Der Geist von Würzburg.
Ta schlug es Mitternacht vom Thurm,
Ausfuhr die Thür als wie im Sturm;
Und ttat herein zu ihrem Graun
Ter Geist, entsetzlich anzuschaun,
Aschfarb vom Antlitz, Kleid und Schopf,
Hinten mit einem langen Zopf,
Die allein in rothem Schein
Hellglühend wie Karfunkelstein.
Herttat zum Tisch das Ungethüm,
Fuhr an die Herrn mit heiserer Stimm:
Was tteff' ich euch, ihr bösen Buben
Zu solcher Zeit in dieser Stuben?
Könnt ihr nicht ruhig schlafen aus,
Oder mit rechtem Fleiß zu Haus
Aristotelem exponiren.
Euch auf's Examen präpariren?
Statt besten weicht ihr hier im Wein
Eure steinharten Köpfe ein,
Verstört die Nacht aus ihrer Ruh;
Und was beginnt ihr morgen früh?
Was ist dann eurer Seele Nahrung?
Antworte dünn Bier und salzen Harung.
Tenn wie wohl fändet ihr den Weg
Zu bessrer Atzung ins Kolleg? —
Damit packt' er den Ersten frisch,
Warf kurz und gut ihn unter'n Tisch,
Ten Zweiten schnürt' er an der Kehlen,
Ter meint, es führ' ihm aus die Seelen,
Ten Tritten pantscht er auf den Bauch,
Daß von ihm ging manch Seufzerhauch.
Das war ein ungefüges Raufen,
Ein banges Winseln, Keuchen, Schnaufen,
Bis bei dem ersten Schlag der Uhr
Der Geist mit Stank von dannen fuhr.
Ten Herren war nicht wohl zu Muth,
Verspürten kalten Schweiß und Gluth,
Blieben ganz sttlle in der Schenken,
Schliefen die Nacht auf harten Bänken;
Und als der Wirth früh Morgens kam,
Bon ihnen die schwere Zeche nahm,
Bekannten sie mit bleichen Mienen,
Der Geist wär' ihnen doch erschienen,
Noch läg's ihn'n in den Gliedern schwer,
Und wollten ihn bannen nimmermehr.
Der Geist zu Würzburg in der Kammer
Heißt insgemein: Herr Katzenjammer,
Und die Moral von der Geschicht:
Auf Weißen trinkt kein'n Rothen nicht,
Und setzt ihr gar Champagner drauf:
Der Geist von Würzburg wart't euch auf.
E. Geibel.
Alles was möglich ist.
Gnädige Frau, ich bin allerdings gern galant gegen
Damen, allein Sie sehen selbst — mehr zu thun ist un-
möglich. —
Redaction: Caspar Braun und Friedr. Schneider. — München, Verlag von Braun & Schneider.
Kgl. Hos- und Universitäts-Buchdruckerei von vr. C. Wolf & Sohn in München.
Ta schlug es Mitternacht vom Thurm,
Ausfuhr die Thür als wie im Sturm;
Und ttat herein zu ihrem Graun
Ter Geist, entsetzlich anzuschaun,
Aschfarb vom Antlitz, Kleid und Schopf,
Hinten mit einem langen Zopf,
Die allein in rothem Schein
Hellglühend wie Karfunkelstein.
Herttat zum Tisch das Ungethüm,
Fuhr an die Herrn mit heiserer Stimm:
Was tteff' ich euch, ihr bösen Buben
Zu solcher Zeit in dieser Stuben?
Könnt ihr nicht ruhig schlafen aus,
Oder mit rechtem Fleiß zu Haus
Aristotelem exponiren.
Euch auf's Examen präpariren?
Statt besten weicht ihr hier im Wein
Eure steinharten Köpfe ein,
Verstört die Nacht aus ihrer Ruh;
Und was beginnt ihr morgen früh?
Was ist dann eurer Seele Nahrung?
Antworte dünn Bier und salzen Harung.
Tenn wie wohl fändet ihr den Weg
Zu bessrer Atzung ins Kolleg? —
Damit packt' er den Ersten frisch,
Warf kurz und gut ihn unter'n Tisch,
Ten Zweiten schnürt' er an der Kehlen,
Ter meint, es führ' ihm aus die Seelen,
Ten Tritten pantscht er auf den Bauch,
Daß von ihm ging manch Seufzerhauch.
Das war ein ungefüges Raufen,
Ein banges Winseln, Keuchen, Schnaufen,
Bis bei dem ersten Schlag der Uhr
Der Geist mit Stank von dannen fuhr.
Ten Herren war nicht wohl zu Muth,
Verspürten kalten Schweiß und Gluth,
Blieben ganz sttlle in der Schenken,
Schliefen die Nacht auf harten Bänken;
Und als der Wirth früh Morgens kam,
Bon ihnen die schwere Zeche nahm,
Bekannten sie mit bleichen Mienen,
Der Geist wär' ihnen doch erschienen,
Noch läg's ihn'n in den Gliedern schwer,
Und wollten ihn bannen nimmermehr.
Der Geist zu Würzburg in der Kammer
Heißt insgemein: Herr Katzenjammer,
Und die Moral von der Geschicht:
Auf Weißen trinkt kein'n Rothen nicht,
Und setzt ihr gar Champagner drauf:
Der Geist von Würzburg wart't euch auf.
E. Geibel.
Alles was möglich ist.
Gnädige Frau, ich bin allerdings gern galant gegen
Damen, allein Sie sehen selbst — mehr zu thun ist un-
möglich. —
Redaction: Caspar Braun und Friedr. Schneider. — München, Verlag von Braun & Schneider.
Kgl. Hos- und Universitäts-Buchdruckerei von vr. C. Wolf & Sohn in München.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Geist von Würzburg" "Alles was möglich ist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 28, S. 32
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg