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Ueber Auswanderung nach Afrika.
blieb aber so lange aus, daß ich endlich die Geduld verlor !
und den Schmied aussandte, zu sehen, wo die Beiden ge-
blieben wären. Der Schmied ist jetzt gerade zwei Tage fort,
und Müller, unser Hirt, soll nun einmal sehen, wo sich die
Burschen hcrumtreiben. Ich hoffe, daß er mir bald gute
Nachricht von ihnen bringen wird, denn es sind die nützlich-
sten Männer der ganzen Ansiedlung und in der That zn
ihrem Fortbestand unumgänglich nöthig.
Der Fluß Mndibu ist tief und reißend und soll von
Alligatoren wimmeln; es sind aber bis jetzt noch nie mehr
als drei auf einmal gesehen worden, und keiner von diesen
war über achtzehn Fuß lang. Ties übrigens ist ganz gleich-
gültig, da wir das dicke und schmutzige Flnßwasser gar nicht
gebrauchen, sondern all unser Wasser aus natürlichen Brunnen
und Behältern nehmen.
Giftige Quellen gibt es allerdings viele hier, sie lassen
sich aber sehr leicht von den anderen, gesunden, unterscheiden,
indem sie weder Fische noch lebende Wesen enthalten; die
dagegen, die von Fröschen, Kröten, Schlangen re. wim-
meln, sind vollkommen harmlos und können mit Sicherheit
zu allen Küchenzwecken verwendet werden.
In der That weiß ich hier Nichts, was dem Einwanderer
hinderlich sein könnte, als vielleicht eins — die rasenden Regen
hier, in der Regenzeit, die manchmal das ganze Land über-
fluthen, und Häuser und Fenzen wegschwemmen sollen, doch
auch das läßt sich, mit einiger Arbeit, durch Dämme und
Gräben verbessern, und ein Boot mit Provisionen kann man ja,
in der Jahreszeit gerade, sehr leicht immer fertig liegen haben.
Ich rathe Euch deßhalb ernstlich, wenn die Sachen im alten
Vaterlande nicht besser stehen als damals, wie ich es verließ,
mit so vielen als Ihr dazu überreden könnt, auszuvcrkanfen,
und in dieses afrikanische Paradies herüber zu kommen.
Bis dahin grüßt Euch tausendmal, und ivünscht nur
Euch recht bald hier drüben zu sehen,
Euer
affektionirter Bruder und afrikanischer Plantagenbesitzer
F. C. Paisely.
Genauere Auskunft hierüber, wie die Agentur der Ueber-
fahrt nach Mr. Paiselys Plantage und dem Mndibuflusse,
besorgt unter den billigsten Bedingungen — das Auswander-
ungsburean von F. G. Weigel in Leipzig.
Lalcnburgische Correspondenz.
Ein so unruhiges Bild auch in den letzten Jahren die
Geschichte des deutschen Landes fast aller Orten abgeben
mochte, ein Plätzlein war still und friedlich geblieben trotz ;
der allgemeinen Aufregung, so unbewegt wie ein Ententeich,
so ruhig und harmlos wie eine Bntterblnme am Rande eines
Grabens — es war das Ländchen Lalenburg. Dies liebe
Ländchen! Seine Nachbarstaaten führten Kriege, langwierige
Kriege-das Ländchen betheiligte sich nicht daran; wo-
zu sollte es auch? Hätte nicht eins seiner Kinderchen dabei !
zu Schaden kommen können ? Nein, es ist gewiß sehr unrecht,
dem herzigen Lalenburg wegen seiner „Zurückgezogenheit"
einen Vorwurf machen zu wollen, und es etwa mit dem be-
leidigenden Namen „Laufenburg" zu belegen, denn so gewiß
in der Thierwelt einige Thiere zum Wiederkäuen, andere zum
Beißen und Zerreißen bestimmt sind, so-so sind
auch die Lalenburger von ganz anderem Naturell, als die
Bewohner anderer Staaten desselben Längengrades! —
Sehen wir dies liebe, gute, lalenbnrgische Völkchen jetzt
einmal an, sehen wir es an, wie es sich abspiegelt in den
Correspondenzen, welche aus seiner Mitte täglich in die Spalten
1 vielgelesener norddeutscher Blätter übergehn — und man wird
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Ueber Auswanderung nach Afrika.
blieb aber so lange aus, daß ich endlich die Geduld verlor !
und den Schmied aussandte, zu sehen, wo die Beiden ge-
blieben wären. Der Schmied ist jetzt gerade zwei Tage fort,
und Müller, unser Hirt, soll nun einmal sehen, wo sich die
Burschen hcrumtreiben. Ich hoffe, daß er mir bald gute
Nachricht von ihnen bringen wird, denn es sind die nützlich-
sten Männer der ganzen Ansiedlung und in der That zn
ihrem Fortbestand unumgänglich nöthig.
Der Fluß Mndibu ist tief und reißend und soll von
Alligatoren wimmeln; es sind aber bis jetzt noch nie mehr
als drei auf einmal gesehen worden, und keiner von diesen
war über achtzehn Fuß lang. Ties übrigens ist ganz gleich-
gültig, da wir das dicke und schmutzige Flnßwasser gar nicht
gebrauchen, sondern all unser Wasser aus natürlichen Brunnen
und Behältern nehmen.
Giftige Quellen gibt es allerdings viele hier, sie lassen
sich aber sehr leicht von den anderen, gesunden, unterscheiden,
indem sie weder Fische noch lebende Wesen enthalten; die
dagegen, die von Fröschen, Kröten, Schlangen re. wim-
meln, sind vollkommen harmlos und können mit Sicherheit
zu allen Küchenzwecken verwendet werden.
In der That weiß ich hier Nichts, was dem Einwanderer
hinderlich sein könnte, als vielleicht eins — die rasenden Regen
hier, in der Regenzeit, die manchmal das ganze Land über-
fluthen, und Häuser und Fenzen wegschwemmen sollen, doch
auch das läßt sich, mit einiger Arbeit, durch Dämme und
Gräben verbessern, und ein Boot mit Provisionen kann man ja,
in der Jahreszeit gerade, sehr leicht immer fertig liegen haben.
Ich rathe Euch deßhalb ernstlich, wenn die Sachen im alten
Vaterlande nicht besser stehen als damals, wie ich es verließ,
mit so vielen als Ihr dazu überreden könnt, auszuvcrkanfen,
und in dieses afrikanische Paradies herüber zu kommen.
Bis dahin grüßt Euch tausendmal, und ivünscht nur
Euch recht bald hier drüben zu sehen,
Euer
affektionirter Bruder und afrikanischer Plantagenbesitzer
F. C. Paisely.
Genauere Auskunft hierüber, wie die Agentur der Ueber-
fahrt nach Mr. Paiselys Plantage und dem Mndibuflusse,
besorgt unter den billigsten Bedingungen — das Auswander-
ungsburean von F. G. Weigel in Leipzig.
Lalcnburgische Correspondenz.
Ein so unruhiges Bild auch in den letzten Jahren die
Geschichte des deutschen Landes fast aller Orten abgeben
mochte, ein Plätzlein war still und friedlich geblieben trotz ;
der allgemeinen Aufregung, so unbewegt wie ein Ententeich,
so ruhig und harmlos wie eine Bntterblnme am Rande eines
Grabens — es war das Ländchen Lalenburg. Dies liebe
Ländchen! Seine Nachbarstaaten führten Kriege, langwierige
Kriege-das Ländchen betheiligte sich nicht daran; wo-
zu sollte es auch? Hätte nicht eins seiner Kinderchen dabei !
zu Schaden kommen können ? Nein, es ist gewiß sehr unrecht,
dem herzigen Lalenburg wegen seiner „Zurückgezogenheit"
einen Vorwurf machen zu wollen, und es etwa mit dem be-
leidigenden Namen „Laufenburg" zu belegen, denn so gewiß
in der Thierwelt einige Thiere zum Wiederkäuen, andere zum
Beißen und Zerreißen bestimmt sind, so-so sind
auch die Lalenburger von ganz anderem Naturell, als die
Bewohner anderer Staaten desselben Längengrades! —
Sehen wir dies liebe, gute, lalenbnrgische Völkchen jetzt
einmal an, sehen wir es an, wie es sich abspiegelt in den
Correspondenzen, welche aus seiner Mitte täglich in die Spalten
1 vielgelesener norddeutscher Blätter übergehn — und man wird
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Über Auswanderung nach Afrika"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 16.1852, Nr. 371, S. 83
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg