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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

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93

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

steine, wie der Holzplastik, namentlich aus der Späl-
gothik und Barockzeit, auch spätgothische Tafel- und
noch spätere Wandmalereien haben sich in erheblicher
Anzahl erhalten, viel weniger kunstgewerbliche Ar-
beiten. Die besten Denkmäler sind in den beiden
Heften, vornehmlich in den sie begleitenden Atlassen
abgebildet und die Reproduktionen sind von einer
kaum noch zu überbietenden Vollkommenheit. R.

Catalogue of early Christian Antiquities
and objects from the Christian east in the depart-
ment of British and mediaeval antiquities and ethno-
graphy of the British Museum by O. M. Dalton
M. A. assistant in the department. London 1901.
Printed by order of the trustees and sold at the
British Museum. (Preis 24 Schillinge.)
Der kostbare Schatz altchristlicher und byzanti-
nischer Kleinkunstgegenstände, den das Britische
Museum in London besitzt, dank dem kenntnisreichen
Sammeleifer erleuchteter Liebhaber und den ernsten
Bestrebungen tüchtiger Direktoren, erscheint hier in
vortrefflicher Bearbeitung, indem 1003 Objekte mehr
oder weniger eingehend beschrieben werden unter
Angabe des Ursprungs und der Erwerbsart. Manche
derselben sind auf grofsmüthige Geschenkgeber zurück-
zuführen, und unter ihnen behauptet den ersten Rang
der frühere Direktor der Sammlungen Mr. Aug. Franks
dessen zahlreiche, zumeist aus letzwilliger Verfügung
erflossene Beiträge von höchstem Werth sind. Mehr
als ein Viertel sämmtlicher Gegenstände erscheint im
Text illustrirt, oder auf den 35 Lichtdrucktafeln dar-
gestellt, und dieser Schatz von Abbildungen bietet
ein Anschauungs-, Belehrungs-, Vergleichsmaterial, wie
es hinsichtlich dieser Perioden noch nirgendwo ver-
öffentlicht worden ist. Nacheinander werden auf-
geführt die gravirten Gemmen, Kameen, Ringe (22li,
zumeist aus dem Vermächtnisse Franks stammende
Exemplare), Juwelen und sonstigen Schmucksachen,
Elfenbeinreliefs, Silbersachen, Bronzegerät he und Ge-
fäfse, Glaserzeugnisse, Ihonabformungen, Steinskulp-
turen, endlich Vermischtes, wie Gewebe, Holz, Knochen,
Bleigüsse. Die Bereicherung welche die Kunst-
geschichte des ersten christlichen Jahrtausends, also des
der Aufklärung noch am ineisten bedürftigen Zeitraumes
hier namentlich in kultureller, ikonographischer, tech-
nischer Hinsicht erfährt, ist alles Lobes werth, an
welches sofort der wärmste Dank sich anschliefst für
den Verfasser wie seinen Förderer und Einführer
Charles H. Read, der die Erbschaft von Franks über-
nommen hat. Da auch die Literaturangaben sehr
ausgiebig, die Register sehr reich, die Abbildungen
vortrefflich sind mit Einschlufs ihrer Anordnung, so
bereitet der Gebrauch des schönen Buches ungetrübten
Genufs. Schnütsen.

Historische Städtebilder von Cornelius

Gurlitt. Band II. Würzburg. Wasmuth,

Berlin 1902.

Die stilistische Mannigfaltigkeit und der dekorative

Reichthum der Baudenkmäler Würzburgs rücken sein

Städtebild in den Vordergrund, so dafs es nur von

wenigen anderen erreicht wird. Da die Stadt ihren

Ursprung und ihre verschiedenen Blülheperioden, die

in das VIII., X., XII., und XIII., in den Schlufs des
XV. und XVI., sowie in die II. Hälfte des XVII.
und XVIII. Jahrh. fallen, vornehmlich den Bischöfen
verdankt, so zeigen ihre Bauten in ungewöhnlichem
Matse das kirchliche bezw. geistliche Gepräge. Ihrer
Entwicklung gemäfs sind sie auf den 32 Grofsfolio-
seiten beschrieben an der Hand von 55 Illustrationen,
die zum gröfsten Theil auf Zeichnungen beruhen, und
unter Hinweis auf die 30 Lichtdrucktafeln, denen
scharfe Photographien zu Grunde liegen. An der
Festungskirche im Schlots Marienberg, einem Central-
bau gleich nach 1G00, hat sich von der Anlage des
VIII. Jahrh. aufser der allgemeinen Form nichts Er-
kennbares erhalten, sodafs das Kloster Oberzeü, eine
Gründung des heil. Norbert, in seinen zum Theil gut
erhaltenen Resten der älteste Bau ist, nach ihm der
Dom, die Schotten- und Burkardkirche, sowie das
Neumünster, die sämmtlich romanisch, im Laufe der
Zeit mancherlei Veränderungen erlitten haben. Das-
selbe Schicksal haben die einfachen aber charakte-
ristischen Klosterkirchen der frühgothischen Periode
erfahren: Cisterzienserinnen, Franziskaner, Dominikaner,
Deutschherren; aber die Marienkapelle, ein wahres
Juwel der Hochgothik, ist glücklicher Weise verschont
geblieben. Die reiche spätgothische Plastik leitet
zur Renaissance über, die in allen ihren Stadien, das
erste ausgenommen, glänzend vertreten ist. Hier bot
der berühmte liischof Julius Echter von Mespelbrnnn
(j 1617) die Anregung bis zu dem Mafse, dafs bei
der Universität, der Neubaukirche (für die Jesuiten), dem
Schlots Marienberg etc., von einem Juliusstil geredet
wird, dessen Eigenart (gothische Reminiscenzen) noch
näherer Untersuchung bedarf. Der folgenden Periode
gehören, zum Theil ebenfalls auf alter Giundlage er-
baut, das Rathhaus, das Stift Haug, manche Wohn-
häuser und einzelne Brunnen an; der I. Hälfte des
XVIII. Jahrh. St. Peter, das Portal von Neumünster
und vor Allem die neue Residenz, die grofsartige
Barockschöpfung des genialen Balthasar Neumann,
zu der Fürstbischof von Schünbom den Grund legte,
der bau- und umbaulustige Mäcen. Die Traditionen
behaupteten sich durch die Regierungszeit des Fürst-
bischofs von Erthal mit einer Hinneigung zu klassi-
zistischen Formen. — Alle diese Wandlungen werden
übersichtlich nnd anschaulich vorgeführt an der Hand
der heutigen Monumente, und die Lehren, die sie
hinsichtlich ihrer Formen, namentlich ihrer Gruppi-
rungsverhältnisse und ihrer dekorativen Wirkung reich-
lich zu ertheilen vermögen, springen klar genug in
die Augen. A.

Cordobaund Gran ad a. Von Karl Eugen
Schmidt. Verlag von E. A. Seemann. Die drei
andalusischen Städte Cordoba, Sevilla, Gra-
nada sollen als '„Berühmte Kunststätten"
im Zusammenhange behandelt werden, weil die Ge-
meinsamkeit römischer, arabischer und christlicher
Denkmäler sie auszeichnet, namentlich der Glanz der
moslimischen Bauten, die in der Mannigfal-
tigkeit ihrer Anlage und Ausstattung nicht ihres
Gleichen haben. Die letzteren werden in drei Perioden
geschieden: in die sogen, byzantinische (VIII. bis
XI. Jahrh.), deren Hauptwerk die Moschee von Cor-
 
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