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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Stiehl, Otto: Das Rathaus zu Frankfurt an der Oder
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0116
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104 0. Stiehl.

Kämpferansätze des äußersten Flachbogens rundlich an die Gewände angeschlossen,
so daß man seine Form fast als korbbogig ansprechen könnte. Die beiden seitlichen,
mit einer Folge von vier Fasensteinen umrahmt — eine Profilierung, die an der West-
front der Marienkirche ebenfalls auftritt — bilden den Zugang zu der unteren Kaufhalle,
dazwischen öffnet sich die oben besprochene, in Abbildung 5—7 dargestellte Nische,
die im oberen Teil eine flachbogige, vergitterte, aber nicht verschließbare Doppel-
öffnung, eine Art vereinfachtes Maßwerk, besitzt. Den Abschluß dieses unteren Ge-
schosses bildet ein Maßwerkfries von gleicher Form, wie der an den Langseiten
unter dem Hauptgesims verwendete Fries.

Grundverschieden von diesem schlichten Untergeschoß ist das folgende Haupt-
geschoß in reichster Weise gegliedert.
Zwei schwere Lisenen in der erheblichen
Breite von 1,70 m teilen es in drei Achsen.
Sie sind durch Einlegen von je zwei
Maßwerkfriesen, die nur durch einen
schmalen Birnstabpfosten getrennt wer-
den, bereichert. Ihre im Aufriß über-
kräftig wirkende Masse ist durch die
unten zu besprechende farbige Behand-
lung noch weiter aufgelockert. Den
oberen Abschluß bilden steile Giebel mit
geputzten Bogenfeldern, darunter sind
flachbogige Nischen vorhanden, die nach
dem Verbände des Mauerwerks zweifel-
los ursprünglich, nicht aber später hin-
zugefügt sind. Sie enthalten jetzt Wap-
pendarstellungen, und zwar die linke das
Wappen der Stadt, den schwarzen Hahn
im geöffneten Stadttor, über dem der rote
brandenburgische Adlerschild steht, die
rechte das große kurbrandenburgische
Staatswappen. Beide Darstellungen sind

auf starkes Kupferblech mit Ölfarbe sehr
Abbildung o. ^

Südgiebel nach der Wiederherstellung. sorgfältig gemalt und stammen in dieser

Form, wie auf dem linken vermerkt ist,
aus dem Jahre 1609. Da aber die Nischen, wie oben angeführt, noch dem ursprüng-
lichen Bau angehören, werden ähnliche, wenn auch einfachere Wappenbilder auch
schon vorher in ihnen angebracht gewesen sein.

Zwischen diese Lisenen bauten sich die drei Fenstergruppen des oberen Rathaus-
saales ein, bestehend aus je zwei zweiteiligen schlanken Fenstern, die durch einen
breiteren Pfeiler getrennt werden.1 Dieser Trennungspfeiler bricht noch unterhalb des
Fensterkämpfers unvermittelt ab, tritt um einen halben Stein zurück und ist im dar-
über noch vorhandenen kurzen Stück mit einer kleinen Nische versehen, in die bei

1 Mit Rücksicht auf die jetzige Form der dahinter liegenden Räume mußten diese Fenster der Hübe
nach durch eine Brüstung geteilt weiden.
 
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