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Ein Traum.

Ich saß und schrieb, das Herz voll Kummer,
Da nickt ich ein in tiefe» Schlummer,

Ich träumte viel und träumte schwer —

Mir schieu's, daß ich gestorben war.

Ich stand schon vor der Himmelspforten,

Die Engelein sangen in süßen Accorden,

Nur Petrus sah in seinem Haus
Gar finster und verdrießlich aus.

Hier, dacht' ich, mußt du enule gehen,

Der möchte nicht viel Scherz verstehen;

Drum macht' ich mich recht klein und schmal.

Und huschte schnell in den Himmelsaal.

„Halt! heda, Landsmann! Nicht so eilig!

„Denkt Er so antipolizcilich

„Sich einzuschmuggeln iu's Himmelreich?

„Das wäre mir ein schöner Streich!

„Was ist Er denn für ein Geselle?

„Wohl gar ein Fmter für die Hölle?

„Ein lock'rcr Bnrkch ist Er gewesen,

„Das ist Ihm vom Geficht zu lesen,

„Viel Erdeuschmutz klebt an Ihm 'rnm —

„So kommt man nicht in's Elystum.

„Und soll Er für den Himmel tanzen,

„So muß Er erst das Gluthbad brauchen;

„Im Flammelpfuhl dort wasch' Er fich
„Vom Sündenschlamm fein säuberlich; —

„Mit fünfzig Jahren Fegefeuer

„Kauft Er den Himmel nicht zu theuer. —

„„Ach lieber Petrus — halten zu Gnaden —

Ich sollte hinunter in diesen Schwaden?

O sein Sie barmherzig! das halt ich nicht an«—
Da komm ich lebendig nicht mehr heraus!

Hätt' ich denn wirklich so viel verbrochen.

Daß man in Schwefel mich müßte kochen? —
In Jena lebt' ich zwar mitunter
Als Studio ein wenig munter;

Doch ach! dies kurze Gaudium,

Wie mußte mit tausend Roth und Qualen,
Mit Durst und Hunger ich'S bezahlen
Im craffen Philisterium!

Zehn schwere Candidatenjahre
Die sind kein Spaß Herr, glaubt es mir!
Das höhlt die Wangen, graut die Haare,
Vom Bücken bricht der Rücken schier.

Bei armen Grafen, reichen Bauern
Als Informator zu versauern,

Gottlose Rangen amüfiren,

Der gnädigen Herrschaft sein hosiren.
Bedienter, Großknecht, Haushund sei»,

Und Kindermagd noch oben drein,

Und doch bei solchem Jammerleben
Des Leibes Nothdurft kaum erstreben —

Das gäbe, dächt' ich, alle Muße
Zu Beten, Fasten, Reu und Buße;

Drum lieber Petrus, seid kein Stein,

Und laßt mich in den Himmel ein.""

„Du bist nicht blöde" sprach Sankt Peter,
„Doch wie du meinst, so geht das nicht,
„Sein Trübsalsmaß empfängt ein Jeder.

„Der eingehn will zum Himmelslicht.

„Du hattest dort zehn böse Jahre,

„Das bringt dir billig hier Gewinn;

; „Hinab zum Fegefeuer fahre —

„Doch vierzig Jahr nur bleibst du drin."
„„Nehmt meiuen Dank" sprach ich bescheiden,
Herr Himmelspförtner lobesau!

Doch nur den Anfang meiner Leiden
Hab' ich bis jetzt Euch kund gethan.

Ich war des Unglücks Reitpferd immer,

Es ging mir schlimmer stets und schlimmer,
Und als ich dacht' ich wär' am Ziel,

Ich glücklich durch'S Eramen fiel,

Und straks dem Teufel in die Krallen ;

Denn ach! ein altes reiches Weib
Fand an mir armen Schelni Gefallen,

Und freite mich zum Zeitvertreib
Da ward' ich unter Affen, Hunden
Und Papageien eiurangirt,

Da hatt' ich eitel böse Stunden.

Und wurde jämmerlich tractirt!

Da lag ans mir mit Centnerschwere
Des riesigste» Pantoffels Wucht
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Traum"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Traum <Motiv>
Schreiben <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Petrus, Apostel, Heiliger
Pantoffel

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 3.1846, Nr. 59, S. 85

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