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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0109
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Literatur. 97

Periode seines allmählichen Niedergangs über- ganzen Turmes sein, oder nur die Höhe des seit

haupt keine ganz sicheren Anhaltspunkte zu ent- 705 seiner Spitze beraubten Baues? Und könnten

nehmen: hinter den Orgyien nicht griechische Fuß stecken?

Masudi überliefert, der ehemalige Turm sei Dann ergäbe das ein Maß von 0,32 X 306 -
400 Ellen hoch gewesen; der Verfasser hält das rund 92 m. — Das würde sicher nur für die
für ein prahlerisch aufgerundetes Maß. Auch Höhe der zwei ersten Stockwerke gelten.
Ihn Eosteh nennt 300 königliche Ellen = 450 Ellen Auch Jaqubis Angaben sind in bezug auf die
der Hand. Nach Hultsch ist die königliche Elle Maßeinheit unsicher. Es läßt sich damit sowohl
0,52—0,54, nicht 0,72 (S. 55). Ist es nun nicht eine Turmhohe von 115, als von 103, oder nur
möglich, daß Ibn Rostehs 450 darga (S. 55) ur- von 94 m berechnen, je nachdem man die größere
sprünglich auf ein hellenisches Maß zurückgehen, oder kleinere haschemische, oder die nilotische
und daß also 300 königliche Ellen zu 0,52 = Elle anwendet. Es ist alles möglich, weil man
156 m etwa gleichzusetzen wären 450 griechischen nichts Bestimmtes über die jedesmal angewandte
Fuß zu 325 = 146 m? Die Differenz ist belanglos, Elleneinheit weiß, und die Angaben selbst unzu-
wenn wir eine gewisse übertreibende Abrundung verlässig sind. Jedenfalls scheint die Angabe des
der Maße nach oben annehmen. — Es ist also Epiphanius, Wenn man sie zu 92 m annimmt,
noch zu prüfen, ob nicht in dem einen oder an- und Jaqubis Maß mit 94 m mit der Notiz von
dem Höhenmaß noch antikes Gut steckt, das auf Masudi, daß das untere Geschoß 110 Ellen, das
eine ursprünglich größere Höhe hinweist, als zweite 60 und einige Ellen hoch sei, vereinbar,
nur 111—113 m (z. B. Abulfaradsch, Abulfeda!). wenn man beide für die Höhe von nur zwei
Dann würde nämlich die Renovation unter den Stockwerken ansetzt. (Masudis Messung bezieht
Tulumiden nur eine Station auf dem Nieder- sich wohl mit Sicherheit auf die Restauration
gang sein, was an und für sich wahrscheinlicher Ibn Tlüuns oder seines Nachfolgers.) Nach
wäre, und die Maße des Abdellatif (Nr. 16, S. 44) Thierschs Vorgang ist als Elleneinheit 0,54 an-
bezögen sich dann auch auf den antiken Zustand, zusetzen, das ergibt (S. 56) für
wobei zu den errechneten 115 m noch eine un- HO Ellen 59,40 m
bekannte Summe zu addieren wäre für die ehe- für 60 » 32,40 »

malige Spitze, an deren Stelle «jetzt» die Moschee Zusammen 91,80 m.
sitzt. Damit fiele auch die an sich nicht recht Für die beiden Geschosse ein Maß, das sich ge-
wahrscheinliche neue fatimidische Rekonstruktion nau mit dem nach Epiphanius und annähernd
(Beilage I, Abb. 3) weg. mit Jaqubi eben ermittelten deckt. Und da Jaqubi
Nach allen diesen Angaben ist die Folge von schreibt: 60 und einige Ellen, so ist die Differenz
Quadrat, Achteck und Rund gesichert; ja das Rund- belanglos.

geschoß hätte eine beträchtliche Höhe gehabt, Man sieht also, erstens, daß es sich mit den
wobei man etwa an die Verhältnisse des Turmes arabischen Maßzahlen auch noch anders rechnen
von Abusir denken könnte. läßt, als es der Verfasser getan hat, daß aber
Gegen eine solche Höhe sprechen die Münz- weder sein noch ein anderes Ergebnis völlig
bilder, die überall über dem Hauptgeschoß nur restlos die sich widersprechenden Angaben in
einen niedrigen Stockwerksaufbau zeigen. Nicht Einklang bringt; zum andern, daß die Wahr-
einmal die Dreigeschossigkeit ist mit Sicherheit scheinlichkeit, das antike Achteckgeschoß habe
zu erkennen. Oft wird über dem Achteck nur selbst schon mindestens 32,4, wenn nicht 33 m
eine runde basisartige Form angedeutet. Nun in der Höhe gemessen, sehr groß ist. Die Ge-
sind ja die Münzbilder keine getreuen Darstellun- samthöhe des Turmes ist und bleibt fraglich,
gen, sie geben die Verhältnisse nicht richtig. Thierschs Annahme scheint aber am meisten
Immerhin stellen sie einen Turm dar, der nicht Wahrscheinlichkeit zu besitzen. So dürfte also
allzuhoch erscheint. Prüft man daraufhin des nur seine Annahme von 30 m Höhe für das
Epiphanius (der den Turm vor 785 besucht hat) Achteck (S. 69) willkürlich sein!
Maßangabe, so ist das von Thiersch errechnete Endlich ist auch die Breite des Achteck-
Maß doch auch fraglich. Soll es die Höhe des geschosses, d. h. dessen Durchmesser auf den

Zeitschrift für Geschichte der Architektur. IV. 14
 
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