118
Großes keroplastisches Kabinet.
(Fortsetzung.)
Antonia della Roccini,
die furchtbare Seeräuberkönigin, geboren in Pa-
lermo, blühte um 1890. Zeitgenossin Eugens
und Newtons.
Aus dem berühmten altadelichen Hause della
RocciniaValdro, war sie als jüngste Tochter
der Familie zum Klosterleben bestimmt, widmete
sich aber ihrer eigenen Neigung gemäß schonfrühzei-
tig dem Rüuberstande. Berühmt durch ihre unend-
liche Schönheit aber auch unmenschliche Grausam-
keit, war Antonia mit ihrerzahlreichen und gut or-
ganisirten Bande dasSchrecken des ganzen südlichen
Italiens und hat nach und nach mit eigener Hand
zwischen 115 und 116 Menschen ums Leben ge-
bracht. Sie gab sich zuletzt selbst den Tod.
O wie weit kann sich die Tugend von ihrem
Pfade verirren! ruft man hier unwillkllhrlich aus.
Antonia war Meisterin der Mandoline »nd mit
einer herrlichen Stimme begabt. Noch wimmelts in
Italien von Liedern die von ihr herrühren. Wir fü-
gen hier eine Strophe ihres Lieblingsliedes in ge-
lungenerUebersetzung bei, auch ausgenommen in die
Sammlung von 200 der schönsten Räuber-
Lieder. Für die reifere Jugend und zum
Hausgebrauch bearbeitet »ott****
Leipzig und Quedlinburg 1845.
Hinaus eilt der Bandit in finstrer Nacht!
Ha was genirts ihn wenn der Donner kracht!
Bei Sturmgebraus und Blitzesfchein,
Wenn beben Krüfte.
Wenn zittern Klüfte
Steigt er im Schloß zum Fenster 'nein:
Er raubt der Gräfin einen Kuß —
Pumps! hinter ihm da fällt ein Schuß:
Pom Leder zieht er schnell, thul seine Pflicht,
Nein, die Banditen diten zittern nicht!
^ at -
(Wie ihr Lebenswandel — so ist auch die Schriftprobe, die wir hier von ihr geben,
nicht ohne Flecken, und es bewährt sich hiedurch neuerdings der Ausspruch jenes gro-
ßen Geistes, daß man aus der Schriftart den Charakter des Menschen selber erkenne.
Gegenwärtiges Facstmile ist ein Poftscript aus einem zärtlichen Briefe della Roccinis
an ihren geliebten Guido, und stammt aus der äußerst reichhaltigen
„Sammlung von Liebesbriefen aller Zeiten und Nationen (Autographieen) des
Duca Torrresini in Palermo."
(Zu gegenwärtigem Facsimile kamen wir ganz zufällig. Ein Bäckergeselle,
Namens Kleierl aus Ellwangen, der an der Moskitoküste vor 2 Jah-
ren Schiffbruch litt, und dort von den Eingebornen gebraten werden
sollte, entkam wie durch ein Wunder. Kurze Zeit nach seiner Rückkunft
schrieb Kleierl im Ochsen in Merseburg, obwohl etwas betrunken, doch
ganz geläufig, aus der Erinnerung auf den Wirthstisch mit Kleide die
Hand Xakchwachchs nach, so wie wir sie hier in Copie treu wieder geben.
Diese Schrift enthält die Namenszüge des Moskitokönigs, das übrige
ist eigentlich das Rezept, wie die Auswanderer am schmackhaftesten zube-
reitet werden.
Kleierl war schon auf dem Roste gelegen: man sah noch ganz deutlich
auf seinem Nacken einen Brandflecken, der beinahe eine Gestalt hatte
wie ein lateinisches F.)
Hachcheriochoquul L'akchwachch,
jetziger König der Mosquitoküste, geboren am 19. Dezemb. 1822.
Genoß eine sehr gewählte und sorgfältige Erziehung in dem
Edelknaben-Jnstitute seines Herrn Vaters seligen, Majestät
Großes keroplastisches Kabinet.
(Fortsetzung.)
