St. Urbans Kellerhals.
— Nun, ich finde das gar nicht spaßhaft, sagte Michel,
ich bin vierhundert Gulden reich gewesen und jetzt habe ich
nichts. Aber ich will schon sehen. Baar Geld habe ich
nicht, aber mein Sach ist doch auch was werth. Ein halber
Morgen Wingert im Sankt Urban gilt auch so viel, als Ihr
da in Eurer Geldkatze tragt. Ich habe einen ganzen Mor-
gen, setzt eure Geldkatze her, dann theilen wir den Wingert
ab, einen halben Morgen gegen das Geld da.
— Gilt nicht, sagte der Wirth, jetzt ists genug, das
Knöcheln ist ohnehin verboten.
— Es gilt, sag' ich, rief der Michel, das mit dem Ring
hat auch gegolten, und hat man so lange knöcheln dürfen,
darf man's auch jetzt.
— Nach Spielregel gilts in aller Welt, bemerkte der
Krämer.
— Den halben Morgen also gegen die Geldkatze, rief
Michel, und schlug auf den Tisch.
— Angenommen, antwortete der Fremdling. Michel wür-
felte und verlor.
— Den andern halben noch einmal, schrie Michel, außer
sich vor Entsetzen, denn nun stand seine ganze Habe auf dem
Spiel. Da entstand eine große Pause, der Wirth legte dem
unglücklichen Spieler die Hand auf die Schulter und rieth
ihm es gehen zu lassen. Die andern Gäste sprachen ihm
auch zu, aber er blieb, den Kopf auf die Hand gestützt, sitzen.
Da ging die Thür auf und sein Bube kam herein.
— Vater, du sollst nach Hause kommen, die Mutter hat
so das Herzweh; sagte der Kleine.
— Ich komme gleich, rief Michel, geh nur voraus.
(Fortsetzung folgt.)
14»
Himmelfahrt und Himmelfturz eines armen
Poeten.
Gesegnet seist du, Stunde! mir,
Die mir begeisternd winkt;
Schon fühl' ich's, wie das Flügelthier
Mich zum Olympus bringt!
Jedwede Sorge flieht mich da,
Das Herz wird groß und weit,
Dem Borne des Vergessens nah
Durchglüht mich Seligkeit!
Was mein verklärtes Auge sieht,
Was mir der Gott vertraut,
Verkünd' euch stolz mein hohes Lied,
Schon braust die Leier laut!
Da stürzt mich von Apollo's Thron
Hinab zur Erdennoth
Mit einem Wort: — „Citation!"
Des Stadtgerichtes Bot'!
— Nun, ich finde das gar nicht spaßhaft, sagte Michel,
ich bin vierhundert Gulden reich gewesen und jetzt habe ich
nichts. Aber ich will schon sehen. Baar Geld habe ich
nicht, aber mein Sach ist doch auch was werth. Ein halber
Morgen Wingert im Sankt Urban gilt auch so viel, als Ihr
da in Eurer Geldkatze tragt. Ich habe einen ganzen Mor-
gen, setzt eure Geldkatze her, dann theilen wir den Wingert
ab, einen halben Morgen gegen das Geld da.
— Gilt nicht, sagte der Wirth, jetzt ists genug, das
Knöcheln ist ohnehin verboten.
— Es gilt, sag' ich, rief der Michel, das mit dem Ring
hat auch gegolten, und hat man so lange knöcheln dürfen,
darf man's auch jetzt.
— Nach Spielregel gilts in aller Welt, bemerkte der
Krämer.
— Den halben Morgen also gegen die Geldkatze, rief
Michel, und schlug auf den Tisch.
— Angenommen, antwortete der Fremdling. Michel wür-
felte und verlor.
— Den andern halben noch einmal, schrie Michel, außer
sich vor Entsetzen, denn nun stand seine ganze Habe auf dem
Spiel. Da entstand eine große Pause, der Wirth legte dem
unglücklichen Spieler die Hand auf die Schulter und rieth
ihm es gehen zu lassen. Die andern Gäste sprachen ihm
auch zu, aber er blieb, den Kopf auf die Hand gestützt, sitzen.
Da ging die Thür auf und sein Bube kam herein.
— Vater, du sollst nach Hause kommen, die Mutter hat
so das Herzweh; sagte der Kleine.
— Ich komme gleich, rief Michel, geh nur voraus.
(Fortsetzung folgt.)
14»
Himmelfahrt und Himmelfturz eines armen
Poeten.
Gesegnet seist du, Stunde! mir,
Die mir begeisternd winkt;
Schon fühl' ich's, wie das Flügelthier
Mich zum Olympus bringt!
Jedwede Sorge flieht mich da,
Das Herz wird groß und weit,
Dem Borne des Vergessens nah
Durchglüht mich Seligkeit!
Was mein verklärtes Auge sieht,
Was mir der Gott vertraut,
Verkünd' euch stolz mein hohes Lied,
Schon braust die Leier laut!
Da stürzt mich von Apollo's Thron
Hinab zur Erdennoth
Mit einem Wort: — „Citation!"
Des Stadtgerichtes Bot'!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"St. Urbans Kellerhals." "Himmelfahrt und Himmelsturz eines armen Poeten."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 2.1846, Nr. 43, S. 149
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg