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Forschungsgeschichte

sondern auch der Inhalt von Tontafeln stärkten den Ein-
druck einer Besiedlung, die Mitte des 3. Jahrtausends
v. Chr. anzusetzen wäre und sich über einen längeren
Zeitraum erstreckte. Der Ursprung des von Cornwall
erwähnten Terminus pillboxgrave für cairn graves auf
Bahrain geht auf H. St. J. Philbys Metapher zurück15. Im
Gebiet des Arabischen Golfes ist diese Nennung weit
verbreitet, aber nicht klar definiert.
Pionierarbeit wurde vor Beginn der Öffnung des öst-
lichen Arabien zunächst durch G. Bibby und P. V. Glob
geleistet. Bereits von 1954 bis 1961 arbeiteten sie in
den Vereinigten Arabischen Emiraten. Anläßlich des
Fundhinweises einer Ölgesellschaft fand 1959 auf der
Insel Umm an Nar (in Abu Zabi) die erste Grabung statt.
Sie erbrachte in sorgfältiger Trockenmauertechnik an-
gelegte Sammelgräber, die sich von den Grabanlagen
Bahrains klar unterschieden16. Der Fundort lieferte den
Perioden-Namen für diese Gräber und die in ihnen ent-
haltenen Funde. Ihre Datierung konnte durch antiqua-
rische Parallelen aus dem Iran zwischen 2500 und 2000
v. Chr. festgelegt werden. Seit 1953 fanden regelmäßige
Begehungen und Grabungen im gesamten Golfgebiet
durch das Vorgeschichtsmuseum von Moesgärd statt.
Beachtenswerte Monographien über sogenannte „Dil-
mun-Siegel", hellenistisch-parthische Keramik, Tonfi-
guren und bronzezeitliche Keramik der Insel Failaka
belegen die herausragende Rolle dänischer Fachkol-
legen in der Archäologie am Arabischen Golf17. Die-
ses Publikationsaufkommen wurde durch regelmäßige
Berichte in der Zeitschrift Kuml ergänzt. Hierzu zählt
nicht zuletzt K. Thorvildsens Bericht von 1962 über die
Grabungen auf Umm an Nar. Hervorzuheben sind wei-
terhin die Katalogisierung und Auswertung der Keramik
des 2. Jahrtausends aus Teil Sa'ad und des ausgehenden
1. Jahrtausends v. Chr. aus Teil Sa'Id, welche sich beide
auf Failaka befinden18.
Eine eminente Bedeutung kommt den dänischen
Grabungen bei Barbar19 und Qal'at al Bahrain zu20.
Beide sind durch Vorberichte publiziert. Der dem Gott
Enzag geweihte sogenannte Tempel von Barbar erinnert
in Grundriß, Raumaufteilung und Monumentalität an
mesopotamische Tempel der frühdynastischen Periode.
Die dreiphasige Anlage stand auf einer rechteckigen
Plattform von 25 m x 18 m21. Anhand der Keramik ist
eine Einordnung in die erste Phase der Ur Ul-Zeit, also
in das späte 3. Jahrtausend, möglich. Der Nachfolgebau
gehört wohl an den Beginn des 2. Jahrtausends. Bemalte
Keramik mit Sparrenschraffur aus Prä-Barbar und Bar-
bar I-zeitlichen Schichten erinnern an Umm an Nar-
Keramik22. P. Mortensen hat zwei 14C-Bestimmungen
für die zweite Tempel-Phase23 vorgelegt. Kalibrierun-
gen ergeben ein Datum um 2035 und 2070 v. Chr. Der
dritte Tempel wurde in der Antike absichtlich zerstört
und, wie seine zwei Vorgänger, mit Sand versiegelt. An-
hand der Publikationen ist die keramische Abfolge von
Qal'at al Bahrain schwer mit der des Barbar-Tempels zu
vergleichen24. Dennoch vermutet C. Larsen die stärk-
sten Zusammenhänge zwischen Barbar II und den von
ihm nicht näher genannten Depots in Qal'at25. Aller-

