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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0204
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4. Die Cella.

Orthostate.

Der Nachweis der Orthostate der Cellawand war in Band III, S. 170 erst auf
Grund nachträglich eingetroffener Fundament Zeichnungen erbracht worden. Es wird
darum jetzt die Einzelaufnahme eines solchen Orthostats in Abbildung 18 nachgeholt.
Es ist der Eckstein Nr. 1 in Schicht VI, der beim Verbauen von ursprünglich 39 bis
40 cm Dicke (Tiefe) auf 33—34,5 abgearbeitet wurde derart, daß die ganzen Außen- und
Innenbogen weggeschlagen worden sind. Sie lassen sich jedoch konzentrisch zu den Bogen
der Anathyrosis (Oberseite) ergänzen, wie die Punktierung angibt. Die Radienberech-
nung muß bei diesem Zustand des Steins nur eine ganz ungefähre bleiben, es genügt,
daß sie mit ca. 1,95 jedenfalls die Zugehörigkeit zu den übrigen Wandsteinen beweist,
die auch besonders durch die gleiche Dicke (0,38) verbürgt wird. Der Orthostat scheint
dabei, wie üblich, um 1—\\ cm über die gute Flucht vorgetreten zu sein. Die Ver-
tiefung auf der Oberseite in Abbildung 18 ist wohl ein Stemmloch.

Wenn der Außenbogen auf 98 — 99 taxiert werden muß (große Sehne 95), so wird
klar, daß die Anzahl der Orthostate 12-f Türfüllung betrug, daß sie also sym-
metrisch zu den 13 Säulen standen. Oben war als Radius des 3. Plattenringes
2,08, als Umfang 13,066 angegeben. Das würde zu dem Orthostatbogen gut stimmen,
denn 12 X 99 wäre == 11,88, so daß für die äußere Türöffnung 1,18 bliebe (11,88 + 1,18
= 13,06), was gerade angemessen erscheint (1,20 = 4 kl. olymp. Fuß), weil die eigent-
liche Tür innen stand und ca. 20 cm schmaler war. Vergl. unten die Tür der großen
Tholos. Dieses Resultat bliebe fast dasselbe, auch wenn wir den Orthostatring etwas
verkleinerten und den Radius von 2,08 auf 2,04—3 reduzierten, indem die Cellawand
statt an die Außenkante des 3. Plattenringes vielmehr mit ihrem Innenbogen auf die
Innenkante desselben (bzw. seines oberen Lagers) gesetzt würde; vergl. oben S. 188 f.
Indessen ist jede weitere Verkleinerung des kleinen Rundgemachs möglichst zu meiden,
und betreffs des Orthostatradius muß schon hier betont werden, daß wir nicht wissen,
ob die Seitenflächen stets radial auf das Zentrum weisen und nicht bisweilen schief stehen.

Von den 12 postulierten Orthostaten kennen wir sicher 7; sie stehen nebenein-
ander in der Ostwand, Schicht VI, Nr. 1—7. Weitere Stücke, die Band III, Seite 170
als Orthostate vermutet wurden, haben sich jetzt als Ringsteine und Triglyphen her-
ausgestellt.

Die übrige Wand.

Von den in Band III, Seite 167 f., Abbildung 44—48 gezeichneten Wandsteinen
haben sich die zwei letzten nachprüfen lassen und werden in Abbildungen 19 und 20
wiederholt. Besonders wichtig ist der erstere. Nachdem sich nämlich oben Seite 177, vergl.
Abbildung 7, herausgestellt hat, daß das Triglyphon an seiner ganzen Innenperipherie
mit einem oberen Bande geschmückt war, läßt sich erkennen, daß ein korrespondierendes
gleichhohes Band auch den oberen Abschluß der Außenseite der Cellawand gebildet
hat. Beide Bänder sind 111 hoch, aber während die Oberseiten des Triglyphons die
ca. 2 cm tiefen Einbettungen für die dünnen Querbretter zeigen, welche die Kalym-
matien trugen, brauchten diese Bretter bei der Cellawand nicht eingebettet zu werden,
sondern nur aufgelegt. Denn über dem Triglyphon folgten die Hängeplatten, mußten
also auf Steinlagen ruhen, über der Cellawand aber lag kein weiterer Steinkranz, son-
 
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