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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Haupt, Albrecht: Westgotische Baukunst in Spanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0238
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224 Albrecht Haupt.

Ein hohes langes tonnengewölbtes Mittelschiff, dessen östlicher Teil als rechteckige
Apsis vorspringt, wird von einem ebensolchen QuerschifF durchschnitten; auf der
Kreuzung vermutlich einst ein vierseitiges Kloster- oder kuppelartiges Gewölbe. Die
vier Winkel sind durch ebenfalls in der Längsrichtung tonnengewölbte Räume ausgefüllt.
Das Ganze in einem länglichen Viereck eingeschlossen, aus dem im Osten die recht-
eckige Chorapsis vorspringt. Vor dem QuerschifF dazu auf beiden Seiten rechteckige
Vorhallen, die die Eingänge enthalten. Westeingang scheint immer gefehlt zu haben
(vergl. den Längenschnitt, Abbildung 3). Die Gewölbe des Querschiffes wie der West-
teile fehlen aber heute.

Merkwürdig sind die 4 Räume in den Ecken, die jetzt als Seitenschiffe erscheinen,
aber ursprünglich nur durch Türen und fensterartige Öffnungen mit dem Mittelschiffe in
Verbindung standen. Die westlichen hatten je eine Türe nach diesem zu in der Mitte,

mit Hufeisenbogen
überwölbt, und je

'p-y-7--v=V~i""^" zwei solche Fenster-

. ~';y. '< Öffnungen nach dem

ll'W q Hl!: QuerschifF zu. (Von

den drei Arkaden
nach dem Mittel-
schiff zu, die Mo-
reno angibt, habe
ich keine Spur ge-
funden.)

Die östlichen
2 Räume1 besitzen
t gleich neben dem

Abbildung 3. Sun Pedro de Nave. Längenschnitt. Chorbogen eine

rundbogige Tür ins

Mittelschiff, daneben eine dreiteilige mit kleinen Säulchen geteilte Fenstergruppe (Ab-
bildung 4).

Die ursprünglichen Fenster sind alle sehr klein, im Chor innen mit Hufeisenbogen,
außen schlitzartig; nur die östlich gelegenen der Vorhallen haben eine kleine Mittel-
säule mit Traubenkapitell. .

Der Innenraum (Abbildung 5) ist in der Wirkung überraschend originell und würdig;
verhältnismäßig reich geschmückt durch meist doppelte Ornamentfriese und Gesimse;
vor allem aber durch sechs Marmorsäulen mit reichen Köpfen und Füßen, von
denen zwei im Choreingange, vier auf der Mittelschiffseite der Vierungspfeiler stehen.
Die Säulen haben kein eigentliches Kapitell, sondern einen eigentümlichen trapezoidförmigen
Kämpferaufsatz, der das ebenfalls reich geschmückte Kämpfergesimse und darüber die
Hufeisenbögen der Gurtbögen trägt. —

Gerade diese Teile sind auf das reichste ausgestattet; die Bilder (Abbildungen 6, 7)
überheben mich einer allgemeinen Beschreibung; auf das Einzelne komme ich zurück.

Ebenso sind die Füße der Vierungssäulen durch weit ausladende und reichge-

1 Ihre Westvvand nach dem Querschifte zu ist im Mittelalter durch einen großen Bogen durchbrochen,
so daß sie jetzt als Seitenschiffe mit mit Allären dienen können (s. Abbildungen 5, 6).
 
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