116 0. Stiehl.
gemelter Seulen/ von wohlgemelten E. E. Rath daselbst/ zu völliger Gnüge
zugeschickt/ und endtrichtet werden/ zu urkundtseindtdisserRezeßzwene
ein Lauts vorfertigt/ welche von beiden Theilen unterschrieben/ und hatt
jedeß Theill eineß zu sich genommen/.
Datum Pirn, den 15. Apriliß des 1607. Jhareß
Egidius Gastmeister
Michael Vorlds. Steinmetzmeistr.»
Der zum Bau nötige Kalk muß aus dem etwa 55 km entfernten Rüdersdorf be-
schafft werden. Der Rat sieht sich veranlaßt, den Kurfürsten als Eigentümer dieser
Kalkbrüche «underthenigst anzuflehn mit gehorsambster vleißiger Pitte E.
Churfl. G. geruhen uns so gnedig zu erscheinen und uns wegen Erstat-
tung des Entgeldes etwan mit 50 Landprahm Kalckstein zu begnadigen
und befehlich an dero Kalckschreiber Jakob Hamber zu erteilen daß er
uns solchen sonderlichst brechen und folgen lassen solle».
Er benutzt die Gelegenheit, um gleichzeitig die Bitte auszusprechen, der Kur-
fürst wolle des unumgänglichen Baues wegen die Stadt «mit Absonderung unserer
Pferde biß auf Michaelis in Gnaden übersehen», d. h., ihr die sonst geforderten
Spanndienste erlassen. Die Gewährung des Kalksteines wird durch ein Schreiben
des Kammermeisters Johann Printzsch in Neuemühl am 27. April mitgeteilt.
Für die Verfrachtung der Säulen hat man offenbar auf Grund der eingezogenen
Nachrichten den Wasserweg gewählt, der elbabwärts bis Havelberg, havel- und spree-
aufwärts über Berlin bis Fürstenwalde, etwa 35 km von Frankfurt, führte. Aber in
der Hoffnung, die Säulen im Laufe des Sommers zu erhalten, wurde man schwer ent-
täuscht durch ein aus Pirna eingehendes Schreiben vom 16. Juli 1607, in dem mit-
geteilt wird, daß die Säulen zwar fertig seien, daß aber Joachim Funkh, das ist der
kurfürstl. brandenburgische Faktor zu Pirna, welcher die kurfürstlichen Werkstein-
lieferungen verfrachtete, erklärt habe, «Er thue heuer keine Mittel Reise nach
Berlin, es müsse bleiben undt biß aufn Herbst Anstandt haben, Er nehme
sich der Schaffte oder Säulen, auch nicht ahn, biß daß er schiffte». Gleich-
zeitig wird mitgeteilt, daß für die etwaige Heranschaffung auf dem Landwege jede
Säule einen vierspännigen Wagen und eine Bretterverpackung erfordern würde, welch
letztere für 3 Taler herzustellen sei. Endlich ersucht der Schreiber des Briefes,
Michael Schwenke, Bildhauer und Gastwirt, der die Rolle eines Kommissionärs zu
spielen scheint, den Rat, dem Michael Volde den Rest des ausbedungenen Preises
auszuzahlen.1 Inzwischen aber war dem Rat zu Frankfurt die Zeit zu lang geworden.
Ehe das letzterwähnte Schreiben an ihn gelangte, versucht er einen Ausweg aus der
ärgerlichen Verzögerung zu finden und schreibt am 17. Juli in kurzem und bestimmtem
Tone an den Steinmetz Vorlds, daß er auf die Lieferung der Säulen verzichte, weil
sie nicht rechtzeitig zum Johannistag fertiggestellt worden seien und weil ihm be-
richtet sei, daß in Pirna einer ausgebrochenen Pestilenz wegen zurzeit überhaupt
1 Nebenher werden noch 7 Stück Fenster erwähnt, welche der Bevollmächtigte des Frankfurter Rates,
Egidius Gastmeister, anscheinend zum eigenen Gebrauch, zum Preise von zwei Taler das Stück bestellt hatte.
