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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Stiehl, Otto: Das Rathaus zu Frankfurt an der Oder
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0118
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0. Stiehl.

möglich 'schien. Für die Stellung der Bruchstücke im äußeren Umkreis sprach zu-
nächst der Umstand, daß sie in gerader Anzahl von 24 Stück diesen Umfang eben
füllten. Ihre zunächstliegende Ergänzung zu Dreipässen führte allerdings zu einer
ungleichen Maßenverteilung, die den Grundsätzen der Maßwerkbildung widerspricht,
Abbildung 6 c. Dagegen gab die Ergänzung zu abwechselnden Drei- und Vierpässen
genau gleiche Strangbreiten zwischen den Figuren, Abbildung 6d. Sie konnte als
die richtige Lösung gelten, da es als ausgeschlossen angesehen werden darf, daß in
einer so zusammengesetzten Figur solche Übereinstimmung der Strangbreiten durch
Zufall zustande kommen könnte. Für die Lösung der inneren Maßwerkteile bot so-
dann das mehrfach erhaltene Reststück 13 eine brauchbare Handhabe.

Diese Maßwerkrosen, wie sie sich
durch Rückschluß aus den erhaltenen
Stücken ergeben haben, weichen von
dem, was sonst im Backsteinbau üb-
lich gewesen ist, durch ihren großen
Einzelmaßstab nicht unerheblich ab.
Für die Linienführung geht das aus
dem Vergleich mit den übrigen Maß-
werkteilen des Baues, Friesen und
Rosetten ohne weiteres hervor. Aus
diesem großen Maßstab der Zeichnung
folgte ohne weiteres ihre Herstellung
aus ungewöhnlich großen Stücken von
nahezu 40 cm Länge und etwa 25 cm
Breite. Dazu waren diese Stücke nicht
in der sonst üblichen Weise in der
Stärke eines halben Steins (etwa 15 cm)
gefertigt und auf den Putzgrund der
Kreisblenden aufgelegt, sondern 30 cm
stark und griffen mit der Hälfte
ihrer Stärke in den Mauergrund ein.
Das sind recht primitive Züge, die
man wohl aus der Übertragung von
Werksteinformen in den noch unge-
wohnten Backsteinstil erklären kann.
Abbildung 7. Nordgiebel. Überkommener Zustand. Hergestellt waren sie in der im Mittel-
alter üblichen Weise so, daß ihre Umriß-
linien mit dem gespannten Draht aus größeren Tonblöcken von 30 cm Stärke ausge-
schnitten und sodann die schmalen Fasenprofile freihändig mit dem Messer abgesetzt
wurden.1 Das obere Geschoß deckt den oberen Teil des Satteldaches, steigt aber mit
seinen Seitenteilen noch sehr erheblich über diese Dachfläche empor, ähnlich, wie
wir das von der Westseite der Klosterkirche zu Chorin kennen und aus dem Zu-
sammenhang mit italienischer Bausitte erklären. Es wiederholte, auf geringere Breite
zusammengezogen, die gleiche Dreiteilung zwischen schmäleren mit Maßwerk ge-

1 In ganz gleicher, solider Technik sind die neuen Rosen wieder gefertigt worden,
 
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