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Wittmer, Wilhelm
Der Schreibunterricht in Verbindung mit dem Lesen als Grundlage der Sprachlehre: nebst einer Anleitung zur Elementarlehre des Zeichnens für Volksschulen — Heidelberg, 1833

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https://doi.org/10.11588/diglit.18965#0058
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Behalten der Laute (oder Namen) quälen. Sie mögen
so lange die Schreib-Buchstaben noch immer als Striche
benennen und schreiben, und werden sie späterhin, wo
man das Schreiben zu einem Hauptgeschäfte macht, in
wenigen Uebungen auch vollends aussprechen, und auf
einmal jedes geschriebene Wort lesen-

II. Bildung schöner Formen.

Die hier vorkommende kurze Anleitung zum Zeichnen,
gegründet auf das, was man in dem ehemaligen Pesta-
lozzischen Institute übte, darf nicht mit den gewöhn-
lichen Anleitungen verwechselt werden, welche sich bloß auf
Abzeichnen (Copieren) beziehen. Jede schöne Form, die hier
das Kind hervorbringt, ist sein eigenes Product — ein
Spiel seiner Einbildungskraft. Das Kind stellr seine Linien
zusammen in eine Form, löscht aus, setzt wieder an, und
Verbessert so lang, bis ihm sein eigenes Gefühl sagt, daß
die Zeichnung ein schönes Ganzes bilde. Joseph Schund,
ehemals Lehrer an dem erwähnten Institute, hat diese Art deS
Zeichnens an geraden und an krummen Linien, nebst Behand-
lung der Perspective methodisch aufgestellt, und so weit aus,
geführt, als die Zeichnnngs - Anlagen allgemein in der
Menschen-Natur zn entfalten möglich sind- Allein dieses
Bildungs« Mittel wurde, wahrscheinlich wegen seines schein-
bar großen Uinfanges, oder weil man seine eigentliche Ten-
denz übersah, fast nirgends benützt. Vielleicht gelingt es,
gerade in dieser Kürze hier die schöne Idee aufs neue zu be-
leben, und der guten Sache Eingang in den Volksschulen zu
verschaffen. Beweise, wie weit es sich auch mit dieser kurzen
Anleitung bringen lasse, kann man in dem hiesigen Mädchen-
Institute, geleitet von wackern Lehrfrauen, fast seit Jahr-
zehenden sehen.
 
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