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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 28.1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.14173#0125
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BESPRECHUNGEN

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tätige Svobodas und Swobodas), nicht bloß seine etwas äußerliche Analyse und die
etwas zu sehr schematisierende Zusammenfassung vorgenommen hätte, sondern auch
in Ergänzung des Wenigen, was S. 3—5 über Augustinus' ästhetische Neigungen
ausgeführt ist, des genialen Heiligen Eignung für die Behandlung der ästhetischen
Frage untersucht und den tieferen systematischen Grundlagen seiner ästhetischen
Anschauungen noch näher nachgeforscht hätte. Dazu hätte er freilich fast alle
Schriften des Afrikaners genau durcharbeiten müssen. Z. B. auch den erzählten
Dialog De beata vita, der (dies sei nebenbei gegen Svoboda bemerkt) mit dem
Thema „De disciplinis" trotz (gelegentlicher) Verwendung des Wortes nichts
zu tun hat, sondern dort, wo nicht (wie c. 34 ff.) das christliche Gedankenelement
bestimmend wird, im wesentlichen auf Ciceros Hortensius aufbaut und eine Kreu-
zung zwischen dem aristotelischen Protrepticus und dem Symposiom darstellt. Dort
hätte er nicht nur c. 8 (Schmaus, S. 9, 38) die immerhin bezeichnende Wendung
huius (sc. virtutis) ... pars est... pulcherrima quae temperantia et frugalitas dicitur
finden können (also pulcher für Geistiges; leider ist im Index alphabetique die
Unterscheidung zwischen körperlicher und geistiger Schönheit nicht vermerkt), son-
dern auch c. 1—3 und sonst Studien über die poetische Kraft der Phantasie und
Sprache Augustins machen können, besonders an der packenden Schilderung des
Zauberbergs c. 3, wo Augustinus mit Apuleius zu wetteifern scheint. Dort wäre
er auch auf die aristotelischen Begriffe der mensura und des modus gestoßen (c. 7)
und wäre dazu angeleitet worden, durch Augustinus' Schriften diese Ausdrücke und
andere termini auch einmal ohne Rücksicht auf die Chronologie zu verfolgen, die
leicht einen ästhetischen Wert erhalten können. Wenn auch dort mensura wesentlich
im biologischen Zusammenhang erscheint, so ist für die zugrundeliegende aristo-
telische Philosophie ganz klar, daß die Magerkeit ebenso wie die Elephantiasis häß-
lich wirkt (vgl. temperantia als pulcherrima pars virtutis!). Mit großem Fleiß
und meist gutem Urteil sucht Svoboda die Quellen der ästhetischen Anschauungen
des Augustinus auf; hier liegt die besondere Stärke seiner Arbeit, hier wird sie
zu einem fördernden Beitrag zur Geschichte der antiken Ästhetik (Theophrastos
und besonders Chrysippos kommen zu kurz). Kennt eigentlich Svoboda seinen Vor-
läufer Menendez y Pelayo, Historia de las ideas esteticas, II, 222—236? Er hätte
ihn oft zitieren müssen! Die zunehmende Spiritualisierung der Ästhetik Augustins
ist m. E. auch durch das zunehmende Studium Plotins und das größere Freiwerden
von stoischen Einflüssen zu erklären. Über Poseidonios und Neupythagoreer ist das
letzte Wort nicht gesprochen.

Bonn. Adolf Dyroff.

Hans Wilhelm Hagen: Rilkes Umarbeitungen. Form und Geist,
Band 24. Verlag Eichblatt, Leipzig 1931. 138 S.

Die vorliegende Arbeit liefert für eine Interpretation der Rilkeschen Umarbei-
tungen ein ziemlich vollständiges Material. Sie ermöglicht vor allem durch eine
sehr genaue Synopse der früheren und späteren Fassungen eine schnelle Orien-
tierung.

Die Interpretation selbst will „ein Beitrag zur Psychologie seines dichterischen
Schaffens" sein. Sie betrachtet von vornherein die Umarbeitungen als Ausdruck be-
stimmter seelischer Veränderungen. Man erwartet also die Aufzeigung des Zusam-
menhanges zwischen Rilkes Lebens- und Entwicklungsgeschichte und seinen Um-
arbeitungen. Der Verfasser enttäuscht den Leser hierin gleich zu Beginn, indem er
dieser seiner angekündigten Aufgabe nur ein Kapitel widmet. Allerdings betont
 
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