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Wischermann, Heinfried; Wischermann, Heinfried [Hrsg.]
Berichte und Forschungen zur Kunstgeschichte (Band 17): Die " figura in cima al baldacchino" in Verona: Bemerkungen zum Wanddenkmal der Familie Brenzoni in San Fermo Maggiore von 1435-1438 — Freiburg i. Br., 2023

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https://doi.org/10.11588/diglit.66626#0005
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1

Heinfried Wischermann
Die „figura in cima al baldacchino“ in Verona - Bemerkungen zum Wanddenkmal der
Familie Brenzoni in San Fermo Maggiore von 1435-1438
Herrn Prof. Dr. August Schmitt-Köppler M.A. zum 3. Mai 2023

Die Grabkirche* 1 der veronesischen Märtyrer Firmus und Rusticus2 (Abb. 1), die um 300
unter Maximian enthauptet wurden, liegt außerhalb der Wege der Touristen, die täglich die
mehr als 2500 Jahre alte Stadt an der Etsch überfluten. Die wenigsten werden wissen, daß
ihnen östlich vom Amphitheater und nahe am Fluß eine ungewöhnlich reich ausgestattete
Klosterkirche entgeht. Die Wände des weiten Saales ihrer Oberkirche3 (Abb. 2) bedecken
zahlreiche Fresken, Altäre und Denkmäler unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher
Qualität, an denen man u. a. studieren kann, mit welcher Rücksichtslosigkeit die Nachpächter4
der Wandflächen die Dekorationen ihrer Vorgänger ruinierten. Obwohl sich seit dem 19.
Jahrhundert etliche Kunsthistoriker mit der mittelalterlichen Klosterkirche beschäftigt haben,
dürften ein Inventarband oder eine Monographie nach dem Muster von Gerhard Weilandts
vorbildlicher Bearbeitung der Sebalduskirche in Nürnberg5 noch lange fehlen.
Etliche unbeantwortete Fragen stellt das sog. „Brenzoni-Grabmal“ (Abb. 3), das seit dem
Ende der oberitalienischen Gotik als Werk von Bildhauern und Wandmalern auf dem
westlichsten Abschnitt der Nordwand des Saales Fresken aus dem frühen 14. Jahrhundert
ersetzt. Ich begnüge mich mit einer Kurzbeschreibung des „Grabmals“, zähle einige
Kapitelüberschriften einer - zu schreibenden - Monographie auf, verbessere seine Datierung,
bestimme seine Gattung, benenne erstmals den Schriftbandträger auf dem Baldachin
zutreffend und mache erste Lesevorschläge für drei seiner sieben Inschriften. Abschließend

Für vielfältige Hilfe danke ich Dr. Jutta Eckle (Weimar), Dr. Ulrike Kaibaum (Freiburg), Thomas Linz M.A.
(Zarten), Katharina Montevecchi (Uliveto Terme) und Don Maurizio Viviani (Verona).
1 Kurzinformationen zur Kirche und zum Kloster: Erich Egg u. a. (Hg.), Reclams Kunstfuhrer Italien II -
Oberitalien Ost, Stuttgart 1965, 1051-1057 (ND als Reclams Kunstfuhrer Italien 11,2, Stuttgart 1981, 651-657);
Maristella Vecchiato, Convento di San Fermo Maggiore - Sintesi storica del complesso divenuto sede della
Soprintendenza ai monumenti di Verona, in: I quaderni della Soprintendenza per i Beni Architettonici e
Paesaggistici per le Province di Verona, Rovigo e Vicenza 5 (2013) 172-177.
2 Paolo Golinelli/Caterina Gemma Brenzoni (Hg.), I santi Fermo e Rustico — Un culto e una chiesa in Verona per
il XVII centenario del loro martirio (304-2004), Verona 2004.
3 Einer frühchristlichen Kirche des 5./8. Jahrhunderts folgte 1065-1143 ein romanischer zweigeschossiger
Neubau für Benediktiner. Die Oberkirche, die wie die Krypta dreischiffig war, wurde nach der Übernahme durch
Franziskaner (1257) einschiffig, die Länge des Saals wurde verdoppelt, und die Oberteile aller Wände und bes.
die Hauptapsis wurden gotisch erneuert. Die Kielbogendecke stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert. Vgl.
besonders Herbert Dellwing, Die Kirchenbaukunst des späten Mittelalters in Venetien (Habil. Frankfurt 1979),
Worms 1990, 21/22 mit Abb. und Grundrissen von Ober- und Unterkirche. Zur Entwicklung der
Dekorationskunst der Franziskaner vgl. Louise Bourdue, The Franciscans and art patronage in late medieval
Italy, Cambridge 2004.
4 Die Vergabe von Abschnitten der Kircheninnenwände an Gemeindemitglieder für die Anbringung von
Fresken, zu denen meist „Stifterbilder“ gehörten, war eine der vielen Möglichkeiten, die die mittelalterliche
Kirche zur Vermehrung ihrer Einkünfte entdeckte.
5 Gerhard Weilandt, Die Sebalduskirche in Nürnberg - Bild und Gesellschaft im Zeitalter der Gotik und
Renaissance (Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 47), Petersberg 2007.
 
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