Es wäre vielleicht noch möglich, dem Verbleib dieser Fenstergestelle in den gleichzeitigen Bürgerhäusern
Frankfurts nachzuforschen.
gemelter Seulen/ von wohlgemelten E. E. Rath daselbst/ zu völliger Gnüge
zugeschickt/ und endtrichtet werden/ zu urkundtseindtdisserRezeßzwene
ein Lauts vorfertigt/ welche von beiden Theilen unterschrieben/ und hatt
jedeß Theill eineß zu sich genommen/.
Datum Pirn, den 15. Apriliß des 1607. Jhareß
Egidius Gastmeister
Michael Vorlds. Steinmetzmeistr.»
Der zum Bau nötige Kalk muß aus dem etwa 55 km entfernten Rüdersdorf be-
schafft werden. Der Rat sieht sich veranlaßt, den Kurfürsten als Eigentümer dieser
Kalkbrüche «underthenigst anzuflehn mit gehorsambster vleißiger Pitte E.
Churfl. G. geruhen uns so gnedig zu erscheinen und uns wegen Erstat-
tung des Entgeldes etwan mit 50 Landprahm Kalckstein zu begnadigen
und befehlich an dero Kalckschreiber Jakob Hamber zu erteilen daß er
uns solchen sonderlichst brechen und folgen lassen solle».
Er benutzt die Gelegenheit, um gleichzeitig die Bitte auszusprechen, der Kur-
fürst wolle des unumgänglichen Baues wegen die Stadt «mit Absonderung unserer
Pferde biß auf Michaelis in Gnaden übersehen», d. h., ihr die sonst geforderten
Spanndienste erlassen. Die Gewährung des Kalksteines wird durch ein Schreiben
des Kammermeisters Johann Printzsch in Neuemühl am 27. April mitgeteilt.
Für die Verfrachtung der Säulen hat man offenbar auf Grund der eingezogenen
Nachrichten den Wasserweg gewählt, der elbabwärts bis Havelberg, havel- und spree-
aufwärts über Berlin bis Fürstenwalde, etwa 35 km von Frankfurt, führte. Aber in
der Hoffnung, die Säulen im Laufe des Sommers zu erhalten, wurde man schwer ent-
täuscht durch ein aus Pirna eingehendes Schreiben vom 16. Juli 1607, in dem mit-
geteilt wird, daß die Säulen zwar fertig seien, daß aber Joachim Funkh, das ist der
kurfürstl. brandenburgische Faktor zu Pirna, welcher die kurfürstlichen Werkstein-
lieferungen verfrachtete, erklärt habe, «Er thue heuer keine Mittel Reise nach
Berlin, es müsse bleiben undt biß aufn Herbst Anstandt haben, Er nehme
sich der Schaffte oder Säulen, auch nicht ahn, biß daß er schiffte». Gleich-
zeitig wird mitgeteilt, daß für die etwaige Heranschaffung auf dem Landwege jede
Säule einen vierspännigen Wagen und eine Bretterverpackung erfordern würde, welch
letztere für 3 Taler herzustellen sei. Endlich ersucht der Schreiber des Briefes,
Michael Schwenke, Bildhauer und Gastwirt, der die Rolle eines Kommissionärs zu
spielen scheint, den Rat, dem Michael Volde den Rest des ausbedungenen Preises
auszuzahlen.1 Inzwischen aber war dem Rat zu Frankfurt die Zeit zu lang geworden.
Ehe das letzterwähnte Schreiben an ihn gelangte, versucht er einen Ausweg aus der
ärgerlichen Verzögerung zu finden und schreibt am 17. Juli in kurzem und bestimmtem
Tone an den Steinmetz Vorlds, daß er auf die Lieferung der Säulen verzichte, weil
sie nicht rechtzeitig zum Johannistag fertiggestellt worden seien und weil ihm be-
richtet sei, daß in Pirna einer ausgebrochenen Pestilenz wegen zurzeit überhaupt
1 Nebenher werden noch 7 Stück Fenster erwähnt, welche der Bevollmächtigte des Frankfurter Rates,
Egidius Gastmeister, anscheinend zum eigenen Gebrauch, zum Preise von zwei Taler das Stück bestellt hatte.
Es wäre vielleicht noch möglich, dem Verbleib dieser Fenstergestelle in den gleichzeitigen Bürgerhäusern
Frankfurts nachzuforschen.