Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

DOI article:
Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0194
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
182 H. Pomtow-Berlin.

8) Westlich daneben gleichfalls ein unteres Schattende, ca. 88 hoch, oben gebrochen, dort o. Dm. ca. 43;
Kannelurenbreite ca. 9,0.

9) Im Graben vor der Südostecke stehend, Fragment eines oberen Säulenendes Höbe ca. 64, oben
und unten Bruch, o. Dm. jetzt 36 cm.

10) Im Innern des Thesauros aufrecht stehend, die in Abbildung 30, Bd. III, S. 146 abgebildete, aus
Schicht V stammende obere Schafthälfte, jetzt abgeplattet; Höhe 1,073; o. Dm. 34, u. Dm. 38,3; oben
glatt mit rundem Dübelloch (5 Dm., 6 Tiefe), unten Auflager mit 20 cm breitem vertielten Spiegel (2 mm tief)
und rundem Dübelloch (4 Dm., 6 Tiefe).

11) Gleichfalls im Innern des Thesauros stehend, dicht an Nordseite, Fragment einer unteren
Hälfte, Höhe 70, oben und unten Bruch, o. Dm. jetzt 39 ]/2 cm> stark abgeplattet. Daß es zur unteren Hälfte
gehört, bzw. monolith ist, zeigt ein Vergleich mit Nr. 10, das, gut erhalten, einen u. Dm. von 38,3 hat.1

12) Die sonst ganz gleichartige, im Buleuterion liegende monolithe Säule, abgebildet a. a. O., Abbil-
dung 31: Höhe 2,60, u. Dm. 46, o. Dm. 36,3, oben und unten glatt, oben rundes Dübelloch (4^2 Dm., 6 Tiefe.)

Ob Nr. 2) bis 6) volle oder halbe Schäfte sind, wurde nicht festgestellt; nach der

Art der Verpackung könnten 2) und 3) sowie 4) und 5) je eine Vollsäule bilden. Wie

dem auch sei, obige Zusammenstellung lehrt, daß, selbst wenn wir alle Stücke außer

Nr. 1 (und 12) nur als halbe Schäfte zählen, man die Überreste von 1 monolithen Säule

und von 6 unteren Hälften kennt — die 4 oberen bleiben außer Ansatz —, daß wir

also wenigstens 7 volle Säulen erhalten, was mit den oben erwähnten, im Innern

20

von Schicht VI vorhandenen etwa = 10 Säulen unter allen Umständen die jetzt fest-
stehende Zahl der 13 Tholos-Säulen überschreitet.

Darausfolgt, daß in unserm Fundament auch Säulen des Rechteckbaues ver-
baut sein müssen, und man würde zu diesen entweder Nr. 2) mit dem quadratischen
Versatzloch, oder Nr. 12), die Buleuterion-Säule, zählen wollen. Diese Folgerung könnte
nur dann hinfällig werden, wenn im Innern von Schicht VI, statt der taxierten 20, nicht
mehr als 14 halbe Schäfte (6 untere, 8 obere) existierten, — aber wir werden sehen,
daß auch die Zahl der vorhandenen Kapitelle die der Tholos übersteigt, also ebenfalls
solche des Rechteckbaues einschließen muß.

Kapitelle.

Hier erwartete uns, wie eingangs erwähnt, eine Überraschung. Obwohl in Bd. III,
S. 158, Abbildung 33 ein Kapitell publiziert war, das auf der Oberseite des Abakus deut-
lich eine etwas schräge Einbettung trug, und diese Schräge lediglich für die Auflagerung
eines runden Architravs gedient haben konnte, war von anderer Seite behauptet worden,
die Rundarchitrave hätten nicht auf Säulen gelegen, sondern auf einer zylindrischen
Wand (s. Anhang zu Teil I). Die Unterseite der Epistylien konnte nicht genau untersucht
werden, bei einem Stück (p) schien sie glatt, also für Ansicht berechnet, ein anderes Mal
(qu) lang gespitzt, aber dieses war schon Bd. III, S. 159 auf spätere Abarbeitung zurück-
geführt. Schließlich gelang es H. Bulle, auch für den Ungläubigsten den Beweis der
Richtigkeit unserer Rekonstruktion zu erbringen. Er begann die Kapitelle betreffs der
Aufschnürungslinien ihrer Oberseiten zu untersuchen, und als man sie aufrichtete
•— sie lagen auf den Abakusfiächen —, zeigte es sich, daß von 12 Kapitellen 9 die
runden Aufschnürungen für unsere Architrave zeigten, während bei den
3 andern die Oberfläche schon zu sehr zerstört, bzw. verscheuert war, um Sicheres erkennen

1 Ein 12. Fragment, obwohl den unsern ganz gleichartig, ist oben weggelassen worden, weil es weit
entfernt oben im Nordosten des Temenos, vor dem Ostende der Attalos-Stoa steht, seine Zugehörigkeit also
zweifelhaft bleibt. Höhe 19^2 cm, oben und unten glatt, o. Dm. 41 cm, Kannelurenzahl 16.
 
Annotationen