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Zeitschrift für christliche Kunst — 15.1902

DOI Artikel:
Schnütgen, Alexander: Die kunsthistorische Ausstellung in Düsseldorf, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4074#0159

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247

1902.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

248

Wächter dar. Die Himmelfahrt ist in zwei
Tafeln zerlegt: oben fährt der Heiland mit Buch
und Kreuz triumphirend in den Himmel, zwei
Engel zu seinen Füfsen; unten schauen die
Jünger mit erhobenen Händen ihm nach.

Den Abschlufs bildet die letzte Quertafel:
die Aussendung des Hl. Geistes. Die Mutter
Gottes bildet den feierlichen Mittelpunkt der
schönen Gruppe, wie sie im Magnifikat die
ganze Bilderreihe eingeleitet hat.

Die vier Bilder der Predella sind so ver-
stümmelt, dafs eine genügende Erklärung sich
nur aus der Analogie ähnlicher Bildercyklen
gewinnen liefse. Für die beiden Bilder zur
Rechten schlägt aus'm Weerth die Heilung des
Lahmgeborenen an der schönen Pforte durch
Petrus und etwa die Pfingstpredigt des Apostel-
fürsten als Deutung vor.

Noch schwieriger ist die Entzifferung der
beiden Tafeln zur Linken. Das zweite Feld ist
gänzlich zerstört, im ersten Felde steht eine
Figur mit Heiligenschein und aufwärts weisender
Hand, daneben ein unerklärbarer Rest von
Skulptur. Wenn die Bewegung der Hand viel-
leicht auf die Grabplatte der Plektrudis zurück-
zuführen wäre, so dürften wir hier ein Donator-
bild haben, etwa die Widmung der Thüre oder
der ganzen Kirche an den Heiland oder die
Gottesmutter, deren Bild wir uns dann auf dem
zweiten Felde zu denken hätten. Auch der
Gegenstand der Bilderreihe ist bedeutungsvoll.
Christus sagt: „Ich bin die Thüre. Wer durch
mich eingehet, wird gerettet werden." (A. Heu-
ser in Kraus' Encyclopädie II, 862.)

Die Thüre gehört einer Zeit an, in welcher
die Skulptur am Rheine in ihren ersten An-
fängen stand. Ein vollendetes Kunstwerk darf
man da nicht suchen; aber eine liebevolle
Betrachtung bei guter Beleuchtung, wie sie jetzt
durch die Ausstellung des Abgusses ermöglicht
ist, ergibt manches Erfreuliche und zeigt die
vielverheifsenden Spuren künstlerischer Fähig-
keiten. Zunächst verdient die harmonische
Disposition des Ganzen, wie der bescheidene
und doch so wirkungsvolle Schmuck des
Rahmenwerkes alle Anerkennung. Die Grup-
pirung der Bilder ist durchweg klar und aus-
drucksvoll und was an zeichnerischer Durch-
bildung fehlt, wird reichlich ersetzt durch
sinnige Symbolik und, volkstümliche Züge, die
auch jetzt noch zum Herzen sprechen.

Köln. Anton Ditges.

15. Kleines polychromirtes Holztrip-
tychon der Sammlung Clemens.
Dieses Klappaltärchen (Nr. 2555 des Katalogs)
aus Buchenholz geschnitzt, 24 cm hoch, 6,5 cm
tief, geöffnet 29,5 cm breit, war für die Privat-
andacht bestimmt. In der rundbogig ge-
schlossenen Nische steht, die Male der Hände
und Seite zeigend, die polychromirte Figur des
Schmerzensmannes, dessen Lendentuch über
den Rand des niedrigen vergoldeten Sarkophags
in gefälliger Faltung herunterhängt, im Hinter-
grunde auf vergoldetem, farbig damascirten Fond
das vergoldete Holzkreuz. An dieses sind ange-
lehnt aus Blei gegossen und vergoldet: Leiter,
Lanze und Schwammstock. Aus Blei ist auch
der mafswerkbekrönte Bogen gebildet, der diese
Füllung einrahmt, wie der vergoldete Rosetten-
schmuck, der, mit Glasflüssen abwechselnd, die
Hohlkehle belebt. Die mit rothbemalten Blei-
rosettchen verzierte Vorderkehle füllt zum Theil
ein bis zur Sarghöhe auf Stylobat stehendes
vergoldetes Bleisäulchenpaar als Untersatz für
eine reiche Bekrönung von vergoldetem und
lasirtem Blei, eine dichte malerische Ver-
schlingung von spätgothischen Ranken und
Blättern. — In den gleichfalls vertieften Flügeln
markirt eine ähnliche Bogenstellung den Ein-
gang und bildet so den engen Rahmen für die
holzgeschnitzten bemalten Engelfigürchen, die
ein Leuchterchen zu halten scheinen. Auf über
Eck gestellter Konsole stehend, sehr schlank
gehalten, mit Chormantel bekleidet, mit auf-
ragenden, polychromirten Bleiflügeln geschmückt
und durch mächtige Haarlocken ausgezeichnet,
füllen sie den schmalen aber hohen Raum in
vortrefflicher Weise aus. — Das Ganze macht
durch seine malerische Gruppirung, wie durch
seine zierliche Behandlung und geschickte Bema-
lung einen höchst anmuthigen Eindruck, der
aber, trotz der sorgfältigen Durchführung,
von dem Gedanken an den fabrikmäfsigen
Betrieb begleitet ist, wie er namentlich in der
spätgothischen Periode gepflegt wurde, auf die-
sem Gebiete wohl zumeist in Nürnberg, wo das
Hausaltärchen um 1500 entstanden sein dürfte,
und die verwandte Industrie sich bis jetzt er-
halten hat. Die Art der farbigen Bleiornamente
wie bei den Rosetten, so beider Bekrönung bietet
für die Nachbildung beachtenswerthe Gesichts-
punkte, die bei Devotionsobjekten, Schmuck-
kästchen und sonstigen intimen Gebrauchsgegen-
ständen mit Nutzen zu verwenden sind.
 
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