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Wischermann, Heinfried; Wischermann, Heinfried [Hrsg.]
Berichte und Forschungen zur Kunstgeschichte (Band 19): "Milites Orantes": Überlegungen zur Form und zur Deutung der Gebetshaltung mittelalterlicher Ritter auf ihren Grabdenkmälern — Freiburg i. Br.: Heinfried Wischermann, 2024

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https://doi.org/10.11588/diglit.70526#0011
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In ihrer Dissertation über „Redebegleitende Gesten“ von 1996 hat schließlich Cornelia
Müller38 die beliebteste Bethaltung der Ritter als vorrangiges Beispiel für „Selbstberührun-
gen, die die illokutive Kraft der Äußerung sichtbar machen,“ abgebildet (Abb. 8).

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IV.
In den letzten Jahren sind mehrere illustrierte Bücher zu „Rittern“ erschienen. Abbildungen
von „betenden Rittern“ sind darin selten. Lesenswert sind immer noch die gut 50 Jahre alten
Arbeiten von Alexander von Reitzenstein39 und Andreas Wang40, obwohl auch sie keine Hin-
weise auf das religiöse Leben ihrer Krieger liefern. Auch die nach der Jahrtausend wende von
den Historikern Andreas Schlunk/Robert Giersch41 (2003), Joachim Ehlers42 (2006), Franz
Niehoff 43 (2009), Karl-Heinz Göttert44 (2011), Sabine Buttinger/Jan Keupp45 (20 1 3), Sabine
Haag46 (2013) und der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz47 (2015) veröffent-
lichten Bände zu Rittern, Rittertum, Ritterwelten bringen nur beiläufig Informationen zu den
Ereignissen in einem Ritterleben, die die Berufskrieger zu Frömmigkeitsbezeugungen ver-
anlassen konnten: z. Bsp. „cingulum militare“48 und Schwertleite49, d. h. die Gürtung und die
Übergabe seiner wichtigsten Waffen an einen jungen Krieger sowie der Empfang der Sporen,
die um 1350 auch in Deutschland vom Ritterschlag50 abgelöst wurde, das Überleben eines
Zweikampfs, die Teilnahme an einem Gottesdienst, das Bittgebet vor und das Dankgebet nach

38 Cornelia Müller, Redebegleitende Gesten - Kulturgeschichte-Theorie-Sprachvergleich (Diss. FU Berlin 1966;
Körper-Zeichen.Kultur 1), Berlin 1998, Abb. 24.
39 Alexander von Reitzenstein, rittertum und ritterschaft (Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums Nürn-
berg zur deutschen Kunst- und Kulturgeschichte 32), München 1972.
40 Andreas Wang, Der „Miles Christianus“ im 16. und 17. Jahrhundert und seine mittelalterliche Tradition (Diss.
Hamburg 1974; Mikrokosmos - Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung 1), Bem-Frankfurt
1975.
41 Andreas Schlunk/Robert Giersch, Die Ritter - Geschichte-Kultur-Alltagsleben (Ausstellungskatalog Speyer
2003), Stuttgart 2003.
42 Joachim Ehlers, Die Ritter - Geschichte und Kultur, München 2006.
43 Franz Niehoff (Hg.), Ritterwelten im Spätmittelalter - Höfisch-ritterliche Kultur der Reichen Herzöge von
Bayern-Landshut (Ausstellungskatalog Landshut 2009; Schriften aus den Museen der Stadt Landshut 29),
Landshut 2009.
44 Karl-Heinz Göttert, Die Ritter, Stuttgart 2011.
45 Sabine Buttinger/Jan Keupp, Die Ritter, Stuttgart 2013.
46 Sabine Haag (Hg.), Ritter! Traum & Wirklichkeit (Ausstellungskatalog Schloss Ambras, Innsbruck 2013),
Wien 2013.
47 Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.), Ritter! Tod! Teufel? - Franz von Sickingen und die
Reformation (Ausstellungskatalog Mainz LM 2015), Regensburg 2015.
48 So nannte man die Gürtung der Tunika der römischen Legionäre. Ihr entsprach die Anlegung des Schwertge-
hänges durch die Krieger. Zur Annahme des Gehänges gehört wohl auch meist der der Empfang der zugehörigen
Waffen.
49 Wilhelm Erben, Schwertleite und Ritterschlag - Beiträge zu einer Rechtsgeschichte der Waffen, in: Zeitschrift
für historische Waffenkunde 8 (1918-20) 105-167; Irmtraut Lindeck-Pozza, Schwertleite und Ritterschlag, in:
Burgenländische Landesregierung (Hg.), Die Ritter (Landesausstellung Burg Güssing; Burgenländische For-
schungen SB 8), Eisenstadt 1990, 94-100; ElsbetOrth, Formen und Funktionen der höfischen Rittererhebung, in:
Fleckenstein (Hg.) 1990, 128-170, 141; LMA 7 (1995) 1646 f. Durch die Schwertleite wurde der volljährige
Jüngling in den Kreis der wehrfähigen Männer aufgenommen.
50 Zur Erhebung des Knappen in den Ritterstand findet man Abbildungen bei Wikipedia.
 
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