dings dauert die Besiedlung des Hügels in Qal'at länger
an. Das Fundmaterial der kassitischen bis islamischen
Schichten wird von den dänischen Ausgräbern weiter
erforscht. Die spärliche Fundüberlieferung von Dilmun
in der Zeit zwischen 1240 und 709 v. Chr. kann von
französischen Kollegen nun durch neue archäologische
Befunde östlich der Qal'at und südlich des nahegelege-
nen coastal fortress ergänzt werden26.
Britische Archäologen begannen erst 1968 eine groß
angelegte Begehung in den Vereinigten Arabischen Emi-
raten, die durch regelmäßig erscheinende Vorberichte
dokumentiert ist27. Mangels Ausgrabungsergebnissen
beruhte die Chronologie auf iranischen Parallelen. In
sukzessiven Berichten bauten B. de Cardi und D. B.
Doe die Dokumentation dieser Region auf28. Das Gros
des abgebildeten Scherbenmaterials kann im nachhinein
als Lizq/Rumaylah-zeitlich eingestuft werden. Damals
war diese von der Keramik der anschließenden Periode
kaum zu unterscheiden. An den interessantesten und
durch die britische Begehung bereits bekannten Fund-
stellen in Ghalllah und in Shimäl begannen 1976 und
1977 Ausgrabungen29. Site 1 (hier Grab Shl) und site 2
(Grab Gh2) lieferten zahlreiche, wenn auch stark frag-
mentierte Funde, die vorwiegend in das 2. vorchristli-
che Jahrtausend einzuordnen sind. Im Grab Gh2 kam
handgemachte Keramik vor. Sie konnte auf dem Stand
des damaligen Wissens in das 1. Jahrtausend v. Chr.
eingestuft werden30.

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P. Cornwall 1946a, 10,11. H. St. J. Philby 1939, 371-374. Der
Begnflpillbox war im zweiten Weltkrieg alliierter Ausdruck für
eine Maschinengewehrstellung.
G. Bibby 1977, 226; K. Thorvildsen 1962, 208-219; K. Frifelt
1975,363,364,367.
H. Matthiesen 1982; L. Hannestad 1983; P. Kjaerum 1983;
F. Hujlund 1987; K. Frifelt 1991; dies. 1995; F. Hejjlund/H. H. An-
dersen 1994.
F. Ifojlund 1987.
P. V. Glob 1954a, 142-153; ders. 1954d, 164-169; ders. 1955,
178-193; ders. 1956, 164-174; ders. 1958, 138-145; H. H. An-
dersen, in: BAHRAIN, 165-177; P. Mortensen 1970, 385-398;
ders., in: BAHRAIN, 178-185; State ofBahrain 1983; D. T. Potts
1992a, 168-172.
G. Bibby 1964, 105-106; ders. 1965, 134-139, 145-148; ders.
1966,90-93.
P. V. Glob 1954a, 142-153; H. H. Andersen 1956,186-188; ders.,
in: BAHRAIN, 165-177.
C. Larsen 218 Abb. 43h (Prä-Barbar), 228 Abb. 47s Barbar I).
Vgl. S. Cleuziou 1989a, 54 Abb. 2,12.
K-1576: 1650±100 v. Chr., 2035 v. Chr. (kal.). K-1575:
1680±100 v. Chr., 2070 v. Chr. (kal). Siehe P. Mortensen 1970,
392-393,398 Anm. 35; ders. 1986,7. Korrigiert nach F. Hajlund
1987, 158, 175 Anm. 19, 20; ders./H. H. Andersen 1994, 174
Abb. 714.
Vgl. neuerdings F. Hajlund 1994,73-101.
C. Larsen 1983,246-248, Tab. 8.
M. Kervran/P. Mortensen/F. Hiebert 1987, 77-93; M. Kervran/
F. Hiebert, in: GOLF-ARCHÄOLOGIE, 337-348.
B. de Cardi/D. B. Doe 1971,225-289.
B. de Cardi 1972,305-310; dies. 1975,9-75; dies. 1976,216-222;
dies., in: AOMIM, 210-215; dies. 1985,163-240; diesVD. B. Doe
1976,101-187.
P. Donaldson 1984,191-312; ders. 1985, 85-137.
P. Donaldson 1984,234-239,275-276.
 
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