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Wischermann, Heinfried; Wischermann, Heinfried [Editor]
Berichte und Forschungen zur Kunstgeschichte (Band 5): Grabmal, Grabdenkmal und Memoria im Mittelalter — Berlin: Wasmuth, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57031#0022
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Aufgabe del- Gedächtni.spflege oder der Zerstörung des Grab-
monumentes vernichtet, Für das Denkmal des Grafen Ulrich
70)
von Werd sind jedoch beispielsweise zwei Urkunden von
1'536 und 1345 erhalten, in denen der Konvent von St. Wil-
helm in Straßburg sieh vor Zeugen zur Einhaltung bestimmter
Handlungen (Anniversarfeier mit Vigil und Messe, Mahl und
Geldauszahlung für die Konven tsmi tgl.ieder, Unterhalt eines
Ewigen Lichtes Tag und Nacht vor dem Grabdenkmal) ver-
80
pflichtete. Auch für das karolingische Eioundus-Grab
in Köln, dessen Lage man auch ira hochgotisehen Domneubau
oberirdisch erkennbar machte, könnten solche Schriftstücke
erhalten sein. Denn in Köln hielt man noch im 18. Jahr-
hundert aus den Einkünften der Emundus-Stiftung ein Prie -
stermahl ab.
XI.
Eine Bemerkung möchte ich hier zur Grabfigur anschließen
die seit dein Denkmal für Rudolf von Schwaben in Merseburg
die Mehrzanl der Grabdenkmäler auszeichnet. Ihre Bedeutung
ist sehr unterschiedlich beurteilt worden. Ernst Borg-
wardt hat das am Ende des 11. Jahrhunderts auf.kommende
Grabbild damit erklärt, daß die Figur die "Nachahmung des
Bildes eines iin Grabe ruhenden oder aufgeibahrten Toten"
sei. Eine Deutung gibt er nicht. Kaum zutreffend sind die
Hinweise von Erwin Panofsky 82), der in den Grabfiguren
"die Verstorbenen als Mitglieder des Himmlischen Jerusalem"
8'i )
sah. Gleichzeitig vermutete Panofsky ' ', sie nähmen
"den zukünftigen Stand des Dahingegangenen unter den Seli-
gen im Paradies vorweg", sie "nähmen anscheinend am ewigen
Leben teil" \ Gegen diese Deutung der Figuren als vor-
weggenommene Selige spricht, daß der Tote nur hoffen konnte
bei der Auferstehung ins ewige Leben einzugehen. Die bild-
liche Vorwegnahme einer göttlichen Entscheidung und eines
möglichen künftigen Zustandes scheint mir undenkbar. Sie
ist auch durch zeitgenössische Aussagen nicht zu stützen.
 
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