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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pollak, Oskar: Alessandro Algardi (1602-1654) als Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0072
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60 Oskar Pollak.

weilig. Auch der Verzicht auf großartig entwickelte Terrassen- und Treppenanlagen, zu
denen die Gelegenheit in reichstem Maße gegeben war, ist bezeichnend.

Übrigens muß zugunsten des Erbauers gesagt werden, daß vielleicht der Bau
nicht ganz so ausgeführt wurde, wie er scheinbar ursprünglich geplant war, sondern
daß er Torso geblieben ist. In den großen Veduten wenigstens, die dem zitierten Stich-
werke «Villa Pamphilia» beigegeben sind, erscheint das heutige Kasino nur als der
Kern einer bedeutend großartigeren Anlage: an dieses Gebäude schließen sich dort,

ähnlich dem Zwinger in Dresden,
rechts und links langgestreckte
niedrige Flügelbauten, die in
quadratische Eckbauten mit Kup-
pelbekrönungen endigen, an. Da-
durch wäre freilich der schwäch-
liche Eindruck stark verbessert
worden. Ob dies aber wirklich
der Originalplan war, der aus
irgendeinem Grunde nicht aus-
geführt wurde, oder ob dies nur
Phantasie post festum war, ist
heute nicht zu entscheiden und
mag dahingestellt bleiben.

Gehört das Außere des Baues
nicht zu den Meisterwerken der
Architektur, so bieten die Innen-
räume des Erdgeschosses stärkere
Anziehungspunkte durch ihre
Stuckdecken, die qualitativ zum
Allerbesten gehören, was auf die-
sem Gebiete im XVII. Jahrhun-
dert in Kom entstanden ist. Trotz-
dem die bewußt klassizisierende
Anordnung und Einteilung der
Decken ähnlich petrifiziert wirkt
wie die der Fassaden, so sind
Abbildung 7. Kasino Doria-Pampbily. doch einzelne Felder mit wirklich

Stuckdecke im östlichen Zimmer des Erdgeschosses. meisterhafter Beherrschung der

Technik durchgeführt, die den
Schülern Algardis alle Ehre macht. Wie schon oben bemerkt wurde, lassen die erhal-
tenen Dokumente keinen Zweifel darüber übrig, daß diese Stucken nicht von Algardi
selbst ausgeführt wurden, sondern von Ferrabosco, Bolla und Sorrisi, über deren Leben
und künstlerische Qualität und Stellung sonst nichts bekannt ist. Der Rahmen dieser
Arbeit gestattet es nicht, auf diese Arbeiten, die zum Erfreulichsten am ganzen Baue
gehören, näher einzugehen, und ich behalte mir eine genaue Publikation der Dokumente
und der Decken selbst vor. Hier müssen die Abbildungen 6 und 7 genügen, um einen
Begriff von der Qualität der Arbeiten zu geben.
 
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