräber, die entweder nur Schalen mit
ausladendem Rand oder nur Stücke mit schlichter
Randlippe enthalten, bieten sich demnach zwei
Erklärungen an. Man könnte an eine unterschiedli-
che Beigabe von Trank- oder Speisebeigaben
denken oder an eine soziale Differenzierung:
Schalen mit schlichtem Rand waren sicherlich
leichter herzustellen und — wie oft auch die
Oberflächenbehandlung dieser Formen zeigt —
weniger qualitätvoll gearbeitet. Diese Schalen
könnten als Speisebehälter für sozial Tieferstehende
oder für Personen minderen Rechts gedient haben,
während in reicheren Inventaren qualitätsvollere
Knickwandschalen zur Aufnahme der Speisen
mitgegeben wurden.
416) Vgl. oben S.59ff. - Chr. Pescheck a.a.O. 55f.
417) Davon unberührt ist die Frage, ob der hier Bestattete neben sakralen auch herrschaftliche Funktionen innehatte.
Darauf wird weiter unten eingegangen, (vgl. S. 100f.).
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