Antonia della Roccini,
die furchtbare Seeräuberkönigin, geboren in Pa-
lermo, blühte um 1890. Zeitgenossin Eugens
und Newtons.
Aus dem berühmten altadelichen Hause della
RocciniaValdro, war sie als jüngste Tochter
der Familie zum Klosterleben bestimmt, widmete
sich aber ihrer eigenen Neigung gemäß schonfrühzei-
tig dem Rüuberstande. Berühmt durch ihre unend-
liche Schönheit aber auch unmenschliche Grausam-
keit, war Antonia mit ihrerzahlreichen und gut or-
ganisirten Bande dasSchrecken des ganzen südlichen
Italiens und hat nach und nach mit eigener Hand
zwischen 115 und 116 Menschen ums Leben ge-
bracht. Sie gab sich zuletzt selbst den Tod.
O wie weit kann sich die Tugend von ihrem
Pfade verirren! ruft man hier unwillkllhrlich aus.
Antonia war Meisterin der Mandoline »nd mit
einer herrlichen Stimme begabt. Noch wimmelts in
Italien von Liedern die von ihr herrühren. Wir fü-
gen hier eine Strophe ihres Lieblingsliedes in ge-
lungenerUebersetzung bei, auch ausgenommen in die
Sammlung von 200 der schönsten Räuber-
Lieder. Für die reifere Jugend und zum
Hausgebrauch bearbeitet »ott****
Leipzig und Quedlinburg 1845.
Hinaus eilt der Bandit in finstrer Nacht!
Ha was genirts ihn wenn der Donner kracht!
Bei Sturmgebraus und Blitzesfchein,
Wenn beben Krüfte.
Wenn zittern Klüfte
Steigt er im Schloß zum Fenster 'nein:
Er raubt der Gräfin einen Kuß —
Pumps! hinter ihm da fällt ein Schuß:
Pom Leder zieht er schnell, thul seine Pflicht,
Nein, die Banditen diten zittern nicht!
^ at -
(Wie ihr Lebenswandel — so ist auch die Schriftprobe, die wir hier von ihr geben,
nicht ohne Flecken, und es bewährt sich hiedurch neuerdings der Ausspruch jenes gro-
ßen Geistes, daß man aus der Schriftart den Charakter des Menschen selber erkenne.
Gegenwärtiges Facstmile ist ein Poftscript aus einem zärtlichen Briefe della Roccinis
an ihren geliebten Guido, und stammt aus der äußerst reichhaltigen
„Sammlung von Liebesbriefen aller Zeiten und Nationen (Autographieen) des
Duca Torrresini in Palermo."
(Zu gegenwärtigem Facsimile kamen wir ganz zufällig. Ein Bäckergeselle,
Namens Kleierl aus Ellwangen, der an der Moskitoküste vor 2 Jah-
ren Schiffbruch litt, und dort von den Eingebornen gebraten werden
sollte, entkam wie durch ein Wunder. Kurze Zeit nach seiner Rückkunft
schrieb Kleierl im Ochsen in Merseburg, obwohl etwas betrunken, doch
ganz geläufig, aus der Erinnerung auf den Wirthstisch mit Kleide die
Hand Xakchwachchs nach, so wie wir sie hier in Copie treu wieder geben.
Diese Schrift enthält die Namenszüge des Moskitokönigs, das übrige
ist eigentlich das Rezept, wie die Auswanderer am schmackhaftesten zube-
reitet werden.
Kleierl war schon auf dem Roste gelegen: man sah noch ganz deutlich
auf seinem Nacken einen Brandflecken, der beinahe eine Gestalt hatte
wie ein lateinisches F.)
Hachcheriochoquul L'akchwachch,
jetziger König der Mosquitoküste, geboren am 19. Dezemb. 1822.
Genoß eine sehr gewählte und sorgfältige Erziehung in dem
Edelknaben-Jnstitute seines Herrn Vaters seligen, Majestät
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Großes keroplastisches Kabinet."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
(1) "Antonia della Roccini" (2) "Hachcheriochoquul Xakchwachch"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Antonia della Roccini
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 39, S. 118
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg