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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Brinkmann, Adolf: Schloß Weißensee: ein Gegenstück zur Wartburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0162
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150 Ad. Brinkmann-Burg b. M.

see an Landgraf Balthasar (1382—1406), der es 1389 den Markgrafen von Meißen über-
gibt. Sein Sohn Landgraf Friedrich IV. (1406—1440) liebte den Aufenthalt in Weißensee
besonders und wohnte seit 1432 dauernd dort. Er starb kinderlos und nun fiel das Land
nach kurzer gemeinsamer Regierung der beiden Vettern an Herzog Wilhelm III. von
Sachsen, unter dem es durch den Bruderkrieg wieder schwer heimgesucht ward. 1451 aber
sah Weißensee wieder einen allgemeinen Landtag. 1485 fiel in der großen Länderteilung
Weißensee an Herzog Albert (bis 1500) und blieb dann albertinisch für immer. Auch
Moritz von Sachsen hatte für Weißensee Interesse und dies ward Sitz seiner Witwe. 1580
bis 1581 fand ein bedeutender Umbau statt, dem das Schloß wesentlich sein jetziges Aus-
sehen verdankt. Damals wurde aus der vornehmen kaiserliche Pracht atmenden Herrscher-
burg ein einfacher Dynastensitz, über den dann die Plagen des Dreißigjährigen Krieges

kamen. Bei der Erbtei-
lung von 1656 bekam von
den vier Söhnen des Kur-
fürsten Herzog August
u. a. Stadt und Schloß
Weißensee, das bis 1746
zum Sächsisch-Weißen-
felsischen Herzogtum ge-
hörte. Ein Reiz nach dem
andern ging dem Schlosse
verloren; 1709 ward der
große Obersee, bis 1796
der kleine Niedersee
trocken gelegt und so ging
mit dem prächtig im See
sich spiegelnden Schloß-
bilde auch der Entenfang
verloren, der oft den Adel
Abbildung 2. Palas mit Bergfried von Süden. der Umgegend um den

Herrscher vereinigt hatte.

König Karl XII. von Schweden sah aber 1707, wo er sein Mittagsmahl hier einnahm,
noch beide Seen. Auch dieser Krieg, der nordische, hat Weißensee viel Unheil ge-
bracht. — Dann hatte der Ort Frieden. 1738 ward das sogenannte Fürstenhaus
neben dem Schlosse aufgeführt, ungewiß, ob dies nun einen Ersatz bieten sollte für
die geschwundene Pracht des Palas. Unter Kurfürst Friedrich August (1746—1763),
au den nach dem Aussterben der Weißenfelsischen Linie deren Länder zurückfielen,
ward der «Streitturm», der Bergfried, zum Teil abgetragen. Doch muß dasselbe
schon einmal geschehen sein, da auf dem merianschen Stich von 1650 der Turm
schon nicht mehr die ursprüngliche Höhe und Form hat. Es wird also auch hier wie
auf der Wartburg gewesen sein, wo 1666 der Bergfried wegen Baufälligkeit bis zum
ersten Stockwerk abgetragen wurde (nach: Die Wartburg, ein Denkmal deutscher Ge-
schichte und Kunst, dem deutschen Volke gewidmet von Großherzog Karl Alexander
von Sachsen, 1907, S. 55), aber bis 1675 wieder aufgeführt wurde, um dann im 18. Jahr-
hundert wieder abgebrochen zu werden.
 
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