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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 30.1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.14193#0311
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BESPRECHUNGEN

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lieh ausmerzt. Dabei werden vor allem auch die Dichtungszitate druckmäßig weit
übersichtlicher, die wissenschaftlichen Belege noch in Einzelheiten klarer auffindbar
anzugeben sein, und vor allem wird das Schrifttumsverzeichnis nach einem eindeuti-
gen Grundsatz geordnet erscheinen müssen. Gerade dieses gibt sich jetzt als eine
wüste Häufung bloßer Verfassernamen und Buchtitel; ob nach Verwertung in den
einzelnen Kapiteln der vorliegenden Arbeit oder nach welchen Richtlinien immer
aufgeführt, das blieb mir schlechterdings unerfindlich. — Gleichwohl: Otto Keins
Stoffbearbeitung bewährt eine tüchtige, sachlich eindrucksvolle Leistung, die weiter-
hilft zur Erkenntnis einer entscheidenden Zeit deutschen Geisteslebens. Das Buch er-
strebt eine Haltung wissenschaftlicher Ganzheit, ohne der unumstößlichen Gründlich-
keit gegenüber den tatsächlichen Einzelheiten verlustig zu gehen, wie sie uns durch-
aus nottut und jetzt erfreulich von mancherlei Seite betrieben wird.

Karlsruhe (Baden). Emil Kast.

Friedrich Schlegel: Neue philosophische Schriften. Erst-
mals in Druck gelegt, erläutert und mit einer Einleitung in Fr. Schlegels
philosophischen Entwicklungsgang versehen von Josef Körner. Mit einer
Faksimilereproduktion von Schlegels Habilitationsgesuch an die Universität
Jena. Verlag Gerhard Schulte-Bulmke, Frankfurt a. M., 1935. 391 S.

Alfred Schlagdenhauffen: Frederic Schlegel et son Group e.
La Doctrine de l'Athenaeum (1798—1800). Les Beiles Lettres, Paris 1934.
430 S.

Mit Friedrich Schlegel beschäftigt sich ein ständig wachsendes Schrifttum.
Es urteilt im allgemeinen wohlwollend und anerkennend. Solch summarischer
Übereinstimmung des Werturteils entspricht nun keineswegs ein Einverständnis
in bezug auf die Schlegel-Deutung. Daran sind zwei Gründe schuld. Das geistige
Gesicht des Verfassers der Lucinde weist einen ungewöhnlichen Reichtum ver-
schiedenartiger Züge auf. Jeder Versuch, sie zusammenzusehen und ins Gleich-
gewicht zu bringen, wird entscheidend durch den Standort des Betrachters mit-
bedingt. Die in der Natur der Sache begründete Schwierigkeit wird dadurch ver-
schlimmert, daß wir von einer Gesamtausgabe des Schlegelschen Werkes offenbar
noch weit entfernt sind. Solange insbesondere mit dem Bekanntwerden neuer
Dokumente zu rechnen ist, gilt jedes Schlegel-Bild streng genommen unter
Vorbehalt.

Josef Körner, der die Freunde der Romantik mit immer neuen Gaben über-
rascht, legt in seinem jüngsten Buche eine Reihe bisher unbekannter philosophischer
Schriften Schlegels vor: eine Nachschrift der Jenenser Transcendental-Philosophie
(1800/01), Skizzen zu einer philosophischen Privatvorlesung für Frau von Stael
(1807), die Jacobi-Recensionen von 1812 und 1822 und schließlich Entwürfe zur
Aesthetik (1795/96). All das war bisher unbekannt und ungedruckt bis auf die
beiden Jacobi-Aufsätze, „diese wichtigsten unter allen vom Verfasser zu Lebzeiten
veröffentlichten philosophischen Schriften wissenschaftlicher Strenge" (261). Und
selbst ihr Neudruck bedeutet im Grunde eine Neu-Entdeckung.

Ausführliche Einleitungen und Anmerkungen rahmen die Philosophica ein. Sie
zeugen von einer verblüffenden Kenntnis Schlegels und seiner geistigen Umwelt.
Es ist erstaunlich, was sie an Einzelhinweisen und Einzeldeutung bieten. Erstaun-
lich auch, daß sie trotz ihrer gedrängten Fülle nie die großen Fragen ersticken,
die sie klären helfen sollen.
 
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