Gambrinias.
31
So meldet uns die Chronik. Und aber bald hiemach,
Just als ein schöner Abend rings auf der Erde lag,
Da sahen kühne Lauscher den Bacchus im Kloset, 220
Ein Mäßlein kühlen Bieres vor Seiner Majestät.
Die Lampe brannte heimlich, der Knaster düstet' süß;
Dem König war's zu Muthe, als wie im Paradies!
Durch's Rebenlaub da blinkte der Sterne gold'nes Spiel,
Dem Herrscher dünkt, als wären's just noch einmal so viel. 225
Und unbewußt entrang sich aus seinem Mund das Wort:
Ich huld'ge dir, Gambrine, und deinem braunen Hort!
F i n i s. E. F.
Geschichten, wie man sie sich in Pommern
erzählt.
Erste Geschichte.
Haben Sie schon von Herrn Jahns gehört? — Herr
Jahns ist ein alter Jäger in Pommern, dem mancherlei selt-
same Dinge passirt sind. Er erzählt sie in seinem plattdeutschen
Dialekt; wenn aber vornehme Herren in der Geschichte Vor-
kommen (zu denen beiläufig auch der Teufel gehört), so werden
diese mifiingsch sprechend (wahrscheinlich meißnisch, — hoch-
deutsch, wie es die Plattdeutschen aussprechen), eingeführt.
Herr Jahns hatte schon öfter bemertt, daß nicht Alles im
Walde geheuer sei. Er sah wohl, der Teufel wollte ihm etwas
anhaben. So begegnete er ihm eines schönen Tags; der Teufel
that, als wäre er ein feiner Herr; Herr Jahns kannte ihn wohl,
ließ sich aber nichts merken. Sie gingen zusammen; der Teufel
verwunderte sich über sein Jagdgeräth und ließ sich das erklären.
Als sie zur Erklärung der Flinte kamen, dachte Herr Jahns, er
wolle ihm schon seinen Vorwitz einttänken. Die Flinte war mit
ein Paar guten Rehposten geladen; Jahns sagte, es sei seine
Tabakspfeife. Der Teufel bekam Lust, die Pfeife zu probiren.
Herr Jahns sagte, er solle sie nur in den Mund nehmen, er
(Jahns) wolle ihm Feuer geben. Es geschieht; paff! knallt es los
und der Teufel liegt auf dem Rücken. Steht aber doch bald
wieder auf, spuckt aus und sagt: „Ei Herr Jahns, Sie roochen
Der Geist von Würzburg.
Zu Würzburg in der güldnen Blum
Da, sagt man, geht ein Geist herum,
Der hat dem Wirth um Mitternacht
Bis Eins schon manchen Schreck gemacht.
Kamen einmal drei Studiosen
Mit knappem Reitwamms, Ledcrhosen
Und Hellem Sporenklang daher,
Denen erzählt der Wirth die Mähr.
Die Herren machten ein klug Gesicht,
Sagten sie glaubten kein Wort ihm nicht,
Sei'n gewitzt und vielgereist,
Und sorcht'ten sich vor keinem Geist,
Wollten noch heut die Probe machen,
Den Geist zu bannen und auszulachen.
So satzten sie vergnügt im Sinn
In die verruf'ne Kammer sich hin,
Stellten drei Lichter auf den Tisch;
Der Wirth bracht' ihn n vom Weißen frisch.
Sie diskurirten hin und her,
Trank jeder ein Maß, und wohl noch mehr;
Und als es schlug die zehnte Stunden,
Der Weiße wollt' ihn'n nicht mehr munden;
Ließen sich d'rum vom Rothen bringen.
Ter machte sie alsbalde singen,
Und jeder zu besundrer Lust
Biel neuer Schwänk' und Liedl wußt'.
Doch als die Thurmuhr Elfe schlug,
Sie hatten des Rothen auch genug;
Forderten mit geschliffenen Kelchen
Noch Einen Wein, ihr merkt schon welchen,
Ter hell im Glase rauscht und säuselt
Und lichten Schaum und Perlen kräuselt.
Deß ttanken sie nun auch ihr Theil,
Hatten dabei nicht lange Weil',
Bis endlich mit gelindem Schwanken
Umgingen ihnen die Gedanken.
Ein leiser Frost sie überkam,
i
einen sehr starken Tobak." Ist indeß nicht wieder gekommen.
Der Kopf ward schwer, die Zunge lahm.
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So meldet uns die Chronik. Und aber bald hiemach,
Just als ein schöner Abend rings auf der Erde lag,
Da sahen kühne Lauscher den Bacchus im Kloset, 220
Ein Mäßlein kühlen Bieres vor Seiner Majestät.
Die Lampe brannte heimlich, der Knaster düstet' süß;
Dem König war's zu Muthe, als wie im Paradies!
Durch's Rebenlaub da blinkte der Sterne gold'nes Spiel,
Dem Herrscher dünkt, als wären's just noch einmal so viel. 225
Und unbewußt entrang sich aus seinem Mund das Wort:
Ich huld'ge dir, Gambrine, und deinem braunen Hort!
F i n i s. E. F.
Geschichten, wie man sie sich in Pommern
erzählt.
Erste Geschichte.
Haben Sie schon von Herrn Jahns gehört? — Herr
Jahns ist ein alter Jäger in Pommern, dem mancherlei selt-
same Dinge passirt sind. Er erzählt sie in seinem plattdeutschen
Dialekt; wenn aber vornehme Herren in der Geschichte Vor-
kommen (zu denen beiläufig auch der Teufel gehört), so werden
diese mifiingsch sprechend (wahrscheinlich meißnisch, — hoch-
deutsch, wie es die Plattdeutschen aussprechen), eingeführt.
Herr Jahns hatte schon öfter bemertt, daß nicht Alles im
Walde geheuer sei. Er sah wohl, der Teufel wollte ihm etwas
anhaben. So begegnete er ihm eines schönen Tags; der Teufel
that, als wäre er ein feiner Herr; Herr Jahns kannte ihn wohl,
ließ sich aber nichts merken. Sie gingen zusammen; der Teufel
verwunderte sich über sein Jagdgeräth und ließ sich das erklären.
Als sie zur Erklärung der Flinte kamen, dachte Herr Jahns, er
wolle ihm schon seinen Vorwitz einttänken. Die Flinte war mit
ein Paar guten Rehposten geladen; Jahns sagte, es sei seine
Tabakspfeife. Der Teufel bekam Lust, die Pfeife zu probiren.
Herr Jahns sagte, er solle sie nur in den Mund nehmen, er
(Jahns) wolle ihm Feuer geben. Es geschieht; paff! knallt es los
und der Teufel liegt auf dem Rücken. Steht aber doch bald
wieder auf, spuckt aus und sagt: „Ei Herr Jahns, Sie roochen
Der Geist von Würzburg.
Zu Würzburg in der güldnen Blum
Da, sagt man, geht ein Geist herum,
Der hat dem Wirth um Mitternacht
Bis Eins schon manchen Schreck gemacht.
Kamen einmal drei Studiosen
Mit knappem Reitwamms, Ledcrhosen
Und Hellem Sporenklang daher,
Denen erzählt der Wirth die Mähr.
Die Herren machten ein klug Gesicht,
Sagten sie glaubten kein Wort ihm nicht,
Sei'n gewitzt und vielgereist,
Und sorcht'ten sich vor keinem Geist,
Wollten noch heut die Probe machen,
Den Geist zu bannen und auszulachen.
So satzten sie vergnügt im Sinn
In die verruf'ne Kammer sich hin,
Stellten drei Lichter auf den Tisch;
Der Wirth bracht' ihn n vom Weißen frisch.
Sie diskurirten hin und her,
Trank jeder ein Maß, und wohl noch mehr;
Und als es schlug die zehnte Stunden,
Der Weiße wollt' ihn'n nicht mehr munden;
Ließen sich d'rum vom Rothen bringen.
Ter machte sie alsbalde singen,
Und jeder zu besundrer Lust
Biel neuer Schwänk' und Liedl wußt'.
Doch als die Thurmuhr Elfe schlug,
Sie hatten des Rothen auch genug;
Forderten mit geschliffenen Kelchen
Noch Einen Wein, ihr merkt schon welchen,
Ter hell im Glase rauscht und säuselt
Und lichten Schaum und Perlen kräuselt.
Deß ttanken sie nun auch ihr Theil,
Hatten dabei nicht lange Weil',
Bis endlich mit gelindem Schwanken
Umgingen ihnen die Gedanken.
Ein leiser Frost sie überkam,
i
einen sehr starken Tobak." Ist indeß nicht wieder gekommen.
Der Kopf ward schwer, die Zunge lahm.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Geschichten, wie man sie sich in Pommern erzählt" "Der Geist von Würzburg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Unidentifizierte Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 28, S. 31